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Einem Papier der KfW-Bankengruppe zufolge wird sich die Bonität in Zukunft noch stärker auf die Finanzierungskonditionen von Mittelständlern auswirken. „Hierfür wird es nicht nur erforderlich sein, akzeptable Bilanzzahlen (welche eigentlich nur eine vergangenheitsorientierte Beurteilung eines Unternehmens zulassen) vorzulegen und zum Beispiel die Eigenkapitalquote zu erhöhen“, heißt es in dem Papier. „Insbesondere wird auch das unternehmerische Konzept für die Zukunft stimmen müssen – die strategische Ausrichtung, das Controlling und Perspektiven für anstehende Nachfolgefragen spielen hier eine Rolle.“

Harte und weiche Faktoren

Neben den harten Faktoren (Bilanzen, Umsätze, Gewinn- und Verlustrechnung) fließen künftig vor allem die so genannten weichen Faktoren, also die qualitativen Aspekte, verstärkt in die Bewertung von Unternehmen ein. Ein Unternehmer sollte daher im Gespräch mit seiner (Haus-)Bank in jedem Fall folgende Punkte kritisch prüfen und (idealerweise) positiv belegen können:

  • Eigene Branchen-, Markt- und Wettbewerbssituation: Hier zählen insbesondere die Position innerhalb der Branche (eventuelle Wettbewerbsvorteile durch Nischenbildung oder den Aufbau einer Marke), die wirtschaftliche Ist-Situation und langfristige Wachstumspotenziale.
  • Managementqualität des Unternehmens: Darunter fallen Aspekte wie betriebswirtschaftliches und Branchen-Know-how des Managements, Zuverlässigkeit der Aussagen des Managements sowie Einhaltung von Zusagen und Terminen. Auch Fragen nach dem Durchschnittsalter der Geschäftsleitung, eventuelle Ausfallregelungen für Geschäftsführer und andere Schlüsselpersonen oder eine angemessene Nachfolgeregelung fließen mit ein.
  • Qualifikation der Mitarbeiter des Unternehmens: Hier geht es besonders um die Sicherung von Fachkompetenz im Hinblick auf zukünftige Anforderungen, z.B. durch Schulungen, Weiterbildungen, etc., aber auch um effiziente Personalbedarfs- und -einsatzplanung.
  • Erfolgspotenziale: Darunter fallen Vertriebsstrategie und -planung sowie Qualitätsmanagement.
  • Risikoklassen: Ein Unternehmen sollte gerüstet sein, von konjunkturbedingten Umsatzschwankungen über technische Risiken bis hin zu Vertrags- und Kalkulationsrisiken alles zu berücksichtigen, was sich nachteilig auf den Erfolg auswirken könnte.
  • Qualität der bisherigen Geschäftsbeziehungen und des eigenen Zahlungsverhaltens: Hier wird vor allem die „Zahlungsmoral“ eines Unternehmens, etwa gegenüber seinen Lieferanten oder Finanzinstituten (Rückzahlung von Krediten), überprüft.
  • Private Vermögensverhältnisse: Sensibelster Punkt sind die eigenen Vermögensverhältnisse. Das Rating hängt unter anderem vom Willen eines Unternehmers oder des Managements ab, auch Risiken zu übernehmen, beispielsweise in Form einer Bürgschaft für den Unternehmenskredit.

Diese Punkte werden dann jeder für sich einer Durchschnittswertung unterzogen. Daraus entsteht eine Gesamtbewertung der weichen, also qualitativen Faktoren eines Unternehmens, die zusammen mit den „harten“ Fakten das Gesamt-Rating und damit das Kreditrisiko bestimmt.

Planungs- und Controllinginstrumente optimieren

Die Banken verlangen von den Kreditnehmern künftig vor allem ein zeitnahes, detailliertes und umfangreiches Berichtswesen. Das kann zum Beispiel eine integrierte Planung mit Daten für die nächsten fünf Jahre sein, präzise Aussagen über zukünftige Investitionstätigkeiten, konsolidierte Unternehmensinformationen, Cashflow-Rechnungen und sogar eine monatliche Berichterstattung. Dafür müssen Informationen über Außenstände, Mahnwesen, Deckungsbeiträge, über Kunden und Kundengruppen oder Kalkulationen aktuell verfügbar und eine regelmäßige Kostenkontrolle sichergestellt sein. Damit steigt der Stellenwert des Controllings, der Planung und der Steuerung. Laut einer Studie der WGZ-Bank stehen diese Punkte auch bei Mittelständlern weit oben auf der Agenda. Durch die Erhöhung der Eigenkapitalquote, aber vor allem durch optimierte Planungs- und Controllinginstrumente, aussagekräftigere Unterlagen sowie besseres Qualitätsmanagement wollen kleine und mittlere Firmen bei den Banken künftig punkten.

