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Dr. F. Thomson Leighton
Dr. F. Thomson Leighton

Welches sind Ihre wichtigsten Forschungsgebiete am Laboratory for Computer Science des MIT?

Leighton: Meine Arbeit konzentriert sich auf Algorithmen, Netzwerke, paralleles und verteiltes Computing und diskrete Mathematik.

Mathematische Algorithmen spielen zum Beispiel beim dynamischen Routing von Internet-Inhalten eine wichtige Rolle. Welche zukünftigen Herausforderungen ergeben sich durch die zunehmende Web-basierte Kooperation zwischen den Unternehmen?

Leighton: Das Fundament bei der Gründung von Akamai bildete die Erkenntnis, dass eine Lösung für das dynamische Routing von Inhalten zur Vermeidung des “Datenstaus” im Web in der angewandten Mathematik und in Algorithmen zu finden ist. Akamai hat dies mit dem Aufbau der weltweit größten verteilten Computing-Plattform demonstriert, die Algorithmen für das dynamische Routing von Inhalten und Anwendungen über ein Netzwerk von mehr als 13.000 Servern verwendet.

Bis vor wenigen Jahren betrachteten viele Unternehmen das Internet hauptsächlich als neuen Kanal zum Publizieren von Unternehmensinformationen. Das steigende Volumen dieser Unternehmens-Websites machte es jedoch immer problematischer, die zunehmend dynamischen Inhalte auf den Sites zu verwalten. Eine natürliche Konsequenz der verstärkten Web-basierten Kooperation zwischen den Unternehmen ist, dass immer mehr Anwendungen über das Internet bereitgestellt werden.

Die Problematik verteilter Web-Anwendungen ist vielfältig. Transaktionen im Internet werden gewöhnlich über Netzwerk-Routen abgewickelt, die selten aktualisiert werden und sich der Kontrolle des Website-Eigners entziehen. Die gewählten Netzwerk-Routen sind daher häufig langsam oder sogar fehlerhaft. Zur Lösung dieses Problems hat Akamai die so genannte “SureRoute”-Technologie entwickelt, die auf intelligente Weise die optimale Netzwerk-Route aus einer Reihe geeigneter Kandidaten auswählt. Die umfassende Netzwerkpräsenz von Akamai erlaubt es, jeden beliebigen Servers als Vermittler zwischen einem Edge Server und der Ursprungs-Site zu verwenden. Dank dieser Fähigkeit kann Akamai zur Lenkung des Datenverkehrs auf zahlreiche potenzielle Routen zugreifen. Immer wenn ein Anwender eine Transaktion ausführt, dynamische Inhalte abruft oder auf eine andere Weise mit der Ursprungs-Site interagiert, leitet Akamai diese Kommunikation über einen Pfad, der nicht nur verfügbar ist, sondern auch eine gute Performance bietet.

Ein weiteres Problem der Web-basierten Kooperation ist es, Inhalte mittels standardisierter Protokolle bereit zu stellen. Akamai hat in Zusammenarbeit mit führenden Anbietern von Application-Servern und Content-Management-Systemen so genannte “Edge Side Includes” (ESI) entwickelt. Edge Side Includes ist eine einfache Markup Language zur Definition von Webseiten-Fragmenten, die am “Rande” des Internets, auf dem Edge-Server dynamisch zusammengefügt werden. Unternehmen können die betriebswirtschaftliche Logik zu Aufbau und Zusammensetzung der Seiten mithilfe von Edge Side Includes in ihrer HTML-Entwicklungsumgebung entwerfen und entwickeln. Die Web-basierte Kooperation wird von einem standardisierten Ansatz erheblich profitieren.

Warum ist es wichtig, neue auf Algorithmen basierende Techniken zu entwickeln?

Leighton: In der Lage zu sein, an jedem Ort der Welt immer aktuelle Inhalte sicher, zuverlässig und in Echtzeit bereitstellen zu können, ist keineswegs trivial. Das F&E-Team bei Akamai hat unter anderem Millionen von Programmzeilen geschrieben und, wichtiger noch, neue Algorithmen zur Lösung einiger der schwierigsten Optimierungsprobleme weltweit entwickelt. An einem ganz gewöhnlichen Tag stellt das globale Netzwerk von Akamai mithilfe von Servern auf der ganzen Welt Hunderten von Millionen Endanwendern über zehn Milliarden Objekte bereit. Wir arbeiten ständig an der Entwicklung neuer auf Algorithmen basierender Techniken, um diesen Prozess weiter zu optimieren.

Betrachten wir die Netzwerkplattformen, die den Datenverkehr im Web verarbeiten. Welche größeren Probleme sehen Sie in den Bereichen Infrastruktur und Technologie?

