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Erfolgreichen Unternehmen im Maschinen-, Geräte- und Anlagenbau gelingt es, mit Hilfe des richtigen Einsatzes von SAP-Lösungen ihre Kosten zu senken, ihre Lieferfähigkeit zu verbessern und den Auftragsdurchlauf zu beschleunigen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Umfrage der Heidelberger Organisations- und SAP-Beratung cbs Corporate Business Solutions (cbs) unter 25 deutschen, österreichischen und Schweizer Unternehmen. Hierzu interviewten Prozessberater von cbs IT-, Produktions-, Logistik- und Werksleiter sowie kaufmännische Geschäftsführer. Nicht nur kristallisierte sich heraus, welche die häufigsten Erfolgsfaktoren bei der SAP-Einführung waren und welche SAP-Anwendungen und –funktionalitäten zunehmend verwendet werden, sondern auch, in welchen Prozessfeldern mithilfe von SAP-Lösungen die größten Potenziale erschlossen werden können.

Mit Klassikern in die Moderne

Alle befragten Unternehmen verwenden die klassischen SAP-Komponenten für Vertrieb, Materialwirtschaft, Produktionsplanung, Finanzen und Controlling. Zwischen 45 und 50 Prozent der Unternehmen nutzen zusätzlich SAP-Komponenten für Warehouse Management, Customer Service, Quality Management, Project System und Human Resources (HR). Die Vorteile der Komponenten SAP Advanced Planning and Optimization (SAP APO), SAP NetWeaver Business Intelligence (BI), mySAP Supplier Relationship Management (mySAP SRM) und mySAP Customer Relationship Management (mySAP CRM) werden bei einer Verbreitung von etwa 15 Prozent noch wenig ausgeschöpft.

Verbesserungen erzielen in Produktion und Logistik

Die Befragung ergab, dass viele Geschäftsprozesse nicht optimal ausgerichtet sind. Vor allem in vier Bereichen lassen sich durch den Einsatz integrierter SAP-Lösungen Verbesserungen erreichen: in der Planungsmethodik, bei der Fertigungssteuerung, beim Product Lifecycle Management (PLM) und bei der Verwendung von Kennzahlensystemen.
Die Ursachen dafür sind erst in zweiter Linie informationstechnischer Natur. Die Herausforderungen bestehen zunächst in der Einführung anderer betriebswirtschaftlicher Konzepte in der Praxis und in der damit verbundenen Neuausrichtung und Anpassung der Geschäftsprozesse. Eine bessere Unterstützung durch IT-Systeme und neue SAP-Funktionalität führt erst unter diesen Voraussetzungen zu signifikanten Prozessverbesserungen und niedrigeren Kosten.

1. Planungsmethodik: Produktionsplanung mit Vertrieb abstimmen

Produktionsplanung mit Vertrieb abstimmen
Produktionsplanung mit Vertrieb abstimmen

Erhebliches Optimierungspotenzial stellte die Studie bei der bedarfsgerechten Produktionsplanung in Absprache zwischen Vertrieb und Produktion fest. Viele Unternehmen disponieren zwar, planen aber nicht. Abteilungsübergreifende Planungsprozesse sind noch kaum etabliert. Diejenigen Unternehmen, die laut Studie am besten abschnitten – die Branchenbesten – , agieren anders. Sie planen ihren Absatz auf Grund von stets aktualisierten Marktinformationen des Vertriebs und stellen zugleich durch eine intensive Kommunikation zwischen Vertrieb und Produktion sicher, dass die Plandaten des Vertriebs in die Produktionsplanung einfließen. Die Unternehmen können so ihre Liefertreue erhöhen, was der Zufriedenheit ihrer Kunden und ihrer Marktposition gleichermaßen zugute kommt. Eine abgestimmte Absatz- und Programmplanung ermöglicht eine bessere Auslastung der Produktion, reduzierte Produktionskosten und eine Senkung der Bestände. Sie sorgt dafür, dass Fehlmengen- und Beschaffungskosten verringert und der gesamte Beschaffungsprozess optimiert werden. Deshalb prüfen derzeit viele Unternehmen, wie sich Absatz- und Programmplanungsprozesse durch eine integrierte Lösung mit Hilfe von SAP APO besser abstimmen lassen.

2. Fertigungssteuerung: Fertigung mit SAP APO besser abstimmen

Fertigung mit SAP APO besser abstimmen
Fertigung mit SAP APO besser abstimmen

Die Fertigungssteuerung im Maschinen-, Geräte- und Anlagenbau sieht sich dem Problem konkurrierender Liefertermine für Kundenaufträge bei gleichzeitig begrenzten Produktionskapazitäten gegenüber. In der Feinplanung und Überwachung der Kapazitäten lässt sich noch vieles verbessern. Die Branchenbesten nehmen die Kapazitätsauswertung und -planung von SAP R/3 zu Hilfe, um Engpassressourcen zu planen. SAP APO PP/DS ermöglicht zusätzlich noch eine komplexe Kapazitätsfeinplanung.
Einige Unternehmen verwenden bereits SAP APO PP-DS, um ihre Fertigungssteuerung zu unterstützen, viele planen es für die nächsten Jahre. Diese Unternehmen haben ihre Termintreue erhöht, lasten ihre Produktionskapazitäten gleichmäßiger aus und haben nicht zuletzt ihre Fehlmengenkosten reduziert und die Bestände in der Fertigung nachhaltig gesenkt.

