SAP Auto-ID Infrastructure hat die Aufgabe, der Abbildung eines logistischen Prozesses im DV-System eine Mitverfolgung und Kontrolle des tatsächlichen physischen Prozesses in Realzeit zu ermöglichen. SAP Auto-ID Infrastructure gleicht dazu Informationen über erwartete Vorgänge, etwa bezüglich einer Auslieferung in einer ERP-Lösung, mit den tatsächlich eingetretenen Ereignissen ab, die durch Sensorik ermittelt werden. Die tatsächlich ermittelten Vorgänge und die beteiligten Objekte werden zurückgemeldet. RFID ist im Prinzip keine brandneue Technik, sie beginnt sich aber erst jetzt im Logistikbereich durchzusetzen. Die Einführung von RFID ist mit diversen technischen Herausforderungen verbunden und wird von den meisten Kunden deshalb in Phasen vollzogen. In Pilotprojekten sollen der Nutzen eruiert und Erfahrungen gesammelt werden.
Erste Folge-Phasen dienen oft nur dazu, zunächst die Anforderungen von Großabnehmern an Hersteller zu erfüllen. Insbesondere in der Konsumgüter-Branche ist dies der Fall, wo große Handelsketten ihre Hauptlieferanten zur Ausstattung von Paletten und Verpackungseinheiten mit RFID-Etiketten verpflichten. Die Ziele solcher Phasen sollen zu Beginn mit minimalem Aufwand erreicht werden, so dass die Hersteller oft die Integration ihrer RFID-Software mit der eigenen ERP-Lösung auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. SAP bietet daher auch die Möglichkeit, SAP Auto-ID Infrastructure für solche “slap&ship”-Szenarien eigenständig zu betreiben.
Warum SAP Exchange Infrastructure?
Langfristig wird die Integration von SAP Auto-ID Infrastructure mit ERP-Backends der vorherrschende Fall sein. Hier bieten sich diverse Integrationstechnologien und -Strukturen an. So ist zu entscheiden, ob die Integration auf Nachrichten basieren soll und ob eine direkte Punkt-zu-Punkt-Verbindung, wie sie oft noch zwischen SAP-Lösungen realisiert ist, implementiert werden soll. Als Integrationskandidaten stehen SAP R/3, mySAP ERP und SAP Event Management zwar in vorderster Reihe, doch möchte es SAP auch anderen SAP-Lösungen und Nicht-SAP-Systemen ermöglichen, von den Diensten der SAP Auto-ID Infrastructure zu profitieren. Weitere SAP-Anwendungen sollen sich zudem künftig “out-of-the-box” integrieren lassen. Damit verbieten sich Punkt-zu-Punkt-Verbindungen von alleine. Ein Integration-Broker bietet sich an: SAP Exchange Infrastructure 3.0, ohnehin Bestandteil der Applikations-Plattform SAP NetWeaver `04.
Mit SAP Exchange Infrastructure (SAP XI) als Integrationsplattform für den Datenaustausch der SAP Auto-ID Infrastructure mit anderen Lösungen hat SAP sich nicht nur für die leichter zu wartende Hub-Architektur entschieden, sondern auch für Offenheit gegenüber anderen Applikationen. SAP Auto-ID Infrastructure kommuniziert mit SAP XI über HTTP(S) mit SOAP-XML-Messages. SAP R/3, mySAP ERP und SAP Event Management aus SAP SCM verwenden für die Kommunikation mit SAP AII über SAP XI IDocs. SAP Exchange Infrastructure bietet darüber hinaus die Möglichkeit, weitere Datenformate für den Datenaustausch zu nutzen. Die Konvertierung wird durch Adapter vorgenommen. SAP XI beinhaltet bereits einige Adapter für Standardformate. Auch File/FTP-Adapter und Database-Adapter (JDBC) stehen zur Verfügung. Die Verwendung von SAP Exchange Infrastructure 3.0 garantiert auf diese Weise, dass sich sowohl SAP-Lösungen als auch Nicht-SAP-Lösungen mit vertretbarem Aufwand integrieren lassen.
