Bosch zeigt, dass sich der Einsatz von Smart Glasses bei der Lagerarbeit lohnt. Ein Erfahrungsbericht über das Pilotprojekt mit der Datenbrille und SAP Augmented Reality Apps.
Viele Besucher interessierten sich auf der SAP TechEd && d-code in Berlin für die Demovorführung der Augmented Reality Apps mit Smart Glasses. Und auch die Erfahrungen von Bosch, die Smart Glasses in einem Pilotprojekt getestet hatten, waren gefragt. Sascha Markus, Mobile Architect bei Bosch präsentierte die Ergebnisse eines Co-Innovation-Projekts mit SAP. „Zunächst führten wir einen Design Thinking Workshop durch, um mobile Business Cases zu identifizieren”, erläuterte Markus. „Da wir nur einen Tag Zeit hatten, integrierten wir unterschiedliche Nutzergruppen und kamen am Ende auf 33 Business Cases. Smart Glasses in der Logistik gehörte zu den spannendsten und vielversprechendsten.” Derzeit sind die Bosch-Lager mit Scannern ausgestattet. „Die Arbeiter müssen zu den Rechnern gehen und Scanner oder Papierdokumente konsultieren, um ihre Kommissionierungsaufträge zu bekommen. Das ist nicht effizient“, so Markus. Ziel sei es, diese Lagerprozesse zu vereinfachen, und zwar mit Hilfe von Smart Glasses. „Mit Datenbrillen müssten die Arbeiter nur die Barcodes anschauen und hätten sofort ihre Aufträge“, berichtet Markus. „So bleiben die Hände für die Arbeit frei.“
Wie funktioniert die Kommissionierung mit der Datenbrille?
Mit der Augmented Reality App SAP AR Warehouse Picker können Lagerarbeiter bei ihrer Arbeit via Smart Glasses mit dem Backend kommunizieren, die Hände bleiben dabei frei für die körperliche Arbeit. Über die Google-Datenbrille meldet sich der Arbeiter am System via temporärem QR-Code an. Einmal eingeloggt, erhält der Kommissionierer den ersten Auftrag – lesbar auf seiner Datenbrille. Das System bestätigt die Aktivität und der Arbeiter muss via Sprachsteuerung „Ja“ oder „Nein“ sagen, bevor er seine nächste Aufgabe zugewiesen bekommt. https://www.youtube.com/watch?v=vzhtZuUptho#t=24 Das Feedback der Pilotnutzer sei sehr positiv, so Markus. Die Lagerarbeiter fänden die Datenbrillen sehr nützlich und einfach bedienbar. Ein Erfolgsfaktor des Projekts war laut Markus, dass Bosch auf die mobile Infrastruktur von SAP aufbauen konnte. Die SAP Mobile Platform ermöglicht die Integration der Smart Glasses in SAP Extended Warehouse Management. Diese Lösung bildet die Grundlage für die Augmented-Reality-Lösungen.
Google Glass eignet sich nicht für den Einsatz im Lager
Bosch setzt derzeit Smart Glasses Hardware von Vuzix ein. „Nach unseren Erfahrungen ist dies die beste Datenbrille für den Einsatz in der Logistik“, berichtet Markus. Vuzix-Brillen seien stabiler und für den Industriegebrauch gemacht, ein wichtiges Kriterium für den Einsatz im Lager. Gleichzeitig testet Bosch Smart Glasses von Epson und vergleicht die Vor- und Nachteile der Datenbrillen, um schließlich zu entscheiden, welche im Pilotwerk zum Einsatz kommen.
Markus sieht folgende Vorteile von Smart Glasses für Bosch:
- Die Fehlerrate konnte gesenkt werden.
- Desktop PCs werden nicht mehr gebraucht. Die Kommissionierer arbeiten nun bei 12 Prozessen „hands-free“ (vorher 3).
- Bislang gab es keine Zeitersparnis, dies könnte sich aber ändern, wenn die Hardware der Brillen weiterentwickelt wird.
Erfahrungen aus dem Pilotprojekt:
- Die Batterien der Datenbrillen halten nur zwei Stunden. Deswegen hat Bosch zusätzliche Batterien verwendet, die bis zu acht Stunden halten.
- Arbeiter mit einer Sehhilfe hatten Schwierigkeiten, die Arbeitsanweisungen auf dem Display der Vuzix-Brillen zu lesen. Die Datenbrille von Epson, bei der man wie bei einer normalen Brille durch die Gläser schaut, funktionierte besser.
- Die integrierten Kameras laufen immer mit und könnten so auch die Arbeit der Nutzer überwachen. Aus datenschutzrechtlichen Gründen ist dies in Deutschland nicht zulässig. Auch eine Routenverfolgung kommt deswegen nicht in Frage. Bosch arbeitet an einer Lösung, die die Privatsphäre der Arbeiter garantiert.
- Derzeit müssen sich die Anwender ein Mal am Tag via QR-Code im Backend einloggen. Bosch und SAP arbeiten an einer App, um die Anmeldung zu vereinfachen.
Wie geht es bei Bosch weiter?
Markus sagte, dass sich Bosch künftig mit Projekten befassen wird, die Smart Glasses mit RFID kombinieren, so dass Predictive Logistics ermöglicht wird. Dazu soll die Lösung in Boschs Internet der Dinge (IoT) Platform integriert werden. „Unser Ziel ist es, alle Waren mit RFID-Sensoren auszustatten“, erläutert Markus. „Da Bosch zerbrechliche und empfindliche Waren transportiert, ist es wichtig, dass die Sensoren melden können, wenn diese während des Transports heftig geschüttelt wurden.“ Zur Entwicklung der Augmented-Reality-Technologie meint Markus: „Hier wird vieles von der Weiterentwicklung der Hardware abhängen. Mit der Software von SAP sind wir sehr zufrieden und freuen uns darauf, gemeinsam an Verbesserungen zu arbeiten.“ Wenn das Logistik-Pilotprojekt erfolgreich ist, will Bosch die Datenbrillen auch in der Produktion einführen.
Weitere Informationen:
www.sap.com/augmented-reality
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