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Die Menschen wussten bereits im 15. Jahrhundert v. Chr. die Vorzüge von Stahl als Werkstoff zu schätzen. Heute ist Stahl der wichtigste und meist benutzte Hightech-Werkstoff. Er ist nicht nur äußerst widerstandsfähig und stabil, sondern gleichzeitig auch elastisch und flexibel – und lässt sich so an den jeweiligen Bedarf anpassen. Diese Flexibilität wünschte sich die Salzgitter Gruppe, einer der führenden Stahltechnologie-Konzerne in Europa, auch bei ihren IT-Systemen. “Über eine Verkaufsplattform wollten wir unsere Kunden und Partner besser anbinden, um ihnen verschiedene Dienstleistungen zu bieten. Vorrangiges Ziel des Projekts war es, unsere verkaufsorientierten Prozesse zu optimieren”, erläutert Günter König, Chief Information Officer der Salzgitter AG.

Altsysteme und neueste SAP-Technologie vereint

Die Zusammenarbeit zwischen den Geschäftspartnern erfolgte bisher oft über manuelle Wege, dadurch waren Doppelarbeiten unvermeidbar. Daher galt es, webbasierte Anwendungen in die IT-Systeme zu integrieren, ohne die bestehenden Anwendungen abzulösen. Dazu zählen sowohl SAP-R/2- als auch SAP-R/3-Lösungen. “Hier kam uns die neue Integrations- und Applikationsplattform von SAP gerade recht: Mit SAP NetWeaver nutzen wir die neueste Technologie auf einer einzigen Plattform und können außerdem unsere Backend-Systeme daran anbinden”, hebt König hervor. “Aufgrund dieser Architektur lassen sich Prozesse beschleunigen, die Datenqualität und der Kundenservice verbessern, woraus sich signifikante Wettbewerbsvorteile ergeben”, untermauert König. “SAP NetWeaver ist für uns die strategische Applikationsplattform für neue Unternehmensprozesse.” Die Plattform bildet die technologische Grundlage eines Kundeninformations-, Dialog- und Dokumenten-Managementsystems – der eService-Plattform Salzgitter –, das dazu dient, den Informationsfluss zwischen Mitarbeitern, Kunden und Dienstleistern der Salzgitter Gruppe zu optimieren.
Da die Daten nicht nur im Backend vorliegen, erledigen die Salzgitter-Kunden jetzt vieles direkt, ohne beim Lieferanten anfragen zu müssen. So nehmen sie nicht nur aktuell Einsicht in den Auftragsstatus oder den Stand der Produktion, sondern beeinflussen auch laufende Bestellungen. “Und wir sind unsererseits in der Lage, Aufträge schneller zu bestätigen, Änderungswünsche leichter zu berücksichtigen und die Produktionsplanung flexibel daran anzupassen”, meint König.
Technologische Basis der eService-Plattform Salzgitter sind verschiedene Komponenten des SAP NetWeaver: Das SAP Enterprise Portal (SAP EP), die SAP Exchange Infrastructure (SAP XI) und das SAP Business Information Warehouse (SAP BW). Das SAP Enterprise Portal ermöglicht Anwendern über den Browser einen einheitlichen Einstieg auch in heterogene Systemlandschaften. Die SAP Exchange Infrastructure bietet eine homogene Infrastruktur, die für eine nachrichtenbasierende nahtlose Integration von beliebigen Anwendungen und Drittsystemen sorgt. Geschäftsprozesse lassen sich damit über interne und externe Systemgrenzen hinweg ohne Medienbrüche miteinander verbinden. Über SAP BW überprüfen Kunden beispielsweise den Status ihrer laufenden Bestellungen.

Effiziente Implementierung mit SAP Consulting

Bei der konzernweiten Einführung der auf SAP NetWeaver basierenden eService-Plattform Salzgitter fungierten als Beratungspartner GESIS Gesellschaft für Informationssysteme mbH und SAP Consulting. GESIS ist eine 100-prozentige Konzerntochter und der zentrale IT-Dienstleister der Salzgitter Gruppe. Unter der gemeinsamen Projektleitung wurde die Plattform zunächst beim Pilotkunden Salzgitter Flachstahl GmbH, eine der Stahlgesellschaften des Konzerns, schrittweise eingeführt.
Bereits im Juni 2002 begannen die SAP-Berater gemeinsam mit GESIS mit den Vorbereitungen zum Projekt. Mit Hilfe der ASAP-Methodik stand bis Oktober 2002 mit Unterstützung der Encrease AG nicht nur der Business Blueprint fest. Als wichtiger Bestandteil der eService-Plattform Salzgitter war auch das Kundeninformationssystem bereits installiert, so dass der Produktivbetrieb im Januar 2003 aufgenommen werden konnte. Inzwischen wird auch das Dialog- und Dokumenten-Managementsystem stufenweise bei den Salzgitter-Kunden ausgerollt. “Das Pilotprojekt ist dank des Einsatzes neuester SAP Technologie sehr zügig und erfolgreich abgeschlossen worden”, betont Projektleiter Ingo Lampe von der GESIS. “Die Berater von SAP Consulting haben uns mit aktuellem SAP-Know-how, umfassendem Branchenverständnis und kompetentem Projektmanagement überzeugt.” Eine Besonderheit und gleichzeitig große Herausforderung bestand darin, dass SAP die Lösungen größtenteils remote entwickelt hat.

