
„Vishal Mega Mart“ prangt es in weißen Lettern auf blauem Grund und dem charakteristischen Pink, das im indischen Einzelhandel ähnlich bekannt ist wie andernorts Wal-Mart, Carrefour oder Real. Ob an der Fassade, der Kasse oder am Regal, an Pink kommt keiner vorbei. Weder in den SB-Warenhäusern (in Indien Hypermarkets genannt), noch an der National Stock Exchange of India in Mumbai, wo die Firmenaktien unter dem Kürzel VISHALRET gehandelt werden. Was 1986 als Kramladen begann, ist heute eine der größten Handelsketten des Landes. Und wächst munter weiter.
„Der organisierte Einzelhandel steht in Indien noch in den Startlöchern“,erklärt Ritesh Rathi, Leiter des operativen Geschäfts bei Vishal. Erst fünf Prozent des Marktes seien erschlossen. Die meisten Kunden deckten ihren Bedarf nach wie vor im Dorfladen, am Marktstand oder direkt beim Bauern. Doch mit dem immensen Bevölkerungswachstum, der Verstädterung und dem zunehmenden Wohlstand böten sich in dem jungen Geschäftsfeld hervorragende Perspektiven. Experten rechnen mit einer Verdoppelung, wenn nicht gar Vervierfachung bis 2010.
„Schon heute bieten wir die größte Auswahl an Lebensmitteln und Gebrauchsartikeln unter einem Dach“, so Rathi stolz. Darauf will das Unternehmen aufbauen und nicht nur im Sortiment, sondern auch geografisch expandieren.
Neuland betreten
Wir schmieden Indiens Einzelhandelsketten“, verkündet Vorstandschef Ram Chandra Aggarwal. „Als Pioniere gehen wir dorthin, wo es noch keine Handelsmärkte gibt. Wir betreten täglich Neuland und brauchen eine IT-Lösung, die mit uns Schritt hält.“
Unterstützt durch das Beratungshaus Tata Consultancy Services und IBM, hat Vishal die Branchenlösung SAP for Retail im Einsatz und implementiert derzeit SAP NetWeaver Business Intelligence sowie SAP Supplier Relationship Management.
Die SAP NetWeaver Exchange Infrastructure verknüpft die SAP-Server mit dem Kassensystem und sorgt damit konzernweit für Transparenz und für eine schnelle Konsolidierung der Daten aus allen Filialen. „Im Moment besteht unser Sortiment aus 130.000 Artikeln, die jederzeit an allen Standorten erhältlich sein sollen.
Deshalb muss das Liefernetz engmaschig geknüpft und lückenlos dokumentiert sein“, erläutert Rathi. „Weil sich unser altes System nicht weiter ausbauen ließ, brauchten wir dringend eine Lösung, die nicht nur ein umfassendes Funktionsspektrum bietet, sondern auch langfristig mit uns wächst.“
Wachstum fördern
Rathi schätzt die Software der SAP, sieht allerdings gerade auf dem indischen IT-Markt Engpässe auf den Anbieter aus Deutschland zukommen. „Es gibt zu wenige qualifizierte Berater, die unsere Unternehmen bei SAP-Projekten unterstützen könnten.“ Dies aber sei wegen der anspruchsvollen Lokalisierung und der in jedem Bundesstaat anderen Rechtslage besonders wichtig.
Dass der indische Beratermarkt geradezu leergefegt sei, treibe die Honorare in die Höhe – ohne Qualitätsgarantie. Rathi wünscht sich daher, dass die SAP ihre Zertifizierungskampagne ausweitet und ihren Leistungsstandard am Markt durchsetzt. Mit den einschlägigen Partner- und Ausbildungsprogrammen seien die Walldorfer dabei auf gutem Weg.
Auch Vishal Retail sieht er bestens gerüstet, am indischen Wirtschaftswunder teilzuhaben. „Wir bauen auf der Zufriedenheit unserer Kunden auf“, sagt Aggarwal. Die beruhe nicht zuletzt auf den Eigenmarken etwa bei Bekleidung und Haushaltswaren, die sehr gut liefen. Das Unternehmen vertreibt hochwertige Produkte zum kleinen Preis, die es entweder selbst herstellt oder bei Spezialisten fertigen lässt.
„Wir bieten der ganzen Familie alles, was sie zum Leben braucht“, so der Firmenchef. Damit wolle man in den nächsten fünf Jahren unter die ersten Drei des indischen Einzelhandels aufsteigen. Angesichts der Vielfalt der Kulturen, Sprachen, Religionen und Lebensstile auf dem Subkontinent klingt das höchst ambitioniert. Doch Aggarwal ist zuversichtlich: „Aus gut zwanzigjähriger Erfahrung wissen wir genau, was die Leute wollen. Und dank SAP werden sie das jederzeit in unseren Läden finden.“
VISHAL RETAIL
Das in Neu-Delhi ansässige Unternehmen gehört mit 10.000 Mitarbeitern, einem Umsatz von 112 Millionen Euro (2007) und über zwei Millionen Quadratmetern Verkaufsfläche zu den größten Einzelhandelsketten Indiens. Unter der Marke „Vishal Mega Mart“ betreibt es in 64 Städten 96 Hypermärkte und ist in 20 der 28 Bundesstaaten vertreten. Das Sortiment reicht von Lebensmitteln über Haushaltswaren und Spielzeug bis zu Bekleidung und Schmuck.