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Alle börsennotierten Unternehmen in der Europäischen Union müssen ab 2005 ihren Konzernabschluss nach den International Accounting Standards erstellen. Keine leichte Aufgabe, bedenkt man die Umstellung der Systeme, die Änderung der internen Prozesse und die damit verbundenen Kosten.

Gerade Banken könnten durch die EU-Verordnung unter Druck geraten, denn ihre Rechnungslegung ist besonders stark reguliert. Kritisch ist für sie vor allem die Umsetzung der Standards IAS 32 und IAS 39, die sich auf die Bewertung von Finanzinstrumenten beziehen. In den USA bereitet es vielen Unternehmen Schwierigkeiten, FAS 133, das US-amerikanische Äquivalent von IAS 39, einzuhalten. Dies liegt in erster Linie an der Software.
Laut Risk Magazine beklagen sich die Finanzmanager US-amerikanischer Unternehmen, die bislang verfügbare Software genüge den Anforderungen der neuen Rechnungslegungsnorm nicht. Dagegen wenden die Softwarehersteller ein, dass die ständige Weiterentwicklung von FAS 133 die Entwicklung einer entsprechenden Software erschwert.

Strenge Normen für die Rechnungslegung

FAS 133 enthält strenge und komplexe Rechnungslegungsnormen in Bezug auf Derivate. Das heißt im Wesentlichen, dass Unternehmen eine Mark-to-Market-Bewertung für Derivatkontrakte durchführen und sie als Vermögensgegenstände oder Verbindlichkeiten in ihrer Bilanz aufzeigen müssen. Gewinne und Verluste werden im Ergebnis der aktuellen Periode ausgewiesen. IAS 39 enthält vergleichbare Auflagen für europäische Unternehmen, während IAS 32 Darstellungs- und Offenlegungsvorschriften regelt. Angesichts der Größe und Komplexität ihrer Derivatenportfolios sind Banken gezwungen, die Vorschriften korrekt umzusetzen.
Durch IAS werden Abschlüsse unterschiedlicher Unternehmen aus verschiedenen Regionen standardisiert, um Vergleichbarkeit zu ermöglichen. Dies soll den weltweiten Wertpapierhandel intensivieren, treibt Fusionen und internationale Akquisitionen voran und erleichtert Finanzierungen – gute Aussichten also für Banken. Doch andererseits müssen sie bei der Ermittlung ihrer Ertragslage künftig einen völlig neuen Ansatz verfolgen, um die aktuellen Buchhaltungs-, Bewertungs- und Sicherungsvorschriften einzuhalten. Die Prozesse im Rechnungswesen und Controlling sind an die neuen Standards anzupassen. Für Banken bedeutet das, ihre Soft- und Hardware sowie ihre internen Verwaltungsprozesse umzustellen und ihre Mitarbeiter entsprechend zu schulen. Das alles erfordert umfangreiche Investitionen, ist jedoch für ein stabiles und profitables Unternehmen unerlässlich.

IAS in 2003 einführen

Den Banken bleibt nicht viel Zeit, sich für IAS zu rüsten: Die neuen Standards treten 2005 in Kraft. Die ersten Abschlüsse nach IAS sind bereits 2004 zu erstellen, da die Standards für den ersten Abschluss, der 2005 fällig ist, zwingend Vergleichszahlen aus dem Vorjahr verlangen. Die Einführung der IAS muss daher bis 2003 abgeschlossen sein.
Banken haben die Möglichkeit, entweder die entsprechende Software selbst zu entwickeln oder sich für isolierte Einzelsysteme entscheiden. Doch solche Lösungen sind möglicherweise nicht ausreichend und langfristig wohl auch nicht kostengünstig. Banken sollten ihre Systemanforderungen für IAS im Zusammenhang mit ihren Geschäftsführungsprozessen betrachten. Denn eine IAS-Lösung gehört durch die Marktsicht der Finanzgeschäfte künftig zur Unternehmenssteuerung jeder Bank. Dies gilt es bei der Strukturierung der Buchhaltungs- und Controllingsysteme zu berücksichtigen.

Konsolidierte Konzernabschlüsse erstellen

Beispielsweise erfordern die EU-Richtlinien, dass börsennotierte Unternehmen IAS-konforme Finanzberichte auf Gesamtkonzernebene erstellen – im Hinblick auf Systeme und Software eine riesige Herausforderung. Eine IAS-Lösung muss in der Lage sein, Finanzberichte für selbstständige Einheiten zu erzeugen, die dann in den Gesamtkonzernabschluss integriert einfließen. Dies erfordert eine mehrsprachige Software und automatisierte Prozesse, wie Kapitalkonsolidierung, Innenumsatzeliminierung und Währungsumrechnung. Gleichzeitig sind im Hinblick auf konsistente Ergebnisse redundante Prozesse in den operativen Systemen zu vermeiden. Damit bestehende operative Systeme nicht umgerüstet werden müssen, sollten beispielsweise IAS-Werte in einem zentralen IAS-Nebenbuch berechnet werden, aus dem sich alle Berichtsanforderungen für Bilanz und Notes erfüllen lassen.
In der Praxis bedeutet dies, dass eine IAS-Lösung auf einer zentralen Datenbank basieren muss, die anhand von standardisierten Methoden ein IAS-Ergebnis auf der feinsten Granularitätsebene, dem Einzelgeschäft, erzeugt. Ausgehend von einem Einzelabschluss werden IAS-konforme Werte und Hedges für die IAS-relevanten Geschäftsvorfälle ermittelt. Um Gewinn- und Verlust-Schwankungen zu vermeiden muss die IAS-Lösung die Anforderungen des Hedge Accounting erfüllen.

