Die SAP Exchange Infrastructure (SAP XI) harmonisiert heterogene Systemlandschaften, wie sie in den meisten Unternehmen an der Tagesordnung sind. SAP XI basiert auf offenen Standards, etwa WSDL (Web Services Description Language), XSD (XML Schema Definition) oder SOAP (Simple Object Access Protocol), und fungiert als “Integrations-Broker”, der eine reibungslose Kommunikation von SAP- und Nicht-SAP-Anwendungen sicherstellt.
Damit ermöglicht die Lösung die prozessorientierte Zusammenarbeit innerhalb eines Unternehmens und über Firmengrenzen hinweg. SAP XI ist eine Komponente der Applikations- und Integrationsplattform SAP NetWeaver und unterstützt den kompletten Lebenszyklus systemübergreifender Geschäftsprozesse, von der Modellierung über die Ausführung bis hin zum Monitoring.
Schnelle Implementierung von kollaborativen Prozessen
Mit SAP XI erhalten Kunden nicht nur eine offene Technologieplattform zur prozessorientierten Integration ihrer Systeme. SAP liefert zusätzlich auch vordefiniertes Prozess- und Integrationswissen aus – den so genannten Process Integration Content (XI-Content). Technologisch gesehen ist XI-Content ein Sammelbegriff für alle Objekte, die notwendig sind, um im Integration Repository, der Entwicklungsumgebung von SAP XI, kollaborative Prozesse zu beschreiben. Dazu zählen unter anderem Datentypen, Schnittstellen, Mappings und Integrationsszenarien. SAP XI bietet also eine komplette Integrationslösung – Technologie und Integrationswissen – “out of the box”. Dies ist ein wichtiger Faktor, um die Gesamtbetriebskosten (Total Cost of Ownership, TCO) von heterogenen Systemlandschaften nachhaltig zu senken. XI-Content spielt dabei eine wesentliche Rolle:
- Er beschleunigt die Implementierung: Die im XI-Content enthaltenen Integrationsszenarien, etwa für Prozesse wie die Verteilung von Stammdaten oder die Abwicklung von Bestellvorgängen, bilden bereits einen großen Teil der Anforderungen an kollaborative Prozesse im SAP-Umfeld ab, so dass diese im Rahmen des Implementierungsprojekts nicht erst aufwändig erstellt werden müssen.
- Er harmonisiert die Applikations- und Integrationsschicht: Der XI-Content ist genau auf die betreffenden SAP-Applikationen und ihre Versionszyklen abgestimmt. Applikations- und Integrationsschicht sind damit harmonisiert, was Implementierung und Betrieb der gesamten Lösung vereinfacht.
- Upgrades werden beschleunigt: SAP-Applikationen und der dazugehörige XI-Content werden parallel aktualisiert. Dies vereinfacht die Planung und reduziert die Laufzeit von Upgradeprojekten.

Bestandteil des XI-Contents ist beispielsweise ein Integrationsszenario für einen Bestellprozess (Purchase Order) auf Basis des Industriestandards RosettaNet. Das Integrationsszenario stellt den Ablauf dieses kollaborativen Prozesses dar und bietet darüber hinaus eine direkte Navigation zu allen Objekten, die notwendig sind, um den Nachrichtenaustausch vollständig zu beschreiben, etwa Schnittstellen und Mappings. Das Szenario ist damit der zentrale Einstiegspunkt für die Entwicklung systemübergreifender Prozesse.
Den Erfahrungsschatz von SAP-Partnern nutzbar machen
Um das Content-Angebot zu erweitern, baut SAP ein spezielles Netzwerk für Softwareanbieter und Dienstleister auf, die Integrationslösungen im SAP-Umfeld erstellen. Durch die enge Kooperation mit SAP erhalten diese Partner einen leichteren Zugang zur Kundenbasis von SAP NetWeaver und profitieren von den Erfahrungen, die SAP bei der Entwicklung von XI-Content gesammelt hat.