Leighton: Die größte Herausforderung war schon immer die zuverlässige, sichere und skalierbare Verteilung von Inhalten und Web-Anwendungen. Bei einem zentralisierten Modell der Bereitstellung ist es erforderlich, dass alle Benutzeranforderungen und Daten über mehrere Netzwerke geleitet werden und daher alle nur denkbaren Engpässe im Internet passieren müssen: die Internet-Anbindung des Anbieters, Peering-Punkte, Backbones und die “Last Mile”. Diese unbefriedigende Situation lässt sich umgehen, indem die zentrale Auslieferung von Inhalten durch eine verteilte Auslieferung vom “Rande” des Internets her – nahe dem Endanwender – ersetzt wird. Dies ist die einzige effektive Methode, um die Bereitstellung von Informationen und Anwendungen für Endanwender zu optimieren.

Was bedeutet dies für die Unternehmen?

Leighton: Für Unternehmen ist es wichtig zu verstehen, welche Vorteile sie aus einer Erweiterung ihrer vorhandenen Infrastrukturen mittels einer globalen Plattform zur Bereitstellung von Inhalten und Anwendungen erzielen können. Fluggesellschaften, Banken, Einzelhändler, Hersteller – eigentlich alle Unternehmen – verlagern ihre Geschäftsprozesse in das Internet und stellen umfassendere und bessere Informationen bereit, sodass allen Teilnehmern eine einfachere und bessere Entscheidungsfindung möglich wird, die wiederum zu einem Wettbewerbsvorsprung führt. Zur Erzielung dieses Wettbewerbsvorteils sind nach Erkenntnis der IT-Organisationen drei Dinge erforderlich: Informationsverteilung – die Erzeugung und Verteilung der hilfreichsten und aktuellsten Informationen und Anwendungen “nach draußen”, wo sich der Konsument dieser Informationen befindet, anstatt die Informationen in den vier Wänden der Unternehmenszentrale oder im Rechenzentrum zu halten; Informationszugang – die kontinuierliche, ununterbrochene Verfügbarkeit der Informationen für alle Benutzer überall auf der Welt; Informationsgeschwindigkeit – die Sicherstellung einer angemessen niedrigen Zeitspanne zwischen Informationsanforderung und Informationsempfang, die sich an den Bedürfnissen des Konsumenten orientiert.

Gibt es Synergieeffekte zwischen Ihrer Arbeit und der Innovation in der Softwareentwicklung?

Leighton: Im Wesentlichen entwickelt Akamai Software, die sich über unsere Plattform als Service darstellt. Auf diese Weise haben wir die Idealvorstellung aller Anbieter von Unternehmenssoftware erreicht, nämlich die Möglichkeit, unsere Software als Service, also mit wiederkehrenden Umsätzen zu verkaufen. Jetzt, da wir uns zu einem bedeutenden Anbieter von Unternehmenstechnologien entwickelt haben, bieten wir unsere Technologie als Service und auch als Software an.

Akamai baut eine Umgebung zur verteilten Ausführung von Applikationen – dem “Edge Processing” – innerhalb des Akamai-Netzwerks auf. Wir ermöglichen es damit, völlig neue Anwendungen in Web-Services zu entwickeln, die in einer zentralisierten Unternehmensumgebung entweder unmöglich oder zumindest unpraktikabel sind. Während die Web-Services (Java und .NET) mit SOAP (Simple Object Access Protocol) zunehmend Fuß fassen, unterstützt Akamai deren Vision, Unternehmensfunktionen hinter einer Web-freundlichen, plattformübergreifenden und Firewall-geeigneten Schnittstelle zu abstrahieren.

Welche Visionen haben Sie für die Zukunft des Internet im Hinblick auf Performance, Zuverlässigkeit und Benutzerfreundlichkeit?

Leighton: Unsere Vision für die Zukunft des Internet ist es, Unternehmen die Möglichkeit zu bieten, ihre Anwendungen weiter in das Netzwerk auszudehnen, näher zu Kunden, Partnern, Lieferanten und Mitarbeitern. Während Unternehmen mehr und mehr Anwendungen jenseits der Firewall platzieren, besteht die Herausforderung darin, den Benutzern eine konsistent gute Erfahrung mit diesen Anwendungen zu bieten. Diese neue Generation der E-Business-Anwendungen (etwa Unternehmensportale, E-CRM, B2B/B2C-Commerce oder Sales Configuration) greift auf Daten zurück, die sich in verschiedenen Backend-Systemen befinden und durch komplexe Anwendungen verarbeitet werden, von denen viele auf Java und zunehmend auf Microsoft .NET basieren. Durch die Integration von Application-Server-Funktionalität und die Unterstützung von Anwendungs- und Entwicklungs-Frameworks wie Java (J2EE) und Microsoft .NET wird sich Akamai zu einer weit verbreiteten, verteilten und auf Standards basierenden High-Performance-Plattform für Unternehmensanwendungen, Web-Services und Web-Inhalte jeglicher Art entwickeln.

Was ist Ihr persönliches Motto?

Leighton: Um das Unmögliche zu erreichen ist ein klein wenig mehr Anstrengung nötig.

www.akamai.com