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Mobilen Zahlungen gehört die Zukunft. Doch nicht nur Banken, Händler, Internetprovider und sogar Mobilfunkunternehmen konkurrieren, auch die Telekommunikationsunternehmen kämpfen um Marktanteile.

Weltweit verschärft sich der Kampf um die Verbraucherausgaben. Eines der neuesten Mittel sind dabei mobile Zahlungen in Form von digitalen Geldbörsen und mobilen NFC-Zahlungen, die auf der Nahfunktechnik Near Field Communication (NFC) basieren. Die wichtigsten Anbieter in diesem Konkurrenzkampf sind Banken, Händler, Internetprovider und sogar Mobilfunkunternehmen. Doch auch Kommunikationsdienstleiter kämpfen um Marktanteile.

Mobile Zahlungssysteme werden bisher ganz unterschiedlich umgesetzt. Da die Hauptakteure im Markt vor allem ihre Stärken ausspielen und versuchen, ihre Schwächen zu überwinden, gibt es weltweit noch kein vorherrschendes Geschäftsmodell.

Entwicklungsländer stehen an der Spitze

Mobile Bezahldienste werden in aufstrebenden Wirtschaften wie Afrika, wo in vielen Orten immer noch vorwiegend bar gezahlt wird, immer häufiger genutzt. Da es sich meist um kleinere Beträge handelt, sind die Bearbeitungsgebühren von Banken und Kreditkartengesellschaften entsprechend hoch. Da aber Prepaidhandys weit verbreitet sind, konnten Kommunikationsdienstleister mit Mobiltelefonen ein Zahlungsnetzwerk für einfache Vorgänge wie Überweisungen, Mikrofinanzierung oder Zahlungsein- und -ausgänge aufbauen.

Höhere Komplexität in Industrieländern

In den Industrienationen sieht das anders aus. Dort besitzen viele Menschen mehrere Bankkonten oder Kreditkarten. Außerdem gibt es dort für Banken und Telekommunikationsunternehmen strengere Vorschriften sowie staatliche Auflagen und damit größere Herausforderungen.

Banken und Händler sind hier gewöhnlich im Vorteil. Wer führend ist, hängt dabei vom jeweiligen Land ab. In Kanada zum Beispiel, wo der Banken- und Telekommunikationsmarkt stark reguliert wird, arbeiten diese Branchen eng mit dem Staat zusammen. Das Land verfügt deshalb mittlerweile über eine stark vernetzte Gesellschaft mit PIN-fähigen Terminals und kontaktlosen Zahlkarten. Prepaidkarten gibt es für Zahlvorgänge von 100 Dollar oder weniger. Kommunikationsdienstleister machen sich das zunutze und statten ihre Telefone mit digitalen Geldbörsen aus, um diese Art von Dienstleistungen zu unterstützen. Jedoch hat ein Kommunikationsdienstleister ein langwieriges Antragsverfahren zu durchlaufen, um eine Banklizenz zu erhalten.

Bezahlen via Smartphone

In den USA dagegen hat sich noch keine führende Branche herauskristallisiert. Einige der größten Mobilfunkbetreiber haben sich aber mit führenden Händlern und Banken zusammengetan und die kostenlose mobile Anwendung Isis Wallet für das Bezahlen via Smartphone entwickelt. Ein anderer Mobilfunkanbieter hat eine offene Plattform für Mobile Commerce entwickelt, die zum Beispiel das Online-Bezahlsystem Google Wallet unterstützt. Um auch Zahlungen mit klassischen Kreditkarten mobil entgegennehmen zu können, bieten einige Händler nun mobile Kassenterminals an.

Die Tatsache, dass berührungslose oder PIN-fähige Kartenterminals nicht flächendeckend vorhanden sind und kleinere Läden Kreditkarten gar nicht akzeptieren, macht die Einführung mobiler Bezahlsysteme allerdings sehr komplex. Wird es also Kommunikationsdienstleistern gelingen, hier Marktanteile zu gewinnen? Ihre Chancen stehen aus folgenden Gründen ganz gut.

