Was nutzt die ausgefeilteste Systemkonfiguration, wenn die Anpassungen in den verschiedenen Komponenten nicht konsistent sind? Bei der Implementierung einer neuen Software oder bei Change-Management-Projekten sind Unternehmen daher gefordert, sämtliche Customizing-Aktivitäten abzustimmen. Ein Muss sind einheitliche Customizing-Daten besonders in komplexen IT-Landschaften, die aus verschiedenen Anwendungen und den entsprechenden Entwicklungs-, Qualitätssicherungs- und Produktivsystemen bestehen. Gerade hier beeinträchtigen Inkonsistenzen das operative Tagesgeschäft, etwa wenn Customizing-Änderungen nicht ins Produktivsystem transportiert wurden und die Anwender auf veraltete Daten zugreifen.
Abweichungen aufdecken
Ein Vergleich der Customizing-Aktivitäten macht Widersprüche in der Konfiguration sichtbar. Hierfür bietet SAP die Werkzeuge Customizing Cross-System Viewer und Customizing Scout an. Der Customizing Cross-System Viewer, der seit SAP R/3 4.0A verfügbar ist, vergleicht Customizing-Objekte einer bestimmten Komponente. Über Customizing-Objekte, etwa Views oder Viewcluster, werden die Customizing-Einstellungen vorgenommen, wobei der Zugriff über den SAP-Einführungsleitfaden (IMG) erfolgt. Der Customizing Cross-System Viewer ermöglicht sowohl systemspezifische Vergleiche zwischen verschiedenen Mandanten eines Systems als auch Mandanten-übergreifende Vergleiche, etwa von einem SAP-R/3-System zu einem anderen SAP-R/3-System. Basis hierfür sind ausgewählte IMG-Strukturen sowie Objekte in Transporten oder in Business Configuration Sets (BC Sets).
Der Customizing Scout ist eine logische Erweiterung des Customizing Cross-System Viewers. Das Werkzeug, ein integraler Bestandteil des SAP Solution Managers, vergleicht Customizing-Objekte verschiedener Komponenten, beispielsweise SAP R/3 und SAP Customer Relationship Management (SAP CRM). Das Werkzeug ermöglicht Vergleiche auf der Basis von so genannten Synchronisationsgruppen, den Informationsträgern für Customizing-Objekte, die Komponenten übergreifend aufeinander abgebildet werden müssen. Weitere Informationen zum Customizing Scout in einem früheren SAP INFO-Artikel.
Ein Customizing-Vergleich deckt unter anderem auf,
- wo sich das Customizing zwischen Entwicklungs-, Test- und Qualitätssicherungssystemen unterscheidet,
- welche Abweichungen beabsichtigt sind und welche nicht,
- welche Korrekturen am Qualitätssicherungssystem nicht zurück ins Entwicklungssystem überführt wurden,
- wo das Customizing von den Voreinstellungen abweicht, die SAP mit einer Lösung ausliefert.
Systemanpassungen harmonisieren

Die aufgedeckten Abweichungen lassen sich mit der Customizing-Verteilung beseitigen. Das Werkzeug ist ebenfalls Bestandteil des SAP Solution Managers und verteilt Customizing-Daten sowohl innerhalb einer Komponente als auch über verschiedene Komponenten hinweg. Auf diese Weise lassen sich Systemanpassungen in komplexen Umgebungen automatisiert harmonisieren.
Die Customizing-Verteilung lässt sich über diverse Optionen flexibel steuern und deckt damit erstmals konsolidiert Funktionalitäten ab, die bisher auf verschiedene Werkzeuge verteilt waren, etwa den Initial Download über die CRM Middleware oder die Customizing-Verteilung über ALE. Damit lässt sie sich für verschiedene Szenarios verwenden, zum Beispiel die Initialversorgung von Trainings-, Demo- oder Testsystemen mit Customizing, die reguläre ALE-Customizing-Verteilung oder die Harmonisierung von Komponenten übergreifenden Geschäftsprozessen. Zudem unterstützt das Werkzeug den Rollout innerhalb eines Konzerns. So können beispielsweise nach der Vorgabe der Unternehmenszentrale Geschäftsabläufe harmonisiert oder in einem bestimmten Bereich, etwa im Finanzwesen, einheitliche Prozesse eingeführt werden. Darüber hinaus schafft die Customizing-Verteilung eine Grundlage, um Stammdaten effizient zu verwalten. Auch das Customizing eines Prototyps lässt sich problemlos verteilen.
Synchronisationsobjekte “kennen” die wichtigen Informationen

Um die Customizing-Verteilung in einem Projekt zu nutzen, ist zunächst zu definieren, in welchem Umfang die Änderungen im Quellsystem auf die Zielsysteme verteilt werden müssen. Hierbei leisten verschiedene vorkonfigurierte Synchronisationsobjekte Hilfestellung. Sie enthalten die spezifischen Mapping-Informationen, die aufzeigen, wie Customizing-Objekte aus SAP R/3 beispielsweise auf Customizing-Objekte in SAP CRM abgebildet werden. Damit lassen sich Customizing-Daten aus SAP R/3 in ein SAP-CRM-kompatibles Format konvertieren. Auf diese Weise senken Synchronisationsobjekte den Aufwand für das Aufsetzen von Verteilungsprojekten beträchtlich. Derzeit liefert SAP vordefinierte Synchronisationsobjekte aus für SAP CRM 3.1, für SAP Human Resources (SAP HR) auf Basis von SAP Web Application Server 6.20 und für SAP Master Data Management 2.0 (SAP MDM). Darüber hinaus sind Objekte für weitere Anwendungen, etwa SAP Advanced Planner and Optimizer 4.1 (SAP APO), geplant.
