Der Corporate-Governance-Kodex und das Bestreben, die Rechnungslegungsstandards international zu vereinheitlichen, führt zu erweiterten Berichts- und Prüfungspflichten in den Unternehmen. So müssen etwa europäische, am Kapitalmarkt notierte Unternehmen seit 2005 ihre Konzernabschlüsse nach International Accounting Standards beziehungsweise International Financial Reporting Standards (IAS/IFRS) aufstellen. Damit verbunden sind zum Teil zusätzliche Pflichten wie Segmentberichterstattung, Eigenkapitalspiegel sowie Kapitalflussrechnung für einen vollständigen Jahresabschluss.
Zugleich müssen viele Firmen aufgrund ihrer globalen Konzernstruktur diversen Reportingvorgaben oder weiteren Rechnungslegungsstandards wie US GAAP oder HGB genügen. Erschwerend kommt hinzu, dass unterschiedliche Geschäftseinheiten ihr eigenes Controlling haben, was sich ebenfalls in den Zahlen widerspiegelt. So führen einzelne Bereiche bilanzrelevante Zusatzinformationen in Excel-Formularsätzen. All dies sind Hemmnisse, die einer Transparenz und Integration der Zahlenwerke im Wege stehen.
Ein zeitnahes und einheitliches Reporting ist auch für rasche Managemententscheidungen essenziell, um bei Abweichungen von den Plandaten umgehend Ursachenforschung zu betreiben und gegenzusteuern. Sinnvoll ist dieses Managementreporting aber nur, wenn es auf demselben Zahlenwerk basiert wie das legale Reporting.
Gemeinsame Datenbasis in SAP BW
Mit Business Consolidation Services (BCS) stellt SAP für mySAP ERP eine flexible Konsolidierungsfunktionalität zur Verfügung. Mit der Verankerung im Management Cockpit von SAP SEM lässt sich sowohl für globales und lokales Management, als auch für legales und unternehmerisches Reporting ein Zugriff auf identische Daten einrichten. Denn die Konsolidierungsfunktionalität in SAP SEM unterscheidet sich von dem vorherigen Konsolidierungswerkzeug, EC-CS, in zwei entscheidenden Punkten: Sie verwaltet die Daten nicht mehr in der Standardsoftware selbst, sondern stützt sich auf eine externe OLAP-basierende Datenhaltung und bevorratet die Daten in den InfoCubes (OLAP-Würfel) des SAP Business Information Warehouse (SAP BW), auf die sich auch die Berichtsabfragen stets beziehen. Damit emanzipieren sich die Werkzeuge von SAP SEM von der verwendeten ERP-Lösung. Es stehen ihnen darüber hinaus alle von SAP BW bereitgestellten Möglichkeiten zur Verfügung. Die Konsolidierungsfunktionalität ist in unterschiedlichen Releaseständen verfügbar.
Da alle Werkzeuge von SAP SEM als primäre Datenbasis SAP BW nutzen, ist es ein Leichtes, zwischen ihnen direkt Daten auszutauschen. Beispielsweise lassen sich die in Business Planning and Simulation generierten Planungsdaten in der Konsolidierungsfunktionalität verarbeiten und mit den Ist-Zahlen der Konsolidierungsergebnisse vergleichen und analysieren. Mit diesen konsolidierten Ist-Daten wiederum stellt der SAP SEM Corporate Performance Monitor (SAP SEM-CPM) die aktuelle Leistungsfähigkeit des Unternehmens dar.
Abstimmbarkeit der Summen
Zugleich lassen sich mit dem Werkzeug Matrix-Organisationen abbilden und nahezu beliebige Merkmalshierarchien flexibel aufbauen. Hierbei strukturieren firmenspezifisch definierte Merkmale die Datenbasis. Über die Zuordnung vom System vorgegebener Rollen, wie Konsolidierungskreis oder Konsolidierungseinheit, wird der Charakter bestimmt, auf dem letztlich die Konsolidierungsfunktionen basieren. Einmal festgelegt geben die Merkmale die Dimensionen vor, nach denen Auswertungen erstellt werden und welche Drilldown-Möglichkeiten es gibt. Organisatorische Merkmale sind etwa „Teilkonzern“, „Gesellschaft“, „Geschäftsbereich“ oder „Profitcenter“. In der geographischen Perspektive lassen sich beispielsweise „Weltregion“, „Land“ oder „Bezirk“ unterscheiden. Für eine produktbezogene Sicht dient die Differenzierung nach „Marke“, „Produktlinie“ oder „Produkt“. Sowohl das gesetzliche Controlling als auch das firmeninterne Reporting erfordern es, die einzelnen Dimensionen in Hierarchien anzuordnen, um etwa neben dem landesspezifischen Bericht gleichzeitig die Summen der Kontinente oder Weltregionen zu erhalten. Es ist zudem möglich, für ein Merkmal mehrere parallele Hierarchien zu erstellen. Die Umsätze der Chemie-Sparte in Deutschland können auf diese Weise beispielsweise in das legale Länder-Controlling eingebunden werden und zugleich in das weltweite Reporting für die Chemie-Sparte fließen. Die Konsolidierungsfunktionalität in SAP SEM hält die Daten für denkbare Konsolidierungsarten in denselben, mehrdimensionalen Datenwürfeln, den OLAP-InfoCubes, vor, die weitere Detailebenen wie Kundengruppen oder Distributionskanäle anbieten. Die Detaillierungsebene der Daten mag sich unter Umständen abhängig von der Konsolidierungsart ändern – die gemeinsame Datenbasis jedoch garantiert die Abstimmbarkeit der Summen.
