Wie keine andere industrielle Errungenschaft durchdringen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) nicht nur alle Wirtschaftsbereiche, sondern auch das alltägliche Leben, Wissenschaft und Verwaltung. Mit einem Umsatz von 132 Milliarden Euro im Jahre 2005 und einem Anteil von 6,2 Prozent am Bruttoinlandsprodukt ist die IKT-Industrie zum bedeutendsten deutschen Industriebereich geworden, noch vor dem Maschinenbau und der Automobilindustrie.
Mittlerweile handelt es sich laut Boston Consulting bei fast jedem zehnten Arbeitsplatz in Deutschland um einen IKT-Arbeitsplatz, entweder auf der Anbieter- oder der Nachfragerseite: Ein Mittelklassewagen enthält heutzutage beispielsweise rund 80 Prozessoren, 100 Megabyte Code und Tausende von Programmschritten; die Geschäftsprozesse von Finanzdienstleistern beruhen fast ausschließlich auf elektronischer Informationsverarbeitung; und dank globaler Kommunikationsnetze ist es inzwischen möglich, Prozesse wie Buchhaltung, Aufgaben des Personalwesens oder die Betreuung einer IT-Infrastruktur an jedem beliebigen Ort der Welt abwickeln zu lassen (Outsourcing/Offshoring).
Entsprechend ist die deutsche IKT-Industrie zum stärksten Motor für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung in Deutschland geworden. Sie trägt gleich doppelt dazu bei: Erstens ist die Branche selbst hochgradig innovativ und hat in den vergangenen Jahren ihre eigene Produktivität durch die Entwicklung von IKT-Produkten und -Dienstleistungen gesteigert. Diese Technologien und Lösungen wiederum unterstützen die Anwenderbranchen dabei, effizienter zu werden, indem die Anwender damit neue Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse entwickeln können, die wiederum weitere Innovationen anstoßen. Doch welche Chancen sich für Unternehmen im internationalen Wettbewerb wirklich daraus ergeben, hängt maßgeblich davon ab, wie das innovative Potenzial der IKT-getriebenen Technologien eingesetzt wird.
Der Schlüssel zu neuen Anwendungen
Das Innovationspotenzial der IKT basiert in erster Linie auf den drei Eigenschaften Multimedialität, Vernetzbarkeit und universaler Präsenz.
- Die Multimedialität sorgt dafür, dass die IKT in der gesamten digitalen Wertschöpfungskette Nutzen bringen.
- Die Vernetzbarkeit der Technik fördert die Verknüpfung und Zusammenführung von Daten sowie den Austausch von Informationen. Auf diese Weise bilden sich neue Kooperationsformen, auch über Branchengrenzen hinweg. Dadurch verändert sich das Unternehmens-Umfeld – man denke nur an die Arbeit mit virtuellen Plattformen für den Handel etwa durch die Arbeit mit virtuellen Plattformen für den Handel.
- Die universale Präsenz von IKT ergibt sich aus den Möglichkeiten zur Virtualisierung und Miniaturisierung dieser Technik: IT lässt sich direkt in die Produkte integrieren – man denke hierbei an Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik oder an Verpackungsmaterial.
Vor allem durch die Vernetzung und Virtualisierung der Geräte und Prozesse entsteht ein günstiges Klima für technische Innovationen. Daneben erwächst aber auch gesellschaftliches Innovationspotenzial dank der Informationstechnologie (IT), die heute in fast jeden Alltagsprozess integriert ist. Aber auch die verbesserte Mobilität und Flexibilität der Anwender stellen alte Gewohnheiten in Frage. Hinter den IKT-Schlagworten Sicherheit, Voice over IP, Mobilkommunikation, Medienkonvergenz, RFID in der Logistik, Embedded Software oder Systeme, Telematik- und Kartensysteme, E-Business, Anwendungssoftware und Prozessmanagement, Wissensmanagement und Outsourcing verbergen sich bedeutende Umwälzungen im Hinblick auf das tägliche Geschäft. Als Schlüssel für neue Anwendungen gelten die Multimedialität, die Vernetzbarkeit und die universale Präsenz der IKT-Technologie, sofern hier weitere Fortschritte erzielt werden. Denn nur wenn die Datenverarbeitung optimiert wird, ein intensiver Austausch zwischen Geschäftspartnern oder Kunden stattfinden kann und individuelle IT-Lösungen rasch integriert werden, entstehen reibungslose Prozesse. Sie erlauben es den Unternehmen, ihre Produkte und Dienstleistungen ohne großen Aufwand weiterzuentwickeln, um damit wiederum neue Märkte zu erschließen.