Neue Chancen wahrnehmen

Bei mobilen Dienstleistungen hinken Banken immer noch hinter der technischen Entwicklung hinterher. Das wird sich auch nicht ändern, bis sie ihre Infrastruktur modernisieren und kundenorientierter gestalten. Die neuen Möglichkeiten haben Anbieter wie Walmart oder weitere Händler zusammen mit Google und Apple erkannt. Aber auch sie stehen vor einigen Herausforderungen, bis sie diesen Markt beherrschen können.

Banken, Händler und andere Akteure bemühen sich also hier Fuß zu fassen. Wie aber können Kommunikationsdienstleister in diesen Markt vorstoßen? Hier sind einige wichtige Schritte, die sie unternehmen sollten:

Ein attraktives Kundenerlebnis sicherstellen – Da den Verbrauchern zahlreiche Zahlungsoptionen zur Verfügung stehen, werden Kommunikationsdienstleister nur dann in der Lage sein, ein Geschäft mit mobilen Bezahldiensten aufzubauen, wenn sie den Kunden einen überzeugenden Grund für einen Wechsel bieten können. Natürlich ist ein für die unterschiedlichsten Zwecke einsetzbares Handy ein guter Grund. Aber Kommunikationsdienstleister werden sich mehr einfallen lassen müssen, seien es Mehrwertdienste, Treueprogramme oder andere einmalige Verkaufsargumente.

Kundenabrechnungen zusammenführen – Kommunikationsdienstleister sind zwar keine Banken, wissen aber ganz genau, wie Dienstleistungen abzurechnen sind. Mittlerweile steht die Technologie zur Verfügung, damit sie mobile Zahlungen und Fernmeldegebühren auf einer Rechnung zusammenführen können. Dadurch können leichter digitale Geldbörsen für Familienangehörige angeboten werden, ähnlich den Familientarifen für Telefongespräche, die Kommunikationsdienstleister in Nordamerika anbieten.

Vom Erfolg anderer lernen – Kommunikationsdienstleister können viel vom Erfolg des kenianischen Zahlungsdienstes M-Pesa lernen, der auf der ganzen Welt Milliarden von Menschen ohne Bankkonto unterstützt.

Von anderen Branchen lernen Händler, Konsumgüterhersteller und auch Marketingagenturen sind Spezialisten für Kaufverhaltensmuster von Verbrauchern sowie Kundenbindungs- und Merchandisingprogramme. Und Banken kennen sich bei der Bereitstellung von Finanzdienstleistungen aus. Kommunikationsdienstleister können also die Plattformen dieser Branchen als Vorbild nehmen und sich wertvolle Anregungen holen

Kooperationsbereitschaft – Für die wirksame Bereitstellung mobiler Bezahlsysteme werden Kommunikationsdienstleister auf die Zusammenarbeit mit anderen Branchen angewiesen sein. Zum Beispiel muss im Handel eine entsprechende Infrastruktur für mobile Zahlungen existieren, wenn ein Kunde in einem Laden mit dem Handy bezahlen möchte. In Kanada können Kassenterminals bereits mit PIN genutzt werden. Für Dienstleister in anderen Ländern kann es schwieriger sein, dies umzusetzen.

Eigene Stärken zur Geltung bringen – Kommunikationsdienstleister haben in der Regel einen guten Ruf, da sie die persönlichen Daten ihrer Kunden mit wasserdichten Sicherheitssystemen und strengen Datenschutzrichtlinien wirkungsvoll schützen. Sie sind daher in der Lage, die Identität einer Person sicher zu gewährleisten und die persönlichen Daten bei der Nutzung digitaler Geldbörsen zu schützen.

Mit den richtigen Partnern zusammenarbeiten – Es gibt Technologieanbieter, die bereits mit weltweit führenden Banken, Händlern und Telekommunikationsunternehmen zusammenarbeiten, um ein effizientes Geschäftsmodell für mobile Zahlungen zu entwickeln. Kommunikationsdienstleister haben die Möglichkeit, von ihrem Know-how und ihren bestehenden Geschäftsbeziehungen zu profitieren, um sich mit den Besten jeder Branche auszutauschen.

SAP arbeitet an zukunftsweisenden Services wie Mobile Commerce und kann Kommunikationsdienstleistern helfen, mit diesem Geschäftsmodell eine Führungsposition zu erlangen.

 

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