Design- und Konfigurations-Zeit
Die Definition des Datensaustauschs hängt nur zum Teil von der konkret implementierten Anwendungs-Landschaft mitsamt den technischen Adressen der Systeme ab. Davon unabhängige Informationen lassen sich bereits definieren, sobald die Art der Systeme und deren Eingangs- und Ausgangsformate für Nachrichten bekannt sind. SAP Exchange Infrastructure unterscheidet daher in Design-Zeit und Konfigurations-Zeit. Zur Design-Zeit werden die Interface-Strukturen und Mappings zum Datenaustausch zwischen den Anwendungen und SAP Auto-ID Infrastructure definiert. Zur Konfigurations-Zeit müssen die Einstellungen dann noch beispielsweise um Adressen und Namen der Lösungen ergänzt werden.
Sind Typ und Version der zu verbindenden Anwendungen bereits bekannt und stammt die Software von einem Anbieter, kann dieser dem Kunden Arbeit abnehmen, indem er Einstellungen zur Design-Zeit vorbereitet. Dies ist der Fall, wenn SAP R/3 oder mySAP ERP als Backend mit der SAP Auto-ID Infrastructure verbunden werden sollen. SAP liefert die entsprechenden Einstellungen für das Standard-Szenario “RFID-Enabled Outbound Processing” als so genannten XI-Content. Gleiches gilt für die Anbindung des Supply Chain Event Management (SCEM) aus SAP Supply Chain Management 4.1 an SAP AII.

Informationen zum XI-Content enthält das Integration Repository in SAP Exchange Infrastructure. Einstellungen zur Konfigurations-Zeit werden mit Hilfe der Informationen aus dem Integration Repository im Integration Directory vorgenommen. SAP XI 3.0 (ab SP3) stellt zu diesem Zweck einen Software-Assistenten zur Verfügung, der ausgehend von der Definition eines Szenariums im Integration Repository, das im XI Content mitgeliefert wird, die Konfiguration stark vereinfacht. Wer Fremdsyteme anbinden will, für die kein XI-Content existiert, kann selbst Schnittstellen-Beschreibungen und Mapping-Regeln im Integration Repository definieren, um festzulegen, welchen Weg ein Datentransport nehmen soll und wie die Konvertierung aussieht. Für den Import der Schnittstellen-Beschreibungen stehen diversen Formate zur Verfügung, darunter RFC, IDoc, WSDL, DTD oder XSD.
Der Integration Builder ist das Werkzeug für die Pflege sowohl der Einträge im Integration Repository, als auch im Integration Directory. Das System Landscape Directory enthält Informationen über die vorhandenen Softwareprodukte und die Beschreibung der installierten Systemlandschaft. Diese Informationen werden u.a. von den Komponenten der SAP Exchange Infrastructure genutzt.
RFID-Integration über lose Kopplung
SAP Auto-ID Infrastructure ist mit den Lösungen, die es mit RFID-Funktionalität ausstattet, nur lose gekoppelt. Die Kommunikation erfolgt asynchron ausschließlich über Nachrichten. Im Vergleich zu Lösungen, die RFID-Lesefunktionen in die ERP-Backends einbauen oder als eigenes System synchron mit ERP-Lösungen oder anderen Anwendungen kommunizieren, hat dies einen großen Vorteil: Auf diese Weise lässt sich die RFID-Funktionalität in der selbständigen SAP Auto-ID Infrastructure auch dann nutzen, wenn die Backend-Lösung oder der Übertragungskanal zum Backend zeitweise nicht zur Verfügung stehen.
SAP Exchange Infrastructure sorgt dafür, dass bei Übertragungsschwierigkeiten oder zeitweisem Ausfall eines der Kommunikationspartner Nachrichten weder verloren gehen, noch doppelt ankommen. Spezielle Funktionen dienen der Überwachung der weitergeleiteten Nachrichten. Fällt der Empfänger aus, verbleiben die Nachrichten in einer Ausgangs-Warteschlange. Weiterhin wird versucht, die Nachricht automatisch abzusetzen. Darüber hinaus kann der Administrator den Versand auch manuell auslösen, wenn etwa das Problem beim Empfängersystem behoben ist.