
Die einen ruft das Fernweh, andere ein Geschäftstermin – rund 50 Millionen Passagiere starten oder landen jährlich am Flughafen Frankfurt. Er ist damit eines der größten Drehkreuze des internationalen Flugverkehrs und Umschlagplatz für 1,6 Millionen Tonnen Luftfracht im Jahr. Ein komplexes logistisches Räderwerk und zahllose technische Einrichtungen unter der Regie der Fraport AG halten das immense Verkehrsaufkommen im Fluss. Für den Eigentümer und Betreiber des Frankfurter Flughafens sind daher reibungslose, effiziente und sichere Geschäftsabläufe das A und O.
Dies gilt besonders für die Wartung technischer Einrichtungen, wie sicherheitsrelevante Bauteile in den Klima- und Lüftungsanlagen sowie Brandschutztüren oder Tore. Die Fraport AG ist gesetzlich dazu verpflichtet, einen Großteil der Technikkomponenten auf dem Flughafengelände regelmäßig zu kontrollieren und die Wartung nachzuweisen. Für die Servicetechniker bedeutet das, für jede einzelne gewartete Komponente einen Prüfbericht zu erstellen und umfangreiche Formulare auszufüllen. Da die Techniker diese Aufgabe bislang handschriftlich erledigten, mussten die Daten anschließend manuell in die zentrale SAP-R/3-Lösung eingegeben werden. Übernahmen Drittfirmen die Wartung, kam eine zusätzliche Kontrolle der Daten hinzu. Doch trotz des enormen Zeit- und Personalaufwands entsprachen die Informationen nur begrenzt den an sie gestellten Erwartungen.
Detailliertes Reporting
Grund genug für die Fraport AG, sich nach einer neuen, mobilen Lösung für die Wartungsabläufe umzusehen. Gesucht war eine Anwendung, mit der Servicetechniker die Wartungspläne und -aufträge aus SAP R/3 über ein mobiles Endgerät abrufen und anschließend die Kontrolldaten in die ERP-Software übertragen können. Gleichzeitig sollte die Lösung die Möglichkeit bieten, den Wartungsprozess übersichtlich auszuwerten.
Im Dezember 2002 entschied sich das Unternehmen für SAP Mobile Asset Management (SAP MAM), eine Lösung für die Steuerung der Anlageninstandhaltung. Da Fraport am Ramp-up-Programm für SAP MAM teilnahm, flossen die Anforderungen des Unternehmens in die Entwicklung ein. Dies machte sich bezahlt, wie Werner Breitwieser, Technischer Projektleiter bei Fraport, erläutert: “Mit der mobilen Lösung ist die Qualität und Sicherheit der Daten gestiegen. Die gesamte Dokumentation der Wartungsabläufe ist sehr valide. Mit dem Berichtswesen von SAP stehen uns umfangreiche Reporting-Funktionen zur Verfügung. Damit können wir beispielsweise häufig auftretende Störungen und die Lebensdauer der Produkte abrufen, um den Einkauf zu optimieren.”
Fraport nutzt SAP MAM in Verbindung mit den Handheld-Computern “netpad” des SAP-Partners Psion Teklogix. Diese mobilen Endgeräte sind sehr robust und besitzen mit ihrem 1/2-VGA-Bildschirm eine große Anzeigefläche, auf der die Servicetechniker die Auftragsdaten bequem lesen können. Der Pilotbetrieb startete am 15. September 2003. Seit dem 1. Januar 2004 ist die Lösung auf 16 mobilen Computern produktiv. Bis Ende 2004 soll sie schrittweise auf rund 80 und bis Ende 2005 auf 150 Geräte ausgebaut werden.
Informationen über Funk abfragen
Da die Wartungslösung der Fraport AG auf RFID-Technologie basiert, sind die Handheld-Computer mit einem RFID-Scanner ausgestattet. An allen technischen Komponenten, für die eine Wartung nachgewiesen werden muss, werden RFID-Tags angebracht, auf denen die erforderlichen Informationen gespeichert sind. Dies sind zurzeit die Kennzeichnungsnummer des Etiketts, die Equipment-Nummer aus SAP R/3 Instandhaltung (PM), die Technische-Ident-Nummer sowie Datum und Uhrzeit der letzten Wartung. Die 2-KB-Speicherkapazität der Transponder lässt genügend Spielraum für spätere Erweiterungen. Die Wartungstechniker rufen die Informationen via Funkverbindung mit ihren Handheld-Computern ab und speichern neue Daten auf den RFID-Tags.
