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Die Beschaffungsabteilung entwickelt sich vom Dienstleister zur strategischen Funktion. Sechs Trends für den kontinuierlichen Wandel 2015.

Die Geschäftswelt hat sich grundlegend gewandelt. Unternehmen sehen sich infolge der zunehmenden Globalisierung, der Auslagerung von Geschäftsprozessen und sich schnell ändernder Marktbedingungen gefordert, ihre Geschäftsmodelle immer wieder anzupassen. Sie müssen in der Lage sein, flexibel zu reagieren und Risiken entgegenzuwirken. Mehr denn je sind sie auf externe Zulieferer, Experten und Partner angewiesen, die sie bei sämtlichen Abläufen von der Produktinnovation über die Fertigung bis hin zum Vertrieb und Kundendienst unterstützen. Und ein immer größerer Anteil ihrer Belegschaft besteht nicht aus Vollzeitbeschäftigten.

Dienstleistungen werden heutzutage nicht mehr nur innerhalb eines Unternehmens, sondern entlang der gesamten Wertschöpfungskette erbracht. Für geschäftliche Entscheidungen werden nicht mehr nur Informationen aus dem Unternehmen, sondern aus seinem gesamten geschäftlichen Umfeld herangezogen. Im Mittelpunkt stehen nicht nur Automatisierung und die schnellere Abwicklung von Prozessen, sondern die Nutzung sämtlicher verfügbarer Erkenntnisse und Best Practices, um Abläufe zu optimieren und neue Geschäftsmodelle zu unterstützen.

Das Beschaffungswesen wird aufgrund der steigenden Komplexität in Unternehmen eine zunehmend strategische Rolle spielen. Durch den Einsatz von Technologie kann die Einkaufsorganisation komplexe Prozesse vereinfachen und Abläufe dynamisch steuern und so dem Unternehmen zu einem Wettbewerbsvorsprung verhelfen. Damit entwickelt sich die Beschaffungsabteilung vom Dienstleister zur strategischen Funktion. Statt lediglich durch Kostensenkungen Einsparungen im Einkauf zu ermöglichen, ist die Beschaffungsabteilung immer häufiger gefordert, Mehrwert für das Unternehmen zu schaffen und die Innovation der Lieferanten zu unterstützen.

Dieser Wandel wird sich auch 2015 weiter fortsetzen und folgende Entwicklungen mit sich bringen:
  1. Zusammenarbeit wird eine zentrale Aufgabe

Im 21. Jahrhundert müssen sich Unternehmen untereinander vernetzen, um ihre Kosten-, Umsatz- und Cashflow-Ziele zu erreichen. Im Zeitalter von Geschäftsnetzwerken hat der Leiter der Einkaufsabteilung zugleich auch die Aufgabe, die Interaktion über diese Netzwerke zu steuern, Ressourcen zu koordinieren und die Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens sowie entlang der Wertschöpfungskette zu optimieren, um die Innovationskraft, Effizienz und Flexibilität des Unternehmens zu verbessern.

  1. Technologie wird den Wandel fördern

Technologie ermöglicht die Automatisierung wichtiger Finanz- und Geschäftsprozesse und die Zusammenarbeit über das gesamte Unternehmen hinweg. Dies hat zu deutlichen Produktivitätssteigerungen geführt – eine Entwicklung, die sich auch in Zukunft fortsetzen wird. Papiergebundene Bestellungen und Rechnungen werden der Vergangenheit angehören und durch automatisierte, durchgängige Transaktionen abgelöst. Noch entscheidender ist jedoch, dass erfolgreiche Unternehmen einen weiteren Produktivitätsschub ermöglichen werden: Über Geschäftsnetzwerke werden sie auch ihren Partnern Zugriff auf diese Prozesse und Systeme gewähren und so eine virtuelle Gemeinschaft schaffen, in der Geschäftsprozesse auf der Grundlage zuverlässiger Informationen optimiert, vollständig automatisiert und koordiniert ausgeführt werden können.

  1. Das Innovationstempo wird sich beschleunigen

In der vernetzten und globalen Wirtschaft von heute kommt es entscheidend darauf an, auch die Innovation der Lieferanten zu fördern. Die Voraussetzungen hierfür schaffen Geschäftsnetzwerke, die neue Prozesse und Analysemöglichkeiten sowie eine effektivere Zusammenarbeit zwischen Einkäufern und Verkäufern unterstützen. Dies wiederum ermöglicht eine kosteneffizientere Fertigung, die Weiterentwicklung von Produkten und auch neue Dienstleistungen.

  1. Geschäftsabläufe werden einfacher

Durch soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter ist es für die Verbraucher einfacher geworden, sich auszutauschen, sich zu informieren, Einkäufe zu tätigen und Dienstleistungen zu nutzen. Geschäftsnetzwerke bieten Unternehmen eine ähnlich einfache und erweiterbare Möglichkeit, Handelspartner und Ressourcen für die dynamische Geschäftswelt von heute zu finden, sich mit ihnen zu vernetzen und mit ihnen zusammenzuarbeiten.  Mithilfe solcher Netzwerke kann die Beschaffungsorganisation ein einfaches, komfortables Einkaufserlebnis schaffen, das es den Benutzern ermöglicht, mit nur wenigen Mausklicks über eine vernetzte Plattform Waren und Dienstleistungen einzukaufen, Bestellungen aufzugeben, zu verwalten und elektronisch zu bezahlen sowie die Ausgaben in allen wichtigen Kategorien anzuzeigen und zu verwalten.

Wenn man die Funktionen sozialer Medien wie Facebook mit den Verkaufsmöglichkeiten von Plattformen wie eBay, Amazon und Alibaba kombiniert, ergeben sich daraus unendliche Möglichkeiten für Unternehmen.

  1. Die Grenzen verschwimmen

Geschäftsnetzwerke ermöglichen es der Beschaffungsabteilung, zum Vorreiter bei der Integration von Geschäftsprozessen zu werden und durch neue Formen der funktionsübergreifenden Zusammenarbeit Mehrwert für das Unternehmen zu schaffen. So können Einkaufsleiter beispielsweise das Management der Finanzprozesskette und die Umwandlung der Kreditorenbuchhaltung in ein Profit-Center unterstützen, da sie in Echtzeit überprüfen können, ob die Bezahlung einer Rechnung angewiesen werden kann und diese mit den zugehörigen Bestellungen und Verträgen abgeglichen wurde. Darüber hinaus können sie durch eine Verlängerung der Zahlungsziele positive Bilanzeffekte erzielen, während sie durch die Aushandlung von Skonti mit den Lieferanten finanzielle Risiken und Lieferrisiken mindern können.

  1. Das Beschaffungswesen wird weiter neue Wege beschreiten

Durch die Automatisierung der zentralen Prozesse Bezugsquellenfindung, Beschaffung und Kreditorenbuchhaltung muss die Einkaufsabteilung weniger Zeit für das Aushandeln von Verträgen, das Lieferantenmanagement und die Bestellabwicklung aufwenden, sondern kann durch die effektive Zusammenarbeit mit den Lieferanten, die Optimierung der Lieferkette, die Unterstützung der Innovation und die Entwicklung langfristiger Beschaffungsstrategien Mehrwert schaffen.

Nie zuvor konnte das Beschaffungswesen einen besseren Beitrag zur Umsetzung der Unternehmensziele leisten. So wie junge Unternehmen wie Square und Airbnb auf der Grundlage von Netzwerken neue Geschäftsmodelle entwickeln und damit den Wandel ganzer Branchen ermöglichen, können auch Einkaufsorganisationen mithilfe von Geschäftsnetzwerken neue Abläufe unterstützen und damit auf völlig neue Weise den Erfolg ihres Unternehmens sichern.

Dieser Artikel wurde ursprünglich auf SAP Business Trends veröffentlicht.

Erfahren Sie mehr über Geschäftsnetzwerke auf der CeBIT beim SAP Fokustag Business Networks.

Bildquelle: Shutterstock