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Innovationsfähigkeit als Muss für Geschäfts- und IT-Prozesse

Feature

Gleich mit den Plenumsvorträgen des Strategieberaters und Erfolgsautors Geoffrey Moore sowie des SAP-Vorstandsmitglieds Shai Agassi zeigten sich die derzeitigen Herausforderungen in der IT. Der zufolge gilt es, in einem Wettbewerb, in dem Unternehmen und ihre Produkte immer vergleichbarer geworden sind, eine klare Differenzierung aufzuzeigen und diese mit Hilfe der IT schnell und effizient im Unternehmen umzusetzen.

Im Zeichen von Core und Context

Im ersten Vortrag kristallisierte sich vor allem das begriffliche und strategische Fundament heraus: So umfasst ‚Core’, das Herzstück eines Unternehmens mit den Kernprozessen, all das, was zu einer zukunftsfähigen Differenzierung gegenüber dem Wettbewerb beiträgt, was den Produkten und/oder Leistungen ein Alleinstellungsmerkmal gibt. ‚Context’ hingegen bezeichnet die gewöhnlichen Merkmale, also das, was in der Branche bereits zum Standard geworden ist. Anfangs unterscheidet sich der Kern eines Unternehmens von den anderen, bis auch dieser zum Branchenstandard und somit zum Kontext wird. Ein aktuelles Beispiel ist die Mobilfunkbranche mit der raschen Weiterentwicklung ihrer Geräte: bildete ein Farbdisplay zunächst ein Unterscheidungsmerkmal, so war es in kürzester Zeit lediglich ein Branchenstandard. Ebenso ging es bei Merkmalen wie mit einer im Mobiltelefon integrierten Kamera. Rasch wurden diese Eigenschaften vom Wettbewerb kopiert und ebenfalls auf den Markt gebracht.

Mehr Innovation bei den Kernbereichen, mehr Produktivität für den Kontext

Sich erfolgreich auf dem Markt zu behaupten, erfordert von Unternehmen daher zum einen die permanente Innovation im Kernbereich, das heißt das ständige Kontrollieren, Korrigieren und Neuregulieren der Alleinstellungsmerkmale. Die Innovationsfähigkeit ist zu einem Alleinstellungsmerkmal geworden. Zum anderen heißt die Herausforderung, die Produktivität im Bereich des Kontexts stetig zu erhöhen, was unter anderem auch bedeutet, Aufgaben auszulagern oder umgekehrt externe Partner an Bord zu holen.
Um in diesem ständigen Kreislauf von Innovation, Adaption und erneuter Innovation beide Aufgaben zu bewältigen, wird künftig eine höchst flexible IT-Landschaft benötigt. Zu Recht stellte Shai Agassi in seiner Keynote die Frage, warum Unternehmen bei sich ständig verändernden Geschäftsprozessen warten sollten, bis von der IT-Industrie etwas entwickelt und ihnen dann zur Verfügung gestellt wird – oder warum sie nicht mit Hilfe von vorgefertigten Bausteinen ihre individuell benötigten IT-Lösungen selbst entwickeln sollten?

Stets neue Lösungen für sich ändernde Geschäftsprozesse

Vor diesem Hintergrund erklärt sich die aktuelle Entwicklung des SAP-Portfolios: SAP NetWeaver wandelt sich von einer Integrations- und Applikations-Plattform zur umfassenden Business Process Platform, um einerseits die Innovationen in den Kernprozessen zu unterstützen und andererseits die Produktivität in den Standardbereichen zu erhöhen.
Für die Kernbereiche lassen sich in Kombination mit Composite Applications rasch neue Lösungen schaffen; ebenso helfen die Enterprise Services dabei, neu entwickelte Geschäftsprozesse darzustellen. Im Bereich Kontext sorgen mySAP ERP und die anderen Lösungen aus der mySAP Business Suite für die gewünschte Standardisierung, um die Produktivität zu erhöhen und zu konsolidieren. Und schließlich bietet das SAP NetWeaver Enterprise Portal einen Zugang zu den Informationen und Self-Services für die Mitarbeiter.
Ein weiterer Baustein ist die Integration der Technologien und Anwendungen von Microsoft. Aktuell wäre hier das gemeinsame Projekt Mendocino zu nennen, das SAP mit den Microsoft-Office-Anwendungen verbindet und beispielsweise den direkten Zugriff auf den Outlook-Kalender ermöglicht. Aber nicht nur beim Thema Microsoft und Windows – auch im Hinblick auf Altsysteme oder Lösungen anderer Anbieter können mit dem immer feiner verzweigten “Ökosystem” über Unternehmensgrenzen hinweg weitere Instanzen und Partner eingebunden werden. Auf der Basis von SAP NetWeaver schafft die IT auf diese Weise ein Umfeld, um in der sich ständig verändernden Geschäftswelt sowohl das Innovations- als auch das Produktivitätsziel zu erreichen.