Zentrale Arbeitsumgebung

Mit dem Konsolidierungsmonitor als zentraler Arbeitsumgebung lassen sich die entsprechenden Prozesse steuern. Die zuvor definierten Konsolidierungseinheiten und ihre Zuordnung zu Konsolidierungskreisen – beispielsweise dem Geschäftsbereich Pharmazie aller Gesellschaften – sowie Maßnahmen wie die Funktion Schuldenkonsolidierung stellt der Monitor in einer grafischen Übersicht dar. Das Werkzeug ist matrixartig aufgebaut: Die Hierarchien der Organisationseinheiten des Unternehmens sind standardmäßig in den Zeilen, die Hierarchie der Maßnahmen in den Spalten angeordnet. Die Maßnahmenhierarchie legt die Reihenfolge der Ausführung im Konsolidierungsmonitor fest.
Vor Beginn müssen einige Voreinstellungen getroffen werden. Die diversen Datenquellen aus den operativen Systemen füttern das zugrunde liegende, firmenspezifische Datenmodell in der Konsolidierung. Dabei muss im Datenmodell mindestens ein Feld mit der Konsolidierungs-relevanten Rolle, Version, Kreiswährungsschlüssel, Konsolidierungseinheit, Konsolidierungskreis, Partnereinheit, Position, Belegart, Kontierungsebene, Zeitmerkmal und Wert in Kreiswährung enthalten sein. Für jeden Datenstromtyp, etwa Summensätze, Belege oder Lieferdaten, legt der Anwender Datenziele im Datenwürfel fest. Mit anderen Worten ist dies ein Ablageort für die in der Konsolidierung relevanten Bewegungsdaten. Der obligatorische Datenstrom bestimmt beispielsweise im Wesentlichen die Datenbasis, da er die im Datenmodell verfügbaren Merkmale und Kennzahlen festlegt. SAP BW verwendet intern für Summensätze Infocubes. Belege und ähnliches werden in ODS-Objekte (Operational Data Store) abgelegt und bilden dort konsolidierte, integrierte Bewegungsdaten auf der untersten Transaktionsebene. Um ein gewünschtes Konsolidierungsgebiet einzugrenzen, muss nun eine Auswahl unter den Merkmalen und Kennzahlen getroffen werden. Sobald die Datenbasis für einen Datenstrom festgelegt ist, generiert das System selbstständig die interne Infocube- oder ODS-Struktur. Es muss allein noch ein Bestimmungsort (RFC-Destination) in SAP BW festgelegt werden, der die Bewegungsdaten der Konsolidierung enthält. Ansonsten wird der Mandant des Systems, in dem das SAP-SEM-System liegt, als RFC-Destination genommen.
Die Leistungsfähigkeit der Konsolidierungsfunktionalität beruht in erster Linie auf der Multidimensionalität aufgrund der OLAP-Datenhaltung und der SAP-BW-Funktionen. Wesentliches Merkmal hierbei ist die Integration der Meta- und Anwendungsdaten aller SAP-SEM-Werkzeuge in einer einheitlichen Datenbasis. Alle Komponenten lesen ihre Daten von dort und schreiben ihre Resultate auch dorthin wieder zurück. Zudem lässt sich durch die Funktionalität von SAP BW über die Hierarchien der Organisationseinheiten bis hinunter auf die Ebene der Konsolidierungseinheit navigieren. Die SAP-R/3-basierende Lösung EC-CS verdichtet dagegen nur nach oben und kennt als feinste Einheit den Konsolidierungskreis. Durch diesen Aufbau unterstützt Business Consolidation Services die dezentralisierte Berichtsverantwortung der berichtenden Einheiten und Teilkonzerne. Das entlastet die Zentrale von zeitintensiven Abschlussarbeiten, die Controller vor Ort besser leisten können.

