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Unternehmen wandern beim Transportmanagement auf einem äußerst schmalen Grat zwischen Kundenservice und Kostenkontrolle. Wichtig ist einerseits, die Produkte möglichst rasch durch die Lieferkette zu schleusen, hierbei aber den steigenden und sich ändernden Anforderungen der Kunden gerecht zu werden. Deshalb ist jeder Schritt des Transportprozesses als Kernkompetenz zu betrachten und genau im Auge zu behalten.

Seefracht, Teilladungen, LKW/Anhänger-Szenarien

Der Kunde steht beim Transportwesen zwangsläufig im Mittelpunkt. Nur wer seinen Kunden umfassende Möglichkeiten bietet, ihre Produkte zu erhalten oder zu verteilen, kann sich im Markt auch durchsetzen. Natürlich gibt es sie noch, die klassischen Spediteure per LKW, doch im globalen Umfeld zählt die Logistik per Luft, zu Wasser und zu Land – und die Möglichkeit, diese im Dienste der Kunden effektiv abzuwickeln.

  • Buchung von Seefracht

Die unlängst eingeführte Funktionalität zur Buchung von Seefracht lässt sich als Composite Application entweder stand-alone, oder im Zusammenspiel mit SAP SCM, SAP ERP oder SAP EM verwenden. Sie hilft bei der unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit. So lassen sich damit Transportdetails oder Buchungsaufträge zwischen Hersteller und Endkunden austauschen. Damit sind telefonische Anfragen nach dem Status eines Transports vom Tisch – eine Online-Benachrichtigung übernimmt diese Aufgabe automatisch. In Verbindung mit SAP NetWeaver lassen sich Reservierungen für Seetransporte vormerken. Auch das Event-Management wurde verbessert: Kunden können sich nun über den Lieferstatus jedes einzelnen Containers informieren und nicht mehr nur über den Verbleib der Gesamtladung.
Mit der neuen Funktionalität deckt SAP vor allem auch die Anforderungen der Öl- und Gasindustrie, der Chemieindustrie, des Handels und der Konsumgüterbranche nach erweiterten Planungsmöglichkeiten ab. Das betrifft speziell die Fahrzeugdisposition, die Routenplanung oder die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und Zollprozesse. Läuft eine Produktion beispielsweise außer Landes ab, müssen Unternehmen automatisch für längere Durchlaufzeiten bei der Lieferung und für Aufgaben rund um internationale Transporte gewappnet sein. Die erweiterte SAP-Lösung ist hierfür etwa an E-Commerce-Lösungen für Seefrachtführer angebunden, wie INTTRA, Cargosmart oder GTNexus, und stellt somit die gewünschten Transportinformationen zur Verfügung.
Die Buchung von Seefracht ist die erste SCM-Funktionalität, die vollständig auf dem Konzept der Enterprise SOA aufbaut. Mit Services und Objektstrukturen als Bausteinen können Kunden hiermit auf Basis allgemeiner Standards kommunizieren und ihre Transportumgebung abbilden.

  • Verbesserungen bei LKW/Anhänger-Szenarien

Auch für LKW/Anhänger-Szenarien wurde die Transportplanung („transportation planning and vehicle scheduling“, TP/VS) in SAP SCM verbessert. Für LKW-Transporte lassen sich nun Zugmaschine und Anhänger bei der Transportplanung trennen. Zudem kann die Ladefläche im Hänger geteilt werden. Damit ist es nun möglich, wichtige Lade-Szenarien aus der Praxis auch in der Software abzubilden. Was beispielsweise, wenn ein LKW mehrere Anhänger hat? Oder die Hälfte der Ladung mitten in der Tour gelöscht wird? Früher betrachtete die SAP-Software Zugmaschine und Anhänger als ein Business-Objekt – für die genannten Szenarien standen somit die Planungs- oder Nachverfolgungsfunktionalitäten nicht zur Verfügung.