Vom Piloten zur Konzernlösung

In der ersten Projektstufe realisierte das Projektteam von SAP und GESIS ein Kundeninformationssystem auf Basis von SAP BW. Darüber recherchieren Kunden und Mitarbeiter nach Aufträgen, um diese zu verfolgen. Hierfür greifen sie auf Informationen zur Auftragsbelegung, den Produktionsstatus, die Versandbereitschaft oder zum Unterwegsbestand zu. Außerdem nutzen sie Informationen über Kampagnen, die Vermarktung auftragsfreier Bestände oder über fakturierte Lieferungen. Kunden können über das Web-Reporting außerdem analysieren, welche Abteilungen bestimmte Produkte vom Salzgitter-Konzern bezogen haben – und Salzgitter-Mitarbeiter im Gegenzug, wie hoch der Absatz je Kunde oder Produktgruppe gewesen ist.
In der zweiten Ausbaustufe wurde beim Pilotkunden Salzgitter Flachstahl ein Dialog- und Dokumenten-Managementsystem aufgebaut, das nach und nach bei den Salzgitter-Kunden ausgerollt wird. Diesen ist es dann per Browser möglich, selbst Wiederholaufträge, Auftragsnachbearbeitung, Kampagnenreservierungen oder Beanstandungen vorzunehmen und die Auslieferung von Fertigbeständen zu veranlassen. Das nahtlose Zusammenspiel von Kunden und Mitarbeitern der Salzgitter Gruppe ist über sämtliche Prozesse gewährleistet – also eine Integration von Menschen, Informationen und Prozessen über technologische und Unternehmensgrenzen hinweg. Mit dem Dokumenten-Managementsystem sind Kunden und Mitarbeiter gleichermaßen in der Lage, entsprechend ihrer Rollen und Berechtigungen Dokumente abzulegen und darauf zuzugreifen.

Uneingeschränkt skalierbar

Mit der offenen Technologie der eService-Plattform Salzgitter ist der Konzern in der Lage, andere SAP-Softwarelösungen in seine heterogene IT-Landschaft zu integrieren. So nutzt er die Internet-Vertriebsfunktionen innerhalb von mySAP Customer Relationship Management (mySAP CRM), die sämtliche Interaktionskanäle zum Kunden unterstützt, und die Collaboration Folders (cFolders), die im Dokumenten-Managementsystem dem rollen- und berechtigungsbasierten Zugriff auf Dokumente dienen. Für die Zukunftsfähigkeit der eService-Plattform Salzgitter spielt nicht zuletzt die uneingeschränkte Skalierbarkeit der Technologieplattform SAP NetWeaver eine entscheidende Rolle. “Wir rechnen mit bis zu 3.000 Anwendern innerhalb der ersten sechs Jahre”, schätzt Lampe.

Entwicklung neuer Vertriebsprozesse

Die Salzgitter-Gruppe erwartet von der konzernweiten Einführung der eService-Plattform eine spürbare Effizienzsteigerung bei den angebundenen Unternehmen und damit einen schnellen Return on Investment. Manuelle Tätigkeiten in den Bereichen Verkauf, Planung und Abwicklung lassen sich künftig minimieren oder automatisieren. Auskunftsaufgaben fallen weg, weil Kunden und Dienstleister direkten Zugang zu ihren Daten haben. Außerdem entfallen abteilungsspezifische Neuerfassungen durch kollaborative Zusammenarbeit im Unternehmen und über Unternehmensgrenzen hinweg. Dadurch werden Fehler, beispielsweise bei der manuellen Erfassung von Daten, oder Informationsunsicherheit vermieden, was zur Erhöhung der Qualität beiträgt.
SAP NetWeaver verbindet alle Systeme an zentraler Stelle. “Unsere Prozesse laufen so schneller und besser aufeinander abgestimmt ab”, sagt König. Der rechtebasierte Zugriff per Single Sign-On sichert eine reibungslose Zusammenarbeit im Unternehmen sowie mit Kunden und Dienstleistern, wie zum Beispiel Klassifizierungsgesellschaften. Ein weiterer Vorteil: Die Informationen sind aktuell und für jeden Beteiligten zeitgleich verfügbar. Die Plattform schafft damit die technologischen Voraussetzungen für unternehmensübergreifende Prozessoptimierungen, verbunden mit deutlichen Zeit- und Kostenersparnissen.
Bis Ende 2003 steht der kontinuierliche Ausbau der Prozessabwicklung über die SAP Exchange Infrastructure im Fokus. Ziel dieser Phase ist es, konzerninterne und externe Partner anzubinden und weitere Komponenten zu integrieren, beispielsweise SAP CRM 4.0 und SAP Enterprise Portal 6.0 sowie den SAP Advanced Planner and Optimizer (SAP APO). Künftig soll den Anwendern eine freie Auftragskonfiguration möglich sein. König ist sich sicher, “dass nach dem geplanten Anschluss der Stahlgesellschaften Salzgitter Flachstahl, Peiner Träger und Ilsenburger Grobblech auch die übrigen Unternehmensbereiche der Salzgitter Gruppe, wie Handel, Verarbeitung, Dienstleistung und Röhren, von der neuen Plattform profitieren.”