Das Herzstück dieses Kooperationsnetzwerks ist das Zertifizierungsprogramm für XI-Content. Es beschleunigt die Markteinführung neuer Integrationsszenarien, da die Entwicklung zwischen SAP und Drittanbietern verteilt wird. Zudem stellt es mit ausführlichen Tests die Qualität des von Partnern entwickelten Content-Angebots sicher.
Integrationsszenarios unter der Lupe
Grundvoraussetzung für eine Zertifizierung ist die syntaktische Korrektheit des Integrationsszenarios. Dies verhindert, dass die Objekte des XI-Contents fehlerhafte Programmbefehle enthalten. Im Test prüft SAP außerdem, ob die Objekte funktional einwandfrei sind, so dass ein problemloser Nachrichtenfluss entsprechend den Vorgaben des Szenarios gewährleistet ist.
Ein weiteres Testkriterium ist die Vollständigkeit. Ein Content-Angebot soll ein oder mehrere Integrationsszenarien möglichst komplett abdecken. Werden Objekte, die für ein Szenario notwendig sind, nicht mit ausgeliefert, muss dies genau dokumentiert sein. Die Dokumentation des XI-Contents steht ebenfalls auf dem Prüfstand. Sie muss den Richtlinien von SAP entsprechen, die unter anderem vorsehen, dass jeder Teil des Integrationsszenarios in dem Dokumentationswerkzeug von SAP XI beschrieben wird.
Die Schritte zur Zertifizierung

Koordiniert wird das Zertifizierungsprogramm vom SAP Integration and Certification Center (SAP ICC). Software-Anbieter und Dienstleister, die XI-Content zertifizieren lassen wollen, melden sich im ersten Schritt über die Homepage des SAP ICC an. Anschließend kommt der Zertifizierungsprozess ins Rollen:
- SAP bietet Interessenten an, ihr neues Content-Angebot mit der eigenen Entwicklung abzustimmen. Dadurch ist gewährleistet, dass bestimmte Integrationsszenarien nicht doppelt erstellt werden.
- Wenn der Software-Anbieter nicht schon vor der Anmeldung ein Integrationsszenario erstellt hat, beginnt er nun mit der Entwicklung. Sollte er nicht über ein SAP-XI-Entwicklungssystem verfügen, kann er ein System des SAP ICC verwenden.
- SAP ICC spielt das fertige Szenario des Partners in das SAP-XI-Testsystem ein und prüft es.
- SAP ICC stellt den Testreport und das Zertifikat aus.
- Das neue Angebot wird auf der SAP-Homepage bekannt gemacht. SAP fügt es zum XI-Content-Katalog hinzu, über den Interessenten den Anbieter direkt kontaktieren können. Dieser übernimmt Verkauf, Auslieferung und Support seines XI-Contents.
Vorteile für Partner
Das Zertifizierungsprogramm bietet sowohl SAP als auch den Content-Anbietern Vorteile. Letztere dürfen beispielsweise das Branding “SAP-zertifiziert” für ihre Werbemaßnahmen nutzen. Zudem veröffentlicht SAP alle zertifizierten Integrationsszenarien auf den Homepages des Unternehmens und stellt den Anbietern damit eine wirkungsvolle Marketingplattform zur Verfügung. Da mit dem Verkauf von XI-Content in der Regel Implementierungsprojekte beim Kunden verbunden sind, erhalten vor allem Partner mit Beratungskompetenzen die Möglichkeit, ein komplettes Lösungspaket anzubieten. Darüber hinaus kann das Content-Angebot mit der SAP-Entwicklung abzustimmt werden, was doppelte Entwicklungen vermeidet.
Das neue Zertifizierungsprogramm ist Teil einer übergreifenden Partner-Strategie zum Aufbau eines “Ökosystems” rund um die Applikations- und Integrationsplattform SAP NetWeaver. Dazu gehören neben Content-Zertifizierungen in anderen SAP-NetWeaver-Bereichen, wie SAP Enterprise Portal oder SAP Business Intelligence, auch komponentenübergreifende Programme wie die Initiative “Powered by SAP NetWeaver”.
Details zum Zertifizierungsprogramm und zu den Testkriterien können unter ICC@SAP.com angefordert werden.