3. Gezieltes Product Lifecycle Managament mit mySAP PLM

Gezieltes Product Lifecycle Managament mit mySAP PLM
Gezieltes Product Lifecycle Managament mit mySAP PLM

Die Studie zeigt, dass der Produktlebenszyklus bislang noch wenig durchgängig gestaltet ist. Systembrüche zwischen verschiedenen CAD-Insellösungen, Produktdatenmanagement-(PDM)-Systemen oder isolierten Systemen im Servicebereich sind keine Seltenheit. Zwischen Konstruktions- und Logistikprozessen tauchen daher unnötige Barrieren auf. Häufig fehlt die Transparenz im Änderungsmanagement. Hier besteht die ermittelte Best-Practice darin, die PLM-Prozesskette einheitlich zu definieren und abteilungsübergreifend zu integrieren. CAD- und ERP-Systeme sind dabei direkt gekoppelt. Die Branchenbesten haben ihre Prozesskette unter Ausschöpfung der funktionalen Möglichkeiten von mySAP Product Lifecycle Management durchgängig gestaltet. Sie profitieren von einer hohen Datenkonsistenz zwischen SAP- und CAD-Lösungen, verfügen über schlankere Änderungsprozesse und weisen reduzierte Verschrottungs- und Umbaukosten auf. Weiteres Optimierungspotenzial besteht in einem Workflow-unterstützten CAD-/ERP-Prozess, der erhöhte Transparenz und Qualität sowie eine kürzere Time-to-market ermöglicht.

4. Mit Kennzahlensystemen und SAP NetWeaver – Business Intelligence die Performance steuern

Mit Kennzahlensystemen und SAP NetWeaver – Business Intelligence die Performance steuern
Mit Kennzahlensystemen und SAP NetWeaver – Business Intelligence die Performance steuern

Der vierte Bereich, für den die Studie Best Practices ermittelte, ist der Einsatz von Kennzahlensystemen zur Unternehmenssteuerung. Klar definierte und messbare Kennzahlen bilden die Voraussetzung, um Geschäftsprozesse effizient zu steuern. Sowohl die Verankerung von Kennzahlen auf den Ebenen von Teilprozessen und Abteilungen als auch Supply-Chain-übergreifende Kennzahlen sind wesentlich für die Effektivität solcher Systeme. Dies hat ein Großteil der befragten Unternehmen bereits erkannt und entsprechende operative Kennzahlensysteme etabliert. 25 Prozent der befragten Unternehmen nutzen dabei die Komponente SAP Business Information Warehouse (SAP BW) als unternehmensweites Informationssystem zur Performance-Messung.
Die Besten der Branche nutzen die Kennzahlensysteme aber noch für weit mehr als nur für die Messung der Performance: Mit Hilfe von Balanced Scorecards leiten sie strategische Unternehmenskennzahlen für die operativen Bereiche ab. Über etablierte Regelkreise planuen, messen und analysieren diese Unternehmen nicht nur kontinuierlich, sondern nutzen die gewonnenen Informationen als Hebel, um ihre operativen Prozesse laufend zu optimieren und aktiv zu steuern. Die Lösungen SAP NetWeaver – Business Intelligence und SAP Strategic Enterprise Management (SAP SEM) unterstützen diese Unternehmen bei der strategischen Planung und Simulation verschiedenster Szenarien auf Basis integrierter strategischer und operativer Kennzahlen. Mit diesen Best Practices schaffen die Unternehmen den Sprung vom bloßen Reporting zur Performancesteuerung.

Best Practices fangen bei der SAP-Einführung an

Selbst bei SAP-Einführungsprojekten machen Best Practices bereits den Unterschied. Hierbei ergab sich, dass 40 Prozent der Einführungen nicht termingerecht abgeschlossen wurden; bei 25 Prozent der Befragten musste erheblich nachgebessert werden. “Erfolgsfaktoren bei der SAP-Einführung sind eine effiziente Projektorganisation, ein methodisch strukturiertes Vorgehen sowie branchenerfahrene Berater”, fasst Thomas Zeiff von der cbs die Ergebnisse zusammen. “80 Prozent der befragten Anwender gaben an, dass sie mit ihrer SAP-Lösung zufrieden sind. Sie nutzen aber häufig noch nicht alle Möglichkeiten, die sie ihnen bietet.”
Die Studienergebnisse sind Anlass für den Workshop “Fit for Future SAP Best Practices in Produktion & Logistik im Maschinen-, Geräte- und Anlagenbau” am 11.05.2006 in Dortmund. Dort werden Best Practices für SAP_Lösungen präsentiert, Optimierungspotenziale aufgezeigt und Methoden vorgestellt, wie sich diese nutzent lassen.
Detaillierte Informationen

Holger Scheel