Genug Teile auf Lager haben, es aber nicht zu voll machen: Das ist die Kunst der knapp 70 Disponenten beim Unternehmen für Sondermaschinenbau Krones. Add-Ons von SAP zur Bestandsoptimierung liefern Unterstützung.
Ketchup, Mineralwasser oder Sekt haben eins gemeinsam: Ohne Abfüllanlagen von Krones kämen diese Produkte nicht in ihre PET- oder Glasflaschen. Über 2,8 Milliarden Euro Umsatz machte das Unternehmen aus Neutraubling bei Regensburg im Jahr 2013 mit seinen Maschinen und Anlagen zur Prozess-, Getränkeabfüll- und Verpackungstechnik. Komplette Abfüllbetriebe aber auch Einzelmaschinen fertigt und liefert das Unternehmen an seine Kunden – etwa für Brauereien, die Soft-Drink-, Wein-, Sekt- und Spirituosenbranche und die chemischen, pharmazeutischen und kosmetischen Industrie. Verschleißen Teile oder gehen neue Bestellungen ein, werden Servicemitarbeiter oder Monteure von Krones aktiv. Dann fordern sie Teile aus den Lagern, die möglichst schnell geliefert werden sollten.
Krones: Ein Disponent für zigtausend Teile
Rund 70 Disponenten sind dafür da, zu gewährleisten, dass für Nachschub gesorgt ist. „Ein Disponent ist für mehrere 10.000 Teile verantwortlich“, erläutert Markus Böhm. Der Maschinenbautechniker aus dem Bereich Produktion- und Logistiksysteme ist einer der Dispositionsstrategen bei Krones. Er weiß, wie schwierig es für die Disponenten ist, die Waage zu halten zwischen der Lieferfähigkeit und dem Lagerbestand. „Immer geht es darum, sowohl die Produktion als auch das Controlling zufrieden zu stimmen“, erläutert Böhm. Die Monteure auf der einen Seite fordern die schnelle und permanente Verfügbarkeit von Ersatz- bzw. Montageteilen, das Controlling hingegen möglichst hohen Durchsatz der Teile und eine möglichst geringe Lagerfläche.
Vor etwa fünf Jahren kam die Diskussion auf, ob man nicht das bestehende Logistiksystem SAP SCM durch zusätzliche Tools erweitern sollte. „Wir haben eine enorm hohe Anzahl an Teilen auf Lager und entsprechend auch eine hohe Komplexität“, so Böhm. Bedingt durch das Wachstum des Unternehmens wurde der operative Aufwand zu hoch, um das Bestandsniveau in der bisher üblichen Form zu halten. Es gab zu große Schwankungen in den Beständen. Fazit: Eine neue Lösung musste her, um die Bestände optimal disponieren zu können.
Dispositionsstrategien enorm reduziert
Seit 2011 hat Krones die SAP-Beratungslösungen für Bestandsoptimierung im Einsatz. Bislang nutzt das Unternehmen vier dieser Add-Ons, zwei weitere werden voraussichtlich in diesem Jahr noch hinzukommen:
- Dispositionsmonitor: Hier kann der Disponent den Bestand seiner Teile sehen, kennt die Reichweite, weiß also, wie viele Teile noch auf Lager sind und kennt den Bodensatz, jene Teile, die so gut wie nie verwendet werden und lediglich das Lager blockieren. Zudem kann er seine Teile gemäß ABC/XYZ-Analyse klassifizieren.
- Sicherheitsbestandssimulation: Jeder Disponent hält sich Teile auf Reserve. Die Summe der auf Vorrat gehaltenen, nicht akut benötigten Teile nennt man Sicherheitsbestand. Per Simulation ist es möglich, die Lieferbereitschaftsgrade zu variieren. Der Disponent bekommt Vorschläge für den optimalen Sicherheitsbestand, der Schwankungen ausgleichen soll, die etwa auf verzögerte Lieferungen zurückgehen.
- Wiederbeschaffungszeitmonitor: Wie lange dauert es, bis Teile beschafft werden? Aus der Vergangenheit ist bekannt, welche Lieferanten pünktlich ihre Ware schicken und wie lange andere durchschnittlich länger benötigen. Diese vorher unkalkulierbaren Randbedingungen fließen nun die Planung der Disponenten mit ein.
- MRP Exception Monitor: Sind Lieferungen nicht eingetroffen oder verspäten sie sich, ist das auf dem Fehlermonitor zu sehen und der Disponent kann schnell auf die neue Situation reagieren.
Einen besseren Überblick über den Bestand, eine einheitlichere Vorgehensweise bei der Disposition, weniger große Schwankungen, weit weniger Tools als vorher: Darin sieht Dispositionsstratege Böhm die Hauptvorteile der Add-Ons. Zudem hat sich die Anzahl an Dispositionsstrategien inzwischen von 45 auf nicht mal ein Duzend reduziert.
„Bei den damalig komplexen Strategien, gab es Disponenten, die teilweise nur bedarfsorientiert gehandelt haben, während andere eher auf einen zu hohen Sicherheitsbestand geachtet haben“, erläutert Böhm, „jetzt sind Strategien im Einsatz, die weniger auf Bauchgefühl als auf fundiertes Wissen setzen“.
Der Return on Investment der Add-Ons lässt sich zwar nicht in Heller und Pfennig berechnen. Doch sind die Lager bei Krones noch immer die gleichen wie 2009, obwohl das Unternehmen inzwischen knapp eine Milliarde Euro mehr Umsatz macht und 2.000 Mitarbeiter mehr als damals beschäftigt.
Im Video: Was die Bestandsoptimierung von SAP leistet.

Für das laufende Jahr hat Krones die Implementierung von zwei weiteren Add-Ons bereits geplant:
Das Bestandscockpit wird dann eine Gesamtübersicht über die Abläufe aller Disponenten zeigen, einen Bestandsverlauf über Jahre darstellen können, Lagerorte analysierbar machen und ein Bestandscockpit bieten. Und die Losgrößensimulation wird Krones darin unterstützen, herauszufinden, welche unter Einbeziehung der bekannten Randbedingungen die besten Losgrößen für die Teile sind, wie viele Teile idealerweise also bestellt werden sollten. Dafür sind spezielle Algorithmen hinterlegt. „Damit wird auch unsere Access-Lösung abgelöst werden, die wir aktuell noch im Einsatz haben“, kommentiert Böhm.
Die Top 5 Add-Ons
Damit hat Krones im Übrigen die nach SAP-Angaben beliebtesten fünf SAP-Beratungslösungen für Bestandsoptimierung komplett im Einsatz: Den Dispositionsmonitor nutzen aktuell knapp 80 Kunden, das Bestandscockpit sowie die Sicherheitsbestandssimulation haben 35 implementiert und die Losgrößensimulation wie auch den Wiederbeschaffungszeitmonitor jeweils 25. Ist in weiteren fünf Jahren das Krones-Lager immer noch nicht gewachsen, waren die Tools wohl die richtige Wahl.
Weitere Informationen zu den Beratungslösungen und weiteren Services.
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