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Der April des Jahres 1993 markiert einen Meilenstein in der Geschichte von SAP und Microsoft. Die Unternehmensgründer und damaligen Vorstandsvorsitzenden Hasso Plattner und Bill Gates trafen sich zum ersten Mal und vereinbarten eine zukunftsweisende Kooperation. Die Entscheidung, SAP R/3 auf das neue Windows-NT-Betriebssystem von Microsoft zu portieren, veränderte den Markt für ERP-Software. SAP-R/3-Anwendungen, die bislang fast ausschließlich auf UNIX-Servern ausgeliefert wurden, standen nun auch als Windows-Version zur Verfügung und boten damit ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis.
Ein Jahr nach der Vereinbarung kam das erste SAP-R/3-Release auf Windows auf den Markt. Dieser Schritt beschleunigte die Verbreitung der ERP-Lösung, die 1992 auf den Markt gekommen war, beträchtlich. Auf Seiten von Microsoft machte die Kooperation mit SAP das Windows-NT-Betriebssystem als Plattform für Unternehmensanwendungen populär.

Ein starkes Gespann

Seither hat sich die Kombination SAP/Microsoft zum Erfolgsmodell entwickelt. Mehr als 40.000 SAP-Installationen laufen derzeit auf Microsoft Windows – mehr als auf allen anderen Betriebssystemen zusammen. Über 60 Prozent aller neuen SAP-Installationen werden auf Windows-Servern implementiert. Gleichzeitig konzentrieren sich viele, insbesondere große Unternehmen auf SAP und Microsoft als strategische Partner. Sie setzen bei Anwendungen konsequent auf die Produktpalette von SAP und betreiben die Lösungen auf Plattformen von Microsoft. Die “Dual-Vendor”-Strategie markiert die Abkehr vom Trend der 90er Jahre, für einzelne Aufgaben im ERP-Bereich Lösungen verschiedener Hersteller zu kombinieren (“Best of Breed”). Als nach dem Internet-Boom eine ganze Reihe kleinerer Anbieter vom Markt verschwanden, wurde für zahlreiche Kunden die Zukunftssicherheit zum entscheidenden Kriterium.
Als Marktführer versprechen SAP und Microsoft Investitionsschutz und gewährleisten durch ihre langjährige Partnerschaft die Interoperabilität ihrer Lösungen. Im Mai kündigten die Unternehmen auf der SAP-Kundenkonferenz SAPPHIRE in New Orleans an, die Zusammenarbeit weiter zu vertiefen. Sie untermauern diese Aussage mit neuen Komponenten, die die Plattformen SAP NetWeaver und Microsoft.NET enger miteinander verbinden und ein reibungsloses Zusammenspiel der Lösungen sicherstellen.
Die Integrations- und Applikationsplattform SAP NetWeaver, seit Anfang 2003 auf dem Markt, schlägt eine Brücke zwischen den inkompatiblen Welten Java – repräsentiert durch IBM WebSphere und J2EE von Sun – und Microsoft.NET, da sie beide Technologien unterstützt.

Mit .NET-Technologie iViews für SAP EP entwickeln

Zu den angekündigten neuen Komponenten gehört das SAP Enterprise Portal Development Kit für Microsoft .NET (PDK .NET). Der Werkzeug-Satz wird es erleichtern, auf Basis des .NET-Programmiermodells Anwendungen und Erweiterungen für SAP Enterprise Portal (SAP EP) zu erstellen. Denn SAP EP, künftig die zentrale Benutzeroberfläche für alle SAP-Anwendungen, basiert weitgehend auf Java-Technologie. Mit dem PDK für Microsoft.NET, dessen Betaprogramm im Juni begann, können Kunden und Partner beispielsweise iViews in der Entwicklungsumgebung Microsoft Visual Studio .NET programmieren.
Ein Bestandteil des SAP Enterprise Portal SDK for Microsoft .NET ist der SAP .NET Connector, den SAP demnächst in der Version 2.0 ausliefert. Mit dem SAP .NET Connector, der weiterhin auch als Stand-alone-Produkt angeboten wird, können Anwender aus .NET-Applikationen auf den SAP Web Application Server (SAP Web AS) zugreifen, um beispielsweise SAP Business Objects und SAP-Prozesse zu nutzen. Kunden erhalten das Werkzeug kostenlos über den SAP Service Marketplace und machen von dem Angebot regen Gebrauch: Seit seiner Einführung wurde der SAP .NET Connector 1.0 bereits mehr als 5.000 mal heruntergeladen. Das neue Release bietet zusätzliche Sicherheitsfunktionen und eine erweiterte Unterstützung für Visual Basic .NET. Anwender können Proxy-Klassen jetzt auch mit dieser Programmiersprache erzeugen. Außerdem wurde die umfassende Integration mit Visual Studio .NET weiter verbessert, so dass sich beispielsweise BAPIs und Funktionsbausteine per Drag & Drop zu .NET-Anwendungen hinzufügen lassen.

Offene Standards für eine bessere Kommunikation

Ein wichtiges Feld der Kooperation sind Web-Services, die Basis künftiger Unternehmensanwendungen. So arbeiten SAP und Microsoft in Gremien wie der Web Services Interoperability Organization (WS-I) gemeinsam an Standards, um Web-Services weiterzuentwickeln. Diese Standards werden unter anderem die Authentifizierung und Verschlüsselung von Diensten ermöglichen. Das Schlagwort heißt hier “Reliable Messaging”.
Die gemeinsam entwickelten offenen Standards stellen unter anderem sicher, dass SAP Exchange Infrastructure (SAP XI) und Microsoft BizTalk Server, die “Drehscheiben” für den Datentransfer, reibungslos miteinander kommunizieren. Die nächste Version von SAP NetWeaver wird die erweiterten Web-Services-Protokolle direkt unterstützen.
Außerdem stellt Microsoft Anfang 2005 Repository Manager bereit, die Knowledge-Management-Funktionen von SAP NetWeaver den Zugriff auf Dokumente und Informationen ermöglichen, die in Windows SharePoint Services oder im Microsoft Exchange Server abgelegt sind.

SAP NetWeaver unterstützt Smart-Client-Technologie

Künftig werden Anwender via Smart Clients auch direkt aus Microsoft-Office-Umgebungen auf SAP-Funktionen zugreifen können. Dafür liefert SAP eine Smart-Client-Benutzeroberfläche, ein Entwickler-Kit und Anwendungsbeispiele für die Implementierung aus. Smart Clients bieten eine höhere Produktivität, Werkzeuge für die Analyse und Zusammenarbeit und unterstützen Offline- und mobile Anwendungen.
Die Integration zwischen SAP- und Microsoft-Lösungen ist kein statisches Gebilde. Um auch künftige Integrationsszenarien kundengerecht zu entwickeln und zu präsentieren, betreiben SAP und Microsoft ein gemeinsames Collaboration Technology Support Center (CTSC). Dieses wohl einmalige, unternehmensübergreifende Team ist innerhalb des SAP Microsoft Competence Centers in Walldorf angesiedelt und agiert als Kommunikationspunkt zwischen den Vertriebs-, Beratungs- und Entwicklungsgruppen der beiden Partner.

Andreas Höhnen

Thomas Meigen
Thomas Meigen