  • Teilladungen

Expresslieferungen oder JIT-Anforderungen führen meist zu Teilladungen (LTL-Szenarien, less than truck load). Auf dem europäischen Markt werden dann meist kleinere Mengen mehrerer Produkte transportiert, während Firmen in den USA in der Regel die Transportfläche aufteilen.
„Spezialchemikalien beispielsweise werden häufig in kleinen Mengen benötigt. Daher liefern Chemieunternehmen manchmal verschiedene Chemikalien innerhalb eines Auftrags aus. Der Spediteur muss somit Teilladungen verwalten können, um seinen Transport optimal auszulasten“, erläutert Tim Motter, SAP Supply Chain Management und Fulfillment.
Die SAP-Funktionailtät erlaubt es Kunden nun, von ihrem Rechner aus beispielsweise Ladefläche in einem LKW-Anhänger vorab zuordnen. Damit lässt sich darüber hinaus die Ladung für Zwischenstopps sinnvoll platzieren, oder nach Gefahrgütern sortieren.

  • Kapazitätsabnahme

Was tun, wenn sich zerbrechliche Ladung nicht bis zur Maximalhöhe des Containers stapeln lässt? Oder wenn notwendige oder vorhandene Trennwände die Ladefläche zerstückeln und damit reduzieren? Die Funktionalität „Kapazitätsabnahme“ (Capacity decrease) in SAP SCM hilft, auch diese Situationen zu berücksichtigen und die Planung unter den entsprechenden Randbedingungen zu optimieren.

SAP SCM: kontinuierliche Weiterentwicklung

Seit 2001 stellt SAP Supply Chain Management mit TP/VS umfangreiche Planungsfunktionalität für das Transportmanagement zur Verfügung, die kontinuierlich auf den neuesten Stand gebracht wird. So profitieren SAP-Kunden weltweit auch von den neuen Werkzeugen in SAP SCM 5.0.
Ein weltweit operierendes Unternehmen für Sanitärinstallationen beispielsweise ließ seine Kunden die Lieferoptionen bewerten: Die Möglichkeit, den ersten Stopp eines Transports auszuwählen oder Bestellungen zusammenzufassen. Eine Auswertung mit TP/VS ergab, dass sich diese Optionen weder für das Sanitärunternehmen, noch für dessen Kunden lohnen. Eine Auswertung, die dankbar aufgenommen wurde, denn: Wer täglich mehreren Hundert LKWs mit bis zu 12 Millionen Produkten durch die Lande schickt, spart bei jeder Optimierung eine Menge Geld.
Motter nennt als weiteres Beispiel ein Unternehmen, das Fußbodenbeläge und Deckenverkleidungen herstellt. „Deckenplatten und Fußbodenbeläge sind aus Sicht des Transports zwei sehr verschiedene Produkte – das eine leicht, das andere schwer. Das Unternehmen wollte nun wissen, wie es um die Wirtschaftlichkeit dieser Produkte bestellt ist, wenn der Transport mit in die Kosten eingerechnet wird. Das können sie nur dann feststellen, wenn die Transportkosten auf der Positionsebene zugeordnet werden. SAP SCM macht die entsprechenden Informationen zugänglich.“

Der kürzeste Weg zur Effizienz

Letztendlich hängen die Transportkosten von vielen Faktoren ab – geografische Gegebenheiten, Produkttyp, Menge, Energiekosten oder Infrastruktur sind nur einige. Unterm Strich tragen die transportkosten jedoch bis zu 20 Prozent des Endpreises eines Produkts aus.
Motter: „Wir stellen derzeit fest, dass sich unsere Kunden verstärkt für die Transportprozesse vom Lager bis zum Kunden interessieren. Das ist beispielsweise durch steigende Treibstoffpreise erzwungen, oder durch komplexere Logistikaufgaben, weil im Ausland produziert wird. Auch der Kunde drückt: JIT-Szenarien beispielsweise machen es notwendig, Produkte in geringer Stückzahl und höherer Frequenz zu transportieren. Wer hier erst Daten von einer Insellösung in die nächste schaufeln muss, verliert Zeit und Geld.“ Mit der erweiterten Funktionalität in TP/VS jedoch integriert SAP SCM die Anforderungen moderner Transportunternehmen von heute.