Vor einer Wartung laden sie die entsprechenden Aufträge über eine Docking-Station auf ihren mobilen Computer. Öffnen und bearbeiten können sie die Aufträge aber nur in Verbindung mit den Daten der RFID-Tags und einer persönlichen Kennung, die als Barcode auf ihrem Ausweis steht. Zahlreiche Schadenscodes erleichtern es den Mitarbeitern, den Zustand einer Komponente korrekt in SAP MAM einzugeben. Nach Abschluss der Wartungsarbeiten beschreiben sie die Tags mit neuen Daten. Unter anderem dokumentieren sie mit einem Zeitstempel, wann sie die Wartung durchgeführt haben. Erst wenn der RFID-Tag neu beschrieben ist, lässt sich der Auftrag beenden. Danach sind weitere Veränderungen unmöglich.
Abends übertragen die Techniker ihre Prüfberichte aus den netpads über den SAP Web Application Server und eine LAN-Verbindung in die zentrale ERP-Lösung. Die Synchronisation zwischen der mobilen Lösung und SAP R/3 erfolgt über ein Web-Frontend auf Basis der Synchronisationssoftware ActiveSync und HTTP (Hypertext Transfer Protocol). Ist im Prüfbericht eine weiter gehende Reparatur vermerkt, wird in SAP R/3 automatisiert ein Prozess angestoßen, um entsprechende Aufträge für interne und externe Dienstleister zu erstellen. Das System wertet die Meldungen gemäß ihrer Klassifizierung nach Schadenscodes aus, etwa “Dichtung defekt”. Anhand dieser Auswertung entscheiden die Mitarbeiter, wie der Schaden behoben werden soll, und erstellen in SAP R/3 die Reparaturaufträge. Über eine weitere Anwendung, die derzeit in Vorbereitung ist, können die Servicetechniker die Daten auf den RFID-Tags künftig nochmals zur Kontrolle abfragen.
Enge Zusammenarbeit
Bei dem Projekt arbeiteten SAP, Psion Teklogix und Fraport eng zusammen. Die Beteiligten diskutierten in gemeinsamen Planungskonferenzen bei Fraport alle anstehenden Aufgaben und legten fest, welcher Partner diese bis wann zu erledigen hatte.
SAP passte die SAP Mobile Infrastructure, eine Komponente von SAP NetWeaver und Basis von SAP MAM, an die Anforderungen der Fraport AG an. Dabei ging es unter anderem darum, die Schnittstellen für den Barcode- und RFID-Scanner in die bestehende Software zu integrieren und die Schadenscodes von Fraport einzubinden. Diese kundenspezifischen Anpassungen sind ab SAP Mobile Infrastructure 2.5 in den Standard der Lösung integriert. Die SAP Mobile Infrastructure basiert auf der CREME Java Virtual Machine, die unter dem Betriebssystem Windows CE .NET auf den netpads läuft. Die Handheld-Computer samt Betriebssystem wurden von SAP validiert. Psion Teklogix entwickelte auf Basis der Schnittstellenspezifikation von SAP die Java-Treiber und Schnittstellen-Software für das Einlesen der Barcodes und RFID-Tags. Die größte Herausforderung war es, das Betriebssystem und die Synchronisationsprozesse mit den Anforderungen von SAP MAM abzustimmen.
Hohe Datenqualität
Mit der Wartungslösung am Frankfurter Flughafen ist die RFID-Technologie erstmals im Bereich der Instandhaltung produktiv. Fraport profitiert in mehrfacher Hinsicht von dieser Innovation: Zum einen sparen die Servicetechniker bei der Datenerfassung Zeit, zum anderen stehen die Daten korrekt und ohne Medienbruch zur Verfügung. Die Lösung dokumentiert genau, wann welcher Monteur eine technische Einrichtung inspiziert und welche Mängel er dabei festgestellt hat. Auf diese Weise erbringt Fraport den gesetzlich geforderten Nachweis der Wartungsarbeiten mit deutlich höherer Qualität. Da die Lösung Informationen über notwendige Reparaturen automatisch nach SAP R/3 überträgt, werden die entsprechenden Arbeiten ohne Zeitverlust veranlasst. Mit Hilfe von integrierten Reportingfunktionen kann Fraport zudem jederzeit detaillierte Prüfberichte erstellen.