In einem zweiten Schritt geht es darum, im Zentralsystem die Verteilungslandschaften – die aufzeigen, von welchem System das Customizing in welches System verteilt wird – und die Verteilungsoptionen – also den Zeitpunkt der Verteilung – festzulegen. Mit der Customizing-Verteilung sind Anwender in der Lage, die Verteilung von einem Quellsystem in mehrere Zielsysteme einer Komponente zu synchronisieren und den Zeitpunkt der Synchronisation selbst zu bestimmen. Möglich ist beispielsweise eine initiale Versorgung eines Systems mit Customizing (Initialverteilung). Diese entspricht im Fall einer Verteilung von SAP R/3 nach SAP CRM mit einigen Einschränkungen einem bei der Implementierung verwendeten Initial Download von Customizing-Daten über die CRM Middleware. Darüber hinaus gibt es verschiedene Optionen der Delta-Verteilung von Customizing, bei der ein bereits konfiguriertes System mit zusätzlichen Customizing-Daten harmonisiert wird. Diese Option ist mit dem ALE-Verteilungstyp CONDA2 gleichzusetzen, der die Customizing-Daten zwischen SAP-R/3-Systemen verteilt.
Der manuelle Aufwand sinkt
Die Verteilung des Customizing selbst erfolgt automatisiert. Im Gegensatz zur ALE-Verteilung von Customizing-Daten ist es also nicht notwendig, ein Verteilungsmodell auf die Empfängersysteme zu übertragen oder den Export und Import der relevanten Aufträge zwischen dem Quell- und Zielsystem manuell anzustoßen. Sind die Verteilungsoptionen, die Quell- und Zielsysteme sowie die zu synchronisierenden Objekte einmal definiert, wird der Harmonisierungsprozess gestartet. Geänderte Customizing-Daten, etwa Zeitzonen oder Währungen, werden dabei in einem Transportauftrag aufgezeichnet. Der SAP Solution Manager als Zentralsystem erhält eine Meldung über die Änderungen des Customizing und überführt die zu synchronisierenden Daten nach bestimmten Mapping-Algorithmen in ein mit dem Zielsystem kompatibles Format. BC Sets transportieren die Daten in die Zielsysteme, werden automatisch aktiviert und schreiben die Daten in einen bereits angelegten Transportauftrag und in die entsprechenden Customizing-Tabellen. Alle für die Verteilung notwendigen Aktivitäten lassen sich zentral über eine Transaktion ansteuern.
Ausgefeilte Protokollierungsmechanismen erlauben eine flexible Auswertung und Kontrolle entweder aller Transporte eines definierten Verteilungsprojekts oder nur bestimmter Transporte in den Quell- und Zielsystemen. Zudem kann die Protokollierung mit bestimmten zeitlichen Kriterien gekoppelt werden. Ein Anwender ist damit etwa in der Lage, sämtliche Transportaufträge auszuwerten, für die er in einer Woche Customizing verteilt hat.
SAP passt die Customizing-Verteilung kontinuierlich an die Anforderungen der Kunden an. Die Transportverwaltung wurde beispielsweise insofern verbessert, als sich alle für die Customizing-Verteilung relevanten Transportaufträge explizit ansteuern lassen. Außerdem ist es möglich, Customizing-Einträge in sämtlichen verfügbaren Sprachen zu verteilen. Erste positive Reaktionen von Pilotkunden und Beratern zeigen, dass das Werkzeug den Aufwand für einen Customizing-Abgleich verringert und eine bessere Kontrolle bei der Harmonisierung und Zentralisierung ermöglicht.
Ein Plus für Sicherheit und Effizienz
Die Vorteile der Customizing-Verteilung liegen auf der Hand. Das Werkzeug trägt zur Effizienzsteigerung bei, da es den Aufwand für die Datenverteilung senkt und zudem sämtliche Transportaufträge zentral verwaltet. Das Beratungsunternehmen IBIS Prof. Thome AG zeigt in einer Einsatzuntersuchung zum SAP Solution Manager, dass der Nutzen der Customizing-Verteilung umso größer ist, je mehr Transportaufträge in einem Projekt verwaltet werden müssen. Die Customizing-Verteilung garantiert darüber hinaus ein Höchstmaß an Sicherheit, da die entsprechenden Daten automatisch repliziert werden und somit das Fehlerrisiko sinkt. Darüber hinaus wird die Konsistenz nicht nur durch die Protokollierung, sondern auch mit Hilfe des Customizing Scouts sichergestellt. Da das Customizing nur einmal erfasst werden muss und die Verwaltung der Customizing-Aufträge auf ein Minimum reduziert wird, trägt die Customizing-Verteilung wesentlich zum Return on Investment bei.
Weitere Informationen:
Für die Customizing-Verteilung ist der SAP Solution Manager notwendig, der zurzeit als Release 2.2 verfügbar ist. Die Ramp-Up-Phase für das Release 3.1 endet zum 4. Quartal 2003, danach steht es allgemein zur Verfügung. Informationen zum Bezug des SAP Solution Managers sind im SAP Service Marketplace unter http://www.service.sap.com/solutionmanager zu finden (Passwort erforderlich).
Informationen zum Thema Customizing-Verteilung stehen unter http://www.service.sap.com/customizing zur Verfügung. Einen detaillierten Einblick in die Customizing-Verteilung bieten die E-Learning-Materialien unter http://www.service.sap.com/rkt-solman.