>

Die Tafel im Foyer des Partnerports in Walldorf liest sich wie das Who’s Who der IT-Branche: HP, Novell, Bearing Point, Fujitsu Siemens, IBM. Sogar Oracle ist vertreten. Die Weltkonzerne teilen sich das weitläufige, moderne Gebäude mit Mittelständlern wie CTI Consulting AG. Auch die International Association for SAP Partners (IA4SP) hat hier ihre Arbeit aufgenommen. Dem Partnerverband ist jedes Mitglied wichtig, ob es über 100.000 Mitarbeiter beschäftigt oder nur ein halbes Dutzend.

Nach Überzeugung von Dr. Antonio Palacin, der das „IBM SAP Internationale Kompetenzzentrum“ leitet, nimmt die SAP von einem Verein vertretene Interessen ernster als solche, die ein Unternehmen einzeln artikuliert. Der gebürtige Kubaner muss es wissen; auch die zahlreichen IBM-Partner stehen über selbst verwaltete Communities mit „Big Blue“ im Dialog.

Dem stimmt Michael Kleimeier zu, der Leiter der Walldorfer Zweigstelle der CTI Consulting: „Ein mittelständisches Beratungshaus wie wir mit unseren vierzig Mitarbeitern verschafft sich innerhalb eines Netzwerks leichter Gehör.“ Die IA4SP verleihe kollektiven Partnerinteressen gegenüber der SAP mehr Gewicht, ergänzt Palacin. Aber dies sei nicht der einzige Vorteil: „Wenn sich die Partner austauschen, finden sie einen größeren gemeinsamen Nenner.“

Als Thema, das alle angeht, nennen Palacin und Kleimeier die Zertifizierung. „Wir brauchen Planungssicherheit und genügend Zeit, um Produktzertifikatezu erneuern“, fordert Kleimeier. Zwölf Monate müssten es schon sein. Die von Walldorf vor dem Jahreswechsel gesetzte Zweimonatsfrist zur Überprüfung aller über drei Jahre alten Zertifikate sei zu kurz.

In besonderem Maße treffe dies auf Chemie- und Pharmasoftware zu, da deren Einsatz ohne Verfahrenszertifikat nicht zulässig sei. Allerdings dürfe die SAP Prozesse wie die Zertifizierung nicht für jede Branche einzeln aufsetzen; vielmehr müssten im gesamten Ökosystem einheitliche Regeln gelten. Hier könne die IA4SP im Interesse aller Beteiligten ihre Ideen und Vorstellungen einbringen.

Von großer Bedeutung sei auch der Investitionsschutz. Wenn ein Partner beispielsweise ein Add-on vertreibe, brauche er die Gewissheit, dass sich seine Ausgaben für Mitarbeiterschulung, Entwicklung und Produktion amortisierten. Hier habe die SAP Nachholbedarf, kritisiert Kleimeier. Dem pflichtet Palacin bei: „Walldorf muss die Situation der Partner stärker berücksichtigen, sonst geht Vertrauen verloren. Und dies ist wohl kaum im Sinne unserer gemeinsamen Kunden.“

Verhaltenskodex gefordert

Zur Vermeidung solcher Konflikte empfiehlt er einen Verhaltenskodex. Darin lasse sich etwa festhalten, dass die SAP kein Partnerunternehmen bevorzugen dürfe. „Das Ökosystem braucht früher oder später ein solches Regelwerk. Besser, die Partner gestalten es von Anfang an mit“, findet Palacin. Die IBM habe mit ihrer „Partnercharta“ beste Erfahrungen gemacht.

Dringlichstes Ziel sei für die IA4SP jedoch, den Dialog zwischen der SAP und den Partnern zu verbessern. Regelmäßig tagende Arbeitskreise könnten hierzu beitragen. „Hier sehen wir Handlungsbedarf, und den werden wir in den nächsten Wochen kommunizieren“, kündigt Palacin an.

Kommunikation im Netzwerk

Kleimeier betont den Wert der Kommunikation auch innerhalb des Netzwerks. „Wenn wir die Belegschaften der fünf größten Mitglieder zusammenzählen, kommen wir auf 600.000 Fachkräfte. Dahinter steckt ein enormes Knowhow.“ Obwohl die Unternehmen vielfach konkurrierten, sei die Hilfsbereitschaft im Netzwerk sehr groß. Wer eine Fachfrage stelle, bekomme auf jeden Fall Antwort. „Außerdem ergänzen wir einander in vielen Punkten. Wir stöpseln unsere Geschäfte zusammen“, so das IA4SP-Vorstandsmitglied.

Neben Sachthemen standen im ersten Vereinsjahr organisatorische Aspekte im Vordergrund. Mit dem Intranet in Wiki-Form hat der Verband ein rund um die Uhr geöffnetes Mitgliederforum eingerichtet. Per Gastzugang können sich Interessenten einen ersten Eindruck verschaffen. Auch die Website ist inzwischen online.

Darüber hinaus wurden zwei Arbeitskreise gegründet: einer zum Thema Lizenzpartnerschaften, der andere zum SAP-Marketing. Zwei weitere Kreise formieren sich gerade – zur technischen Integration und zu Partnerprogrammen. „Wir befinden uns noch im Aufbau“, schließt Palacin. „Aber der Nutzen des Vereins wird von Tag zu Tag deutlicher.“ Zum Ende des Jahres rechnet die IA4SP mit hundert Mitgliedern.