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Fast alle Unternehmen in Europa erwarten Vorteile durch mehr Zusammenarbeit. Doch noch kooperieren sie eher halbherzig, so eine Studie der Economist Intelligence Unit. Die Gründe.

Ein Konzern ist nur so gut wie die Qualität seiner Zulieferer und Partner: Dieses Bewusstsein ist in Konzernen tief verankert. Das zeigen Ergebnisse einer aktuellen Studie der Intelligence Unit des Economist zum Thema „vernetztes Unternehmen“. Doch werden die Potenziale von B2B-Netzwerken von Unternehmen bisher noch wenig konsequent genutzt: Die Zusammenarbeit ist klar definiert und die Grenzen sind eng gesteckt – so Indizien der Studie, für die die Marktforscher der Intelligence Unit des Economist 281 Führungskräfte Europäischer Unternehmen befragt haben. So haben 39 Prozent der Befragten die Zusammenarbeit mit Partnern weitgehend in den normalen Tagesablauf eingegliedert – im Wortlaut der Studie „institutionalisiert“, 32 Prozent haben „formale Maßnahmen eingeleitet, um die Zusammenarbeit zu verbessern“, 13 Prozent der Befragten versuchen, die Beziehung zu Partnern auf informellem Wege zu verbessern und jedes sechste Unternehmen arbeitet nur aufgrund von nötigen „Geschäftstransaktionen“ miteinander zusammen. Mit gelebter Kooperation hat der Unternehmensalltag offenbar heute noch wenig zu tun.

Die Gründe dafür sind folgende:

  1. Der Eigennutz dominiert die Zusammenarbeit: Der wichtigste Grund für die Zusammenarbeit mit Partnern liegt darin, dass deren technische Fähigkeiten das bestehende Angebot aufwerten, also einerseits deren Beitrag hinsichtlich ihrer Produkte und Services, andererseits aber auch deren Art und Weise, wie ihre Technologien für ihr eigenes Geschäft zu nutzen. (56 Prozent) oder dass sich Wege zu neuen Märkten bahnen lassen (37 Prozent), Unternehmen also die Größe und Reichweite des Partners für sich nutzen. Ebenfalls unter den Top 3 ist die Tatsache, dass die Geschäftsbeziehung schon lange besteht und man nicht daran rütteln möchte.
  2. Diskussionen um Prioritäten: Es hat sich herumgesprochen, dass der Kunde im Zentrum aller Aktivitäten eines Unternehmens stehen sollte. Entsprechend geben knapp die Hälfte der befragten Manager (49 Prozent) an, dass ihre Priorität hinsichtlich der Zusammenarbeit mit Partnern darin liegt, die Zufriedenheit der eigenen Kunden dadurch steigern zu können. Die nächsten neun genannten Prioritäten werden alle etwa gleich oft genannt (zwischen 18 bis 28 Prozent). Darunter befinden sich so unterschiedliche Ziele wie „Stückkosten reduzieren“ bis hin zu „Expandieren“. Entsprechende Diskussionen über Kooperationen sind im Management Board zu erwarten.
  3. Angst vor Risiken: Die Hälfte aller Unternehmen sieht die Gefahr, über die Zusammenarbeit mit Lieferanten ihren guten Ruf zu verlieren. Es könnte etwa herauskommen, dass ein Kooperationspartner seine Mitarbeiter ausbeutet oder gesundheitsschädigende Materialien einsetzt. Die irische Modekette Primark beispielsweise ließ seine Produkte unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen in Bangladesh fertigen – zu Monatslöhnen von weniger als 50 Euro pro Monat. Zu traurigem „Ruhm“ führte letztlich der Einsturz einer Fabrik, bei dem hunderte Menschen ums Leben kamen. Inzwischen setzt sich Primark wie auch andere Textilunternehmen zwar für bessere Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter in den Fabriken ein, doch werden die Missstände noch immer mit Primark in Verbindung gebracht. An Rang zwei und drei der „Angstskala“ rangieren die Gefahr einer verschlechterten Qualität oder schlicht „Geldverschwendung“ durch die Selektion und Anbahnung einer Zusammenarbeit, die sich dann doch nicht als so sinnvoll erweist. Was den Unternehmen letztlich heute fehlt, ist eine objektive Instanz und Transparenz über die Seriosität, finanzielle Robustheit und Verlässlichkeit potenzieller Partner.

Entsprechend vorsichtig sind auch die Fragestellungen der Marktforscher gewählt. Knapp zwei Drittel der Unternehmen haben zumindest einmal in drei Jahren „Informationen untereinander ausgetauscht“. Darunter fassen die Marktforscher etwa den Austausch von Angebots- und Nachfrageprognosen, der eigenen Strategie oder operativer Kennzahlen. Auch in Anbetracht der Tatsache, dass Unternehmensinformationen weitaus zurückhaltender zu behandeln sein sollten als etwa Botschaften in privat wie beruflich genutzten Netzwerken wie Facebook, Twitter und LinkedIn, wo selbst Manager oft mehrmals am Tag Posts schreiben, „liken“ oder ihre eigene Meinung bloggen, erscheint die Zugeknöpftheit von Unternehmen im Zeitalter der digitalen Transformation anachronistisch.

Netzwerke: Potenzial für Austausch von Bestellungen und Rechnungen über die Cloud

Besonders viel Potenzial bietet der elektronische Austausch von Bestellungen und Rechnungen über Cloud-basierte Netzwerke. Lieferanten werden schneller bezahlt und Unternehmen gewinnen die volle Transparenz über ihren gesamten Einkaufsprozess. Doch nur wenige Unternehmen nutzen die ganze Palette der Möglichkeiten zur Zusammenarbeit.

Auch die Verfasser der Studie kommen zu einem ähnlichem Schluss: „Nur wenige Unternehmen nutzen die ganze Palette der Möglichkeiten zur Zusammenarbeit, die ihnen zur Verfügung steht. Das können Nachwirkungen der Wirtschaftskrise sein, während der die Unternehmen angeblich aus Angst vor einer Ansteckungsgefahr kein Interesse an Partnerschaften hatten. Es könnte auch ein Zeichen für fehlende prozessuale oder technologische Fähigkeiten sein, die für eine marktgerechte Zusammenarbeit notwendig sind.“ Kurzum: Der Wille zum B2B-Netzwerken ist da, doch der Mumm fehlt noch ein wenig.

Weitere Informationen:

Wie SAP B2B-Netzwerke fördert.

Concur-Übernahmen durch SAP.

Video über Ariba Spend Visibility:

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