Innovationen auf allen Ebenen

Diese strategischen und technologischen Zukunftsperspektiven sowohl in der Entwicklung als auch in der Anwendung wurden anschließend in den Einzelvorträgen des Kongresses weiter vertieft. Das Thema Offenheit, Flexibilität und Adaptionsfähigkeit in der IT spiegelte sich im Übrigen auch in dem von SAP gewählten Veranstaltungskonzept und in der Bühnengestaltung der Frankfurter Messe wider. Mit einer runden Bühne wurde das Plattform-Thema optisch veranschaulicht. War die Bühne für die Plenumsvorträge nach allen Seiten offen, so wurde sie im Folgenden je nach Anzahl der Sessions in bis zu neun Segmente unterteilt. Auf diese Weise kamen die Besucher auch visuell auf ihre Kosten.
Zum Abschluss des Kongresstages stand das Thema Innovation nochmals auf dem Programm. In einem herausfordernden Vortrag referierte Hasso Plattner, Aufsichtsratsvorsitzender der SAP, über Innovation, Globalisierung und Technologieführerschaft sowie Chancen, Risiken und Verzagtheiten der Unternehmen und Neugründer in Deutschland. Neue Kräfte freisetzen – die Leitidee des Kongresses, so machte Plattner deutlich, ist nicht nur eine Frage der Technologie, sondern auch eine Frage der Mentalität.

Berichte aus der Praxis

Nach den strategischen Inhalten des ersten Tages stand der zweite Tag ganz im Zeichen der Branchenvielfalt und der bereits verwirklichten IT-Lösungen. Anwendungen im Öffentlichen Dienst und in Unternehmen von der Automobilbranche über High-Tech bis zur Versorgungsindustrie wurden präsentiert; SAP NetWeaver – auch in Kombination mit anderen SAP-Produkten – wurde als eine zukunftsfähige Basis für unternehmensinterne und -übergreifende Geschäftsprozesse vorgestellt.
Der Nutzen in der Geschäftspraxis wurde exemplarisch in einem weiteren Plenumsvortrag erläutert. Torsten Niemietz, CIO der Nordzucker AG, berichtete über die Einführung von SAP NetWeaver als Plattform und Zugangsportal für Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter. In dieser Lösung sind sogar die Landwirte eingebunden, um beispielsweise ihr Saatgut zu bestellen und abzurechnen. Reger Andrang herrschte auch bei den separaten Expertenrunden oder im Zukunftsforum und nicht zuletzt an den Ständen der ausstellenden SAP-Partner. Insgesamt informierten sich während dieser zwei Tage mehr als 1.500 Teilnehmer bei mehr als 50 Partnern und in mehr als 100 Vorträgen und Workshops über die aktuellen Entwicklungen.

Ausblick in die Zukunft

Abgerundet wurde der SAP NetWeaver Kongress durch einen Plenumsvortrag zum Zusammenspiel aller Geschäftsprozesse. Rolf Schumann von SAP Deutschland verwies darin nochmals auf die Schlüsselbegriffe ‚Core’ und ‚Context’ und den Zusammenhang zwischen Differenzierung und Produktivität. Angesichts wirtschaftlich enger Märkte und Margen zählt eine flexible, reaktionsfähige IT zu den entscheidenden Erfolgsfaktoren. Zudem ging er auf weitere Bausteine der Prozessintegration ein: beispielsweise als Grundlage mit SAP NetWeaver Master Data Management die Stammdaten konsistent zu nutzen und mit Hilfe der SAP NetWeaver Exchange Infrastructure die Adaption der Prozesse rascher voranzutreiben. Als weitere Entwicklungen für die Gegenwart und die Zukunft charakterisierte er die weitere Öffnung und Flexibilisierung der IT hin zu einem Customer Driven Supply Network (CDSN). “IT does matter”, so sein Hinweis.
Entsprechend der immer schnelleren Abfolge von Änderungen in den Geschäfts- und IT-Prozessen prognostizierte er mit einem abschließenden Ausblick in die Zukunft die Entwicklung vom bestehenden CIO, der vorhandene Prozesse lediglich abbildet, zum künftigen “Chief Process Innovation Officer” CPIO, zu dessen Aufgaben es gehört, die Prozesse entscheidend mitzugestalten.
Fazit: Unternehmen stehen vor der existenziellen Herausforderung, sich in puncto Innovationsfähigkeit stets neu auszurichten. Die Differenzierung gegenüber dem Wettbewerb erfolgt dabei über die Geschäftsprozesse. IT-Lösungen wie SAP Netweaver machen es möglich, Geschäftsprozesse den jeweils aktuellen Anforderungen des Marktes flexibel anzupassen – und so immer wieder neue Kräfte freizusetzen.

Petra Winkler