Anpassungsfähige SAP-Lösung

SAP IAS Lösung
SAP IAS Lösung

Durch die Verknüpfung einer IAS-Lösung der Einzelgesellschaft mit der Konzernkonsolidierung können Banken IAS-konforme, konsolidierte Abschlüsse erstellen – und damit die EU-Vorschriften erfüllen. Eine solche Lösung bietet SAP. Dies ist jedoch nicht die einzige Anforderung an zukünftige Buchhaltungssysteme von Banken. Eine IAS-Lösung muss zukunftsorientiert und erweiterungsfähig sein, da schon heute abzusehen ist, dass die International Accounting Standards ständig weiterentwickelt werden. Bereits für 2003 hat das IASB weitere Änderungen am IAS 39 angekündigt. Die Software sollte sich daher stets an die gesetzlichen Regelungen anpassen lassen. Darüber hinaus muss eine IAS-Software ein umfassendes Funktionsspektrum besitzen und leicht bedienbar sein.
Ein Entwicklungsprozess, der lange vor dem Inkrafttreten der neuen Regelungen in Gang ist, ermöglicht es den Banken, die IAS-Lösung kennen zu lernen, zu testen und die Implementierung vorzubereiten. Durch das Feedback der Anwender ist SAP in der Lage, Änderungen vorzunehmen und damit den gewünschten Funktionsumfang und die notwendige Qualität sicherzustellen. Um die erwarteten Gesetzesänderungen aktuell einbeziehen zu können, ist eine kontinuierliche Kooperation von SAP mit den Banken gefordert.
“Dank SAP können wir uns frühzeitig auf die neuen Vorschriften einstellen und dadurch den Termindruck bei der IAS-Einführung verringern”, betont Uwe von Knoblauch, Leiter des zentralen Rechnungswesens der Landesbank Rheinland-Pfalz in Mainz – die am IAS-Pilotprojekt der SAP beteiligtet ist.

IAS und Basel II gemeinsam umsetzen

Doch Europas Banken sind nicht nur mit neuen internationalen Bilanzierungsvorschriften konfrontiert. Sie müssen auch die neue internationale Eigenkapitalvereinbarung, Basel II, einhalten, die voraussichtlich 2006 in Kraft tritt. Basel II gilt heute im Grunde nur für international tätige Banken, doch die EU arbeitet an einer Direktive, die alle Banken innerhalb der EU verpflichten soll, die neuen internationalen Vereinbarung einzuhalten.
Eine umfassende und moderne IAS-Lösung unterstützt Banken bei beiden Aufgaben. Sie muss auf einem zentralen Datenpool für Finanzinstrumente basieren, der einerseits die Verwaltung von IAS-Daten ermöglicht und andererseits die im Rahmen von Basel II erforderlichen Auswertungen, beispielsweise Kapitalberechnungen, unterstützt. Um solche Synergien zu erreichen, ist es notwendig, dass die Softwarepakete für IAS und Basel II auf der gleichen Architektur basieren. “Wir haben uns für SAP entschieden, weil die Anwendungen für Basel II und IAS auf eine gemeinsame Datenbank zugreifen und dadurch konsistente Daten, Methoden und Resultate liefern”, erklärt Udo Mehrens, stellvertretender IT-Leiter der Hamburgischen Landesbank, die ebenfalls am Pilotprojekt teilnimmt.

Zeitplan IAS
Zeitplan IAS

Noch bleibt den Banken genug Zeit, sich für IAS zu rüsten. Die IAS-Lösung kann im erforderlichen Zeitrahmen im Laufe des kommenden Jahres implementiert werden. Die qualitative Absicherung des IAS-Konzeptes mit den daraus resultierenden Methoden und die Verringerung des Entwicklungsrisikos während des Implementierungsprozesses sind entscheidende Voraussetzungen für die Gesamtqualität der Lösung. Um die höchsten Implementierungsstandards zu gewährleisten, kommt es auch auf die Zusammenarbeit mit bewährten Beratungspartnern an.
Die IAS- und Basel-II-Lösung von SAP wird in Zusammenarbeit mit den Unternehmensberatern von IBM Business Consulting Services und BearingPoint (Qualitätssicherung) sowie Banken entwickelt, die sich bereit erklärt haben, auch künftig an der Weiterentwicklung der Software mitzuwirken.

Buchtipp

IAS-Konzernabschlüssse mit SAP
Autoren: Henning Kagermann • Karlheinz Küting • Johannes Wirth
ISBN 3-7910-2023-4
Preis: 129,95 Euro
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Hubert Späth
Hubert Späth