Junge Unternehmen schaffen mehr Arbeitsplätze als ältere, wollen global unterwegs sein und setzen wie selbstverständlich auf Cloud, Mobile und Co: Was Entrepreneure ausmacht – und was sie bewirken. Eine Charakterstudie von Accenture in den G20-Staaten.
Schlank, agil, flexibel: Das sind die Adjektive, mit denen CEOs ihre Firma immer öfter nach Außen darstellen. Diejenigen, die diese Maxime entwickelt haben, sind jedoch weniger die Konzerne und Großunternehmen, sondern viel mehr die kleinen und wendigen Nachwuchsunternehmen, die nicht einmal fünf Jahre am Markt sind. Jene „Entrepreneure“ mischen die Art zu arbeiten und Neues zu entwickeln, auf. Sie beschäftigen sich zudem oft mit den Zukunftsthemen schlechthin, mit Social Media, Mobile, Big Data, der Cloud oder dem Internet der Dinge. Deshalb hat SAP-Partner Accenture in den G20-Staaten, unter anderem in Indien, China, USA, Brasilien, Argentinien sowie den westeuropäischen Staaten über 1000 dieser Jungunternehmer befragt – über Innovation, Globalisierung und den Job-Markt.
1. Innovation – Kollaborieren statt einigeln
Die Forschung und Entwicklung in streng geheimen und kontrollierten Laboren ist nicht so die Sache der Befragten. Viel mehr geht es ihnen um Austausch, um viele Partner, Mitdenker und viele Meinungen auch gerade von Experten, die nicht zum harten Kern der Firma gehören. Open Innovation heißt das neudeutsch. Und das bedeutet, Kollaboration gewissermaßen zum Programm zu machen. Tatsächlich haben jene Unternehmen, die diesem Ansatz offen gegenüber stehen und sogar als wichtigste Voraussetzung für Innovation ansehen, mehr Erfolg. Sie schaffen doppelt so viele Arbeitsplätze und erwarten fast doppelt so viel Umsatz wie jene jungen Firmen, denen Open Innovation nicht so wichtig ist. Dabei reicht die Liste der „Partner“ von Kunden über Peer-Groups, Großunternehmen bis hin zu Universitäten. Für große Unternehmen ist der Ansatz nicht minder wichtig. Besserer Zugang zu neuen Technologien, Austausch zu hoch talentiertem Nachwuchs und letztlich geringere Kosten für Forschung und Entwicklung nennt Accenture in seiner Studie als die drei wichtigsten Gründe. Nicht zuletzt deshalb setzte etwa SAP ihr SAP Startup Focus Programm auf, in dem der Konzern junge Unternehmen fördert, die besonders gute Ideen für den Einsatz von SAP HANA entwickeln. Denn ohne den Mittler und Förderer der guten Ideen geht es nicht: Risikokapitalgeber, Inkubatoren, Stiftungen oder Universitäten verhelfen letztlich der guten Idee erst zu einem Markt und damit zum wirtschaftlichen Erfolg. Welches Potenzial Open Innovation hat, zeigt die „Shareconomy“, deren Umsatz Forbes bereits mit über 3,5 Milliarden US-Dollar beziffert. Prominente „Shareconomisten“ wie der Mitfahrservice Blablacar oder der Privathotelservice AirBnB haben jährlich dreistellige Wachstumsraten an Mitgliedern.
2. Globalisierung: Risiken ernst nehmen
Je jünger die Unternehmen sind, umso wichtiger ist ihnen, dass sie einen globalen Ansatz verfolgen. Während bei den gerade gegründeten Firmen 70 Prozent dieser Meinung sind, sehen die „etablierten“ Entrepreneure, die schon zehn Jahre auf dem Markt sind, das Thema entspannter. Hier sieht nur knapp jeder Zweite das globale Geschäftsmodell als essentiell an. Besonders die jungen Entrepreneure der Sharing Economy legen Wert darauf, schnell die kritische Masse zu erreichen, die die Idee “zum Fliegen“ bringt. Als erster auf dem Markt sein und weltweit anbieten lautet daher deren Erfolgsformel. Digitale Technologien wie Mobile über Cloud bis hin zu Social Media vereinfachen die Realisierung eines global tragfähigen Geschäftsmodells. „Die Bedeutung von Technologie kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden“, meint ein Teilnehmer der Studie. Trotzdem ist Technologie nicht mehr als ein Vehikel. Es lauern andere Hindernisse auf dem Weg in die Globalisierung. So unterschätzen viele Jungunternehmer etwa die Kosten, die für die weltweite Logistik anfallen. Lokale Märkte sind vertrauter. Deshalb fällt es den Unternehmern im Ausland zu Beginn oft schwer, Partner zu finden und Allianzen zu schmieden. Zudem fehlt ihnen oft das nötige Wissen über die lokalen Märkte im Ausland.
3. Job-Markt – die Jugend von der Straße holen
Neue Arbeitsplätze entstehen vor allem durch junge Unternehmen. Wie die Organisation für Wirtschaft und Zusammenarbeit in Europa OECD herausfand, stellen Unternehmen, die nicht älter als fünf Jahre sind, mehr Mitarbeiter ein als alle anderen. Besonders in den Krisenjahren 2008 und 2009 kam es zu vielen Entlassungen in den G20-Staaten, nicht aber bei den Entrepreneuren. Gerade vor dem Hintergrund der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Europa kommt ihnen daher eine besondere Verantwortung zu. Und der wollen sie auch gerecht werden. Die große Mehrheit der Unternehmer sieht sich als sozialer Unternehmer. Mehr als die Hälfte der Befragten sieht sein Ziel darin, eine lokale Gemeinschaft aufzubauen und soziale Probleme mit seinen Lösungen anzugehen. Fast jedem Dritten ist es wichtig, die Firma nicht nur über Wasser zu halten, sondern Gewinne in neue Innovationen zu investieren, zum Wohl der Firma und letztlich der Mitarbeiter. Bei diesen Motiven wundert es nicht, dass drei Viertel der Unternehmer für das laufende Jahr Neueinstellungen erwartet haben und auch den Stab an externen Mitarbeitern kontinuierlich auszubauen. Nach einer Prognose über die Jugendarbeitslosigkeit in den G20-Staaten geht Accenture davon aus, dass die neuen Unternehmen durch ihre Wirtschaftskraft bis 2017 zehn Millionen neue Arbeitsplätze möglich machen und die Jugendarbeitslosigkeit um ein 25 Prozent senken. Spätestens dann werden Startups und Jungunternehmen als soziale Stütze der Gesellschaft etwas ganz Normales sein – und nicht länger als experimentierfreudige Exoten abgetan.
Weiterführende Informationen:
– HR-Strategien: „Fluides“ Unternehmen oder „Caring“ Company
– In netzwerkartigen Organisationsformen liegt die Zukunft der Arbeitswelt.
– Webinar „Mitarbeiterengagement richtig messen und fördern“
– Webinar: „So bringen junge Mitarbeiter Ihr Unternehmen langfristig voran“