Technologie mit Hebelwirkung
Die Softwareindustrie lässt sich in primäre und sekundäre Softwarebranchen unterteilen. Zum primären Bereich gehören Unternehmen der Hard- und Softwareberatung, Firmen, die IT-Lösungen entwickeln, oder Datenverarbeitungsdienste und Datenbank-Anbieter. Zu den sekundären Softwarebranchen zählen alle Sparten von Wirtschaft und Verwaltung, in denen Software als Bestandteil von Produkten oder Dienstleistungen zum Einsatz kommt, also Produktion, Planung oder Management. Branchen wie Maschinenbau, Elektronik, Fahrzeugbau, Telekommunikation und Finanzdienstleistungen entwickeln ihre Software zum Großteil selbst. Besonders die mittleren bis größeren Unternehmen passen ihre IT-Lösungen gerne an die Produktion oder an die für ihre Dienstleistungen erforderlichen Prozesse an. Solche Individuallösungen – Steuerungsfunktionen wie Antiblockiersysteme im Auto oder Online-Diagnosesysteme für den medizinischen Sektor – versetzen ein Unternehmen in die Lage, seine Marktposition weiter auszubauen und nachhaltig zu stärken – erstens, weil dies der Kernkompetenz des jeweiligen Unternehmens entspricht, und zweitens, weil es mithilfe speziell entwickelter Softwarefunktionen im Wettbewerb Vorteile erzielen kann.
Der verstärkte Einsatz von IT in alltäglichen Geschäfts- und Produktionsprozessen macht die Unternehmen von Ort und Zeit unabhängig – ihr Wirtschaftsraum vergrößert sich. Daher setzen immer mehr virtuelle Unternehmensverbünde die IT als Bindeglied zwischen den lokalen Ressourcen und den globalen Märkten ein. Sie verwenden dabei softwaregestützte Kommunikationsformen oder Wissensmanagementlösungen wie SAP NetWeaver Business Intelligence (SAP NetWeaver BI). Damit hängt die Wettbewerbsfähigkeit nicht mehr nur von Kostenersparnissen ab, sondern zusätzlich auch von Netzwerkeffekten. Ein Beispiel: Durch das SAP Customer Services Network (SAP CSN) sind Unternehmen in der Lage, schnell und einfach auf das Fachwissen und das globale Serviceangebot der gesamten SAP-Community zuzugreifen. Über Wissenstransfer, Self-Service-Ressourcen und Best Practices sorgt SAP dafür, dass die Kunden maximalen Nutzen aus ihren SAP-Lösungen ziehen.
Gerade Unternehmen in traditionellen Branchen wie dem Maschinenbau oder der chemischen Industrie stehen derzeit vor vielfältigen Herausforderungen: Nicht nur Globalisierung und Internationalisierung spielen für sie eine große Rolle, auch die Integration von produktbegleitenden Dienstleistungen durch IT eröffnet ihnen neue Marktpotenziale. Da in immer mehr Produkten Software integriert ist (Embedded Software), steigt der Bedarf an Dienstleistungen wie Anpassung des Produkts an den Kundenbedarf, Fernwartung oder Integration in die spezifischen Geschäftsprozesse. Die IT-Unternehmen müssen dazu nicht nur ihr Wissen über die Geschäftsprozesse ihrer Kunden vertiefen, sondern auch die End-Anwender ihres IKT-Produkts genau kennen. Nur so lässt sich die Software an den konkreten Bedarf des Kunden angleichen.
Um das Wissen über Kunden und Anwender eines Produkts systematisch zu vertiefen, kann man beispielsweise auf CRM-Lösungen zurückgreifen. Neben allgemeinen Kundendaten liefert eine Lösung wie mySAP Customer Relationship Management (mySAP CRM) durch unterschiedliche Kontaktkanäle – Call-Center oder Internet – spezielle Informationen über das Kundenverhalten. Dazu zählen auch Kundenanalysen, die die Unternehmen mit präzisen Angaben über Reklamationsursachen, Trends oder Serviceerträge versorgen. Das Feedback der Anwender und ihre spezifischen Anforderungen werden in der CRM-Lösung erfasst und weiterverarbeitet. Damit übernehmen Innovationen aus der IKT-Branche eine Schrittmacher-Funktion. Sie erneuern die Organisationsformen, führen zu flexibleren Arbeitsweisen und geben den Unternehmen Möglichkeiten zu einer weltweiten Vernetzung an die Hand.
Wo IKT Neues schafft
Doch Innovationen in der IKT-Branche lassen sich nicht auf die Entwicklung neuer oder verbesserter Produkte und Dienstleistungen durch und mit IT reduzieren. Die neuartigen Technologien werden auch in Produkte und Dienstleistungen integriert, um deren Leistungsmerkmale zu verbessern – man denke an IT-Lösungen, die Maschinen oder Fahrzeuge steuern. Ein besonders plastisches Beispiel kommt aus dem Bereich der Logistik: Wurden Paletten und Kartons bislang vor dem Transport mühsam mit dem Scanner eingelesen, lässt sich heute die Lücke zwischen der physikalischen und der virtuellen Welt durch Radio Frequency Identification (RFID) schließen. Informationen auf Waren lassen sich per Radiowellen drahtlos erkennen und in Lösungen wie mySAP Product Lifecycle Management (mySAP PLM) einspeisen und verwalten. Funkchips mit gespeicherten Informationen ersetzen nach und nach den Strichcode.
Schließlich können die Unternehmen mithilfe der IT auch ihre Geschäftsbeziehungen stärken und auf diesem Weg neue Märkte erschließen. E-Business- und E-Commerce-Anwendungen unterstützen den Verkauf über das Internet oder integrieren den Kunden bereits früh in den Prozess der Produktentwicklung. Der Kunde lässt sich, zum Beispiel über ein Online-Forum, in den Herstellungsprozess einbinden und erhält dann ein speziell an seine Wünsche angepasstes Produkt. So haben Autokäufer dank IKT die Möglichkeit, sich während des laufenden Produktionsprozesses online die Farbe ihres Neuwagens auszusuchen. Auf dieselbe Weise lassen sich auch IT-Lösungen auf die individuellen Geschäftsprozesse eines Unternehmens zuschneiden. Darüber hinaus unterstützen die IKT das Wissensmanagement: Mithilfe von Angeboten wie SAP Education können sich die Mitarbeiter eines Unternehmens weltweit in Online-Schulungen qualifizieren und in Sachen SAP-Know-how weiterbilden.
Fit für den Weltmarkt
Die IKT-Branche stellt die Weichen für einen digitalen Strukturwandel. Doch ihr Wachstum ist kein Selbstläufer, und die IKT-Unternehmen benötigen die Unterstützung des öffentlichen Sektors. Durch eine strategische Innovations- und IKT-Politik können zusätzliche Wachstumsimpulse erzeugt werden, die sowohl Umsatz bringen als auch Beschäftigung schaffen. Als besonders wirksam erweisen sich hier Maßnahmen wie die Stärkung der Eigenkapitalausstattung wachstumsorientierter Unternehmen, die Vereinfachung der Unternehmensbesteuerung, nachhaltiger Bürokratieabbau, Nachwuchsförderung sowie die Schaffung von Schnittstellen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.