Ohne eine exzellente IT-Infrastruktur und entsprechende Lösungen sind solche Anforderungen jedoch kaum zu erfüllen. Nach den Ergebnissen der Basel-II-Studie der Postbank wollen immerhin elf Prozent der befragten Mittelständler Geld für neue EDV- und IT-Systeme ausgeben. Dabei sind Systeme gefragt, die Prozesse wie den Rechnungseingang automatisieren, transparent abbilden und beschleunigen. Überdies muss das Berichtswesen mit nur wenigen Mausklicks detaillierte Auswertungen und Informationen, etwa zu offenen Posten, Forderungen und Verbindlichkeiten, sowie Verkaufsanalysen liefern.

Mit integrierten Lösungen zu günstigeren Zinsen

„Die Praxis in den Betrieben sieht jedoch vielfach noch anders aus“, berichtet Thomas Steinmann, Geschäftsführer von ITS-Atlantis. „Viele Mittelständler erstellen betriebswirtschaftliche Auswertungen auf der Basis von Excel-Listen.“ Dabei führen sie Daten aus unterschiedlichsten Anwendungen, wie Geschäftssoftware und – etwa bei Fertigern – einem PPS-System, zusammen. „Damit haben die Unternehmen aber die für die Banken wichtige kurz- und mittelfristige Liquiditätsplanung nicht im Griff. Kleine und mittlere Betriebe werden auf Dauer gar nicht umhin kommen, moderne, integrierte Unternehmenslösungen einzuführen, die entsprechende Controlling-, Planungs- und Analysewerkzeuge beinhalten.“
Speziell für den kleinen Mittelstand bietet SAP mit SAP Business One eine Lösung, die der Unternehmensführung einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand wie auch über die künftige Auftragslage und Auslastung verschafft. Das erleichtert die für Kreditanträge und -vergabe notwendigen Auswertungen zur Bonität. Zudem erfüllt die Software die Forderung nach Transparenz gegenüber der Bank, denn die kreditrelevanten Parameter lassen sich einfach überprüfen. Für größere Mittelständler kommen mySAP-All-in-One-Lösungen oder mySAP ERP in Frage, die zuverlässig alle gesetzlichen Bestimmungen rund um Basel II erfüllen. Ein Beispiel von ITS-Atlantis-Geschäftsführer Steinmann: Dank der mySAP-All-in-One-Lösung smart HIFI konnte die Firma felix martin bereits Anfangs August 2005 einen detaillierten Zwischenabschluss für Juli 2005 einreichen. Das Unternehmen erhielt dadurch von der Bank ein neues, besseres Rating, das einen günstigeren Zinssatz beinhaltete sowie eine Erhöhung der Kreditlimits ermöglichte.

Auch Banken sind gefragt

Die systemtechnischen Anforderungen von Basel gelten allerdings nicht nur für die Kreditnehmer, sondern gleichermaßen für die kreditgebenden Institute. „Auch wenn die Umsetzung der neuen Richtlinien nicht vor 2007/08 zum Tragen kommt, brauchen die Banken bereits im Vorfeld angepasste Risikomanagementsysteme“, verdeutlicht Jörg Hashagen, Global Basel Coordinator bei KPMG. „Einfach gesagt: Der endgültige Abschluss des Basler Akkords bedeutet nur den Übergang von der Theorie zur Praxis. Keine Bank kommt jetzt noch daran vorbei.“ SAP hat deshalb den Funktionsumfang der bewährten Branchenlösung SAP for Banking um eine spezielle Komponente für das neue Basel-II-Regelwerk erweitert. Die Lösung baut auf das bestehende Risikomanagement von SAP for Banking auf und erfasst Kreditrisiken, operationelle Risiken sowie Marktrisiken. Sie ist zugleich integraler Bestandteil der Kreditrisikoplattform, berücksichtigt dabei die Anforderungen für die Integration von SAP-Systemen und Fremdsystemen und unterstützt das Berichtswesen in Zusammenarbeit mit Partnern.
Letztlich kommen moderne Infrastrukturen und Systeme Banken und mittelständischen Firmen gleichermaßen zugute. Die Banken können das Risiko eines Kreditausfalls minimieren, umgekehrt profitieren die Mittelständler von der durchgängigen Transparenz, höherer Kreditwürdigkeit und Zahlungsfähigkeit. Das sorgt für eine gute Bewertung und niedrige Zinsen.

Weitere Informationen:

Allgemein: http://www.sme-basel2.com (von der Europäischen Kommission finanziertes Projekt mit dem Ziel, kleine und mittlere Unternehmen über Basel II zu informieren), www.basel-ii.info (Informationsportal zu Basel II), www.dihk.de/inhalt/informationen/news/schwerpunkte/rating/basel.html (Informationsseite des Deutschen Industrie und Handelskammertages mit zahlreichen Downloads)
Studien und Sonstiges: www.kfw.de, www.kpmg.de, www.wgz-bank.de
SAP AG: www.sap.com

Dr. Andreas Schaffry
Dr. Andreas Schaffry