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Wie sieht die Roadmap aus? Was kostet SAP S/4HANA? Welche Module kommen als Nächste? Uwe Grigoleit, Global Head of Business Development Suite on HANA and HANA Applications, beantwortet die drängendsten Fragen zur neuen SAP BusinessSuite.

1. Welche Vorteile bringt SAP S/4HANA den Kunden und ab wann rechnet sie sich und für wen besonders?

Durch die Simplifizierungen und die native Nutzung der SAP-HANA-Plattform erstellen wir mit SAP S/4HANA eine SAP Business Suite einer komplett neuen Generation, welche sich nicht nur durch deutlich höhere Effizienz, sondern zum Beispiel auch durch Planungs- und Simulationsmöglichkeiten in vielen klassischen Transaktionen auszeichnet. Wir bewegen uns weg von einem rein transaktionalen System, welches Daten aufzeichnet, zu einer aktiven Entscheidungsunterstützung des Endanwenders, in Echtzeit und auf der Basis von internen und externen Daten. Wir arbeiten momentan an einem Business Value Calculator für SAP S/4HANA, der diese Vorteile auf die einzelnen Lösungsbereiche herunterbricht. Für die SAP Business Suite on HANA gibt es ja bereits die Möglichkeit, Business Cases zu berechnen, die sich aus den TCO-Einsparungen und Optimierungen ergeben. Diese Berechnungen sind für SAP S/4HANA auch gültig. Allerdings kommen noch weitere Elemente durch die Simplifizierungen hinzu, die auch in den Business Value Calculator einfließen sollen – wie etwa die Nutzung neuer Benutzeroberflächen, die geringere Datenmenge und die höhere Flexibilität oder der höhere Durchsatz. Im Finanzbereich gibt es beispielsweise eine höhere Effizienz in den Shared Services oder einen schnelleren Abschluss der Finanzbuchhaltung.

2. Wie viel Zeit sollte für eine Implementierung eingeplant werden?

Hier lassen sich natürlich kaum ganz allgemeine Angaben machen, allerdings haben wir solide Erfahrungswerte: Die Migration der SAP Business Suite on HANA als erstem wichtigen Schritt in Richtung SAP S/4HANA haben 75 Prozent unserer Kunden innerhalb von maximal sechs Monaten abgeschlossen. Das ist für ein Migrationsprojekt auf eine neue Plattform ein sehr guter Wert. Einige Großunternehmen setzen etwa ein Greenfield-Projekt auf, nehmen also die neuen technologischen Möglichkeiten als Anlass, die ERP-Landschaft vom Grundsatz neu aufzustellen. Auch ein Brownfield-Projekt ist denkbar, in dem die bestehende IT-Landschaft durch die neue Technologie bereichert und weiterentwickelt wird. Green- wie Brownfield-Projekte dauern dann natürlich auch entsprechend länger – manchmal mehrere Jahre. Auf SAP S/4HANA zu migrieren, ist aber nur ein Teil eines solchen Projektes.

3. Gibt es Programme, die die Überführung hin zu SAP S/4HANA vereinfachen?

Ja, und es ist uns sehr wichtig, unsere Kunden an dieser Stelle umfassend zu unterstützen. Es gibt Rapid Deployment Solutions (RDS), die den „Move“ auf die Plattform SAP HANA, also auch zu SAP Simple Finance, begleiten. Diese vordefinierten Implementierungspakete werden von uns oder auch unseren Partnern angeboten werden und die Implementierung teilweise sogar zu einem Fixpreis ermöglicht.

4. Wie ist der Stand bei potenziellen Integrationspartnern?

Natürlich nutzen die Integrationspartner teilweise auch die Rapid Deployment Solutions. Und auch unsere Service-Partner haben schon umfangreiche Erfahrung in der Implementierung der SAP Suite on HANA bei unseren Kunden: Mehr als 60 Prozent der Implementierungen werden von Partnern und Integrationspartnern gemacht, nicht von SAP. Über unsere Rolloutprogramme vermitteln wir unseren Partnern unsere neuen Lösungen. Unsere Partnerorganisation, die Global Partner Organisation (GPO) setzt regelmäßig so genannte „Enablement-Sessions“ auf, in denen Partnerunternehmen auf neue Technologien vorbereitet werden und im Detail erklärt wird, was SAP S/4HANA für sie bedeutet.

5. Welche Kenntnisse sind erforderlich?

Normalerweise wird ein solches Projekt über die Implementierungspartner gemacht, der Kunde muss sich also selbst nicht mit allen Details beschäftigen. Allerdings gibt es viele Informationen auf SCN, SAPs Community Network, das sowohl Partnern als auch Kunden zugänglich ist.

6. Lassen sich vorherige individuelle Anpassungen (Customizing) übernehmen?

Grundsätzlich schon. Wir haben bei den Lösungen wert darauf gelegt, das wir „backward“-kompatibel sind. Das heißt, dass das, was der Kunde an Erweiterungen gemacht hat, auch weiterhin funktioniert. Man hat allerdings Einschränkungen, wenn der Kunde die Software modifiziert hat. Das ist vergleichbar mit einem Haus, an das der Kunde nicht nur ein Balkon gebaut hat, sondern das er selbst verändert hat. In einem solchen Fall können wir nicht garantieren, dass noch alles funktioniert. Bei den Balkonen allerdings schon.

7. Was sind die Voraussetzungen für SAP S/4HANA?

Zunächst ist die SAP Business Suite on HANA nötig, auf dessen Basis dann Packages implementiert werden, die die Simplifizierungen enthalten. Heute ist das Simple Finance, dann Simple Logistics und im kommenden Jahr weitere Vereinfachungen.

8. Was versteht man unter einer systemgeführten Einführung?

Wir wollen die Implementierung von SAP S/4HANA deutlich vereinfachen, um den Kunden einen schnelleren Erfolg und „Payback“ zu ermöglichen. Dies ist natürlich vor allem für die Cloud relevant, in der der Kunde ein voreingestelltes System erwartet. Dafür bietet SAP vorkonfigurierte Geschäftsprozesse an, die sich an Best Practices orientieren und lediglich aktiviert werden müssen. Das System konfiguriert sich während dieser Aktivierung automatisch. Die SAP S/4HANA Guided Configuration vereinfacht es Kunden zudem, diese Prozesse zu personalisieren und an ihre Bedürfnisse anzupassen. Innerhalb der SAP Fiori-basierten App „Manage your solution“ ist es möglich, die Organisationsstruktur zu verwalten, Freigabeprozesse anzustoßen und weitere individuelle Vorgaben zu berücksichtigen.

9. Wie neu ist das Datenmodell wirklich?

Heute wie in der Vergangenheit haben wir einen klassischen Finanzbeleg, der in ein, zwei Tabellen abgelegt wird. Allerdings waren früher Aggregate und Indextabellen nötig, die verschiedene Sichten auf den Beleg abgebildet haben. Die werden in der neuen Architektur nicht mehr benötigt. Bei den darunterliegenden Datenstrukturen versuchen wir, sie zusammenzulegen und zu vereinfachen. Denn eine In-Memory-Datenbank kann am besten mit breiten Tabellen arbeiten. Tabellen, die man früher verschachtelt hat, legt man jetzt zusammen. Grundsätzliche Datenstrukturen, die festlegen, wie ein Finanzbeleg, ein Materialbewegungsbeleg oder Bestandsführungsbeleg aussehen, lassen wir konstant. Den Beleg lassen wir also weitestgehend so wie er ist. Das macht dem Kunden den Weg einfacher von einem klassischen ERP-System zur neuen Technologie. Eine neue Datenstruktur würde bedeuten, dass er eine komplette Migration machen müsste. Vom Aufwand her ist das vergleichbar mit einer Systemeinführung. Für den Kunden ist dieser von uns gewählte Weg also einfacher, da wir ein Upgrade in ein neues System ermöglichen. Kurz gesagt: Das alte Datenmodell war grundsätzlich okay. Und wir können mit einem leicht angepassten Datenmodell so viel erreichen, dass wir keine Notwendigkeit sehen, den Kunden in einen disruptiven Prozess eines komplett neuen Datenmodells zu stürzen.

10. Es geht viel um SAP Fiori. SAP Screen Personas taucht in Verbindung mit SAP S/4HANA jedoch nicht so oft auf. Warum nicht?

SAP Screen Personas ist ein wichtiger Teil der User Experience von SAP S/4HANA. Es ist die ideale Lösung für Szenarien, die noch nicht von SAP Fiori-Anwendungen abgedeckt werden oder für kundenspezifische Transaktionen.

Mit SAP Screen Personas können Kunden ihre bestehenden SAP GUI Screens oder WebDynpro ABAP-Anwendungen vereinfachen und an ihre individuellen Anforderungen anpassen, um damit die Produktivität zu steigern. Die SAP stellt Design-Leitlinien und von SAP Fiori inspirierte Muster für SAP Screen Personas zur Verfügung.

Die SAP Fiori-UX-Strategie zielt darauf ab, das transaktionale Bedienungsmodell in ein rollenorientiertes Modell umzuwandeln. Da die SAP sich auf die Bereitstellung des SAP Fiori UX konzentriert, wird die zugrundeliegende Technologie nicht hervorgehoben.

11. Was bekommt man aktuell als SAP S/4HANA, „nur“ SAP Simple Finance? Wie unterscheiden sich die Cloud- und On-Premise-Angebote?

Wenn ich SAP S/4HANA heute bei mir „On Premise“ einrichte, entspricht dies technisch einer SAP Business Suite on HANA mit der „Exