
Der Bedarf bei der Fertigungsoptimierung äußert sich in China derzeit anhand klassischer Themen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Reduzierung der Durchlaufzeiten, Verbesserung der Arbeitsprozesse und Verringerung der Logistikkosten. Um die Fertigung ganzheitlich zu optimieren, müssen allerdings alle Einzelprozesse und Aktivitäten betrachtet und die Ressourcen gesteuert werden. Mittelfristig wird daher die Anbindung der Fertigung an die übergeordnete Planung im ERP-System und damit die Integration auch in China an Bedeutung gewinnen.
Grundsätzlich sind bei der Implementierung von MES und einer möglichen Integration in ERP drei Szenarien möglich:
1. Zentrales Template
Hat ein nicht-chinesisches Unternehmen bereits ein SAP-System im Einsatz, kann es für die Einführung in China ein zentral entwickeltes Template nutzen. In diesem Fall profitiert das Unternehmen von einer einheitlichen Berichtsstruktur, der länderübergreifenden Transparenz aller Prozesse, der Anwendung von bereinigten Stammdaten sowie einer standardisierten und damit kostengünstigen IT-Infrastruktur. Das Know-how wird gewissermaßen an die Niederlassungen in China weitergetragen – zur Professionalisierung des lokalen Marktes.
Bei einer derartigen Konstellation sind allerdings Anpassungen an die chinesischen Finanzaspekte oder Reporting-Standards notwendig. Das Value-Added-Tax-System muss beispielsweise mit dem SAP-System verknüpft werden. Zusätzlich benötigen die Lösungen eine chinesische Sprachlokalisierung, Anpassungen an Zoll-Thematiken (bonded Warehouse) und eine Übersetzung des Templates.
2. Neuinstallation
Kunden, die kein zentrales Template ausrollen, führen SAP lokal ein und implementieren vor Ort. Dies empfiehlt sich zum Beispiel für Joint-Venture-Unternehmen, die einen gewissen Grad an Unabhängigkeit genießen. Hier findet die Integration auf der Konsolidierungsebene statt, eine MES-Integration hin zu ERP ist als Stand-Alone zu sehen.
3. Lokale Anbindung
Vorstellbar ist auch, dass die Niederlassungen als Buchungskreise im zentralen System der Muttergesellschaft abgebildet werden. Das ERP-System wird hier an die lokale MES-Lösung in China angebunden, zum Beispiel wenn die dortigen Werke bereits eine sehr ausgeprägte MES-Lösung im Einsatz haben. Der Vorteil: Sie können selbst dann eigenständig weiterarbeiten, wenn das MES-System der Muttergesellschaft ausfallen sollte. Und nicht zu vergessen: Das lokale MES-System stellt im Falle einer Veräußerung der Niederlassung einen eigenen Wert dar.
Beratung ist gefragt

IT-Implementierungen sind eine komplexe Angelegenheit. Eine entscheidende Rolle kommt dabei neben den Anbietern auch den IT-Dienstleistern zu. Von der Qualität ihrer Beratung hängt es ab, wie schnell sich ERP und MES in China flächendeckend durchsetzen. Dabei gilt es, das Thema richtig anzupacken. Der IT-Dienstleister muss zeigen, dass er echte Verbesserungen mitbringt, kontinuierlichen Support leisten kann, ein langfristiger und zuverlässiger Partner ist und die kulturellen Gegebenheiten versteht und darauf Rücksicht nimmt. Beim SAP Business Partner Freudenberg IT (F-IT) besteht der Mitarbeiterstamm in der Anfang des Jahres eröffneten Niederlassung in Suzhou daher nicht nur aus deutschen, sondern vor allem aus chinesischen Mitarbeitern. Mittelfristig sollen die Kunden sogar durch rein lokale Management-Teams geführt und unterstützt werden.
Die Zukunft im Blick

Während sich der Einsatz von ERP-Software in China bereits etabliert, steht MES erst am Anfang. Ein Aufschwung ist absehbar, wenn die Unternehmen erkennen, dass die Verknüpfung zwischen der Planung und Steuerung der Ressourcen einerseits und der Fertigung andererseits ein strategischer Wettbewerbsvorteil sein kann. Integrierte Lösungen helfen ihnen, die Effizienz, Produktivität und die Transparenz innerhalb der Fertigung zu erhöhen. Dies wird zu mehr Stabilität und Qualität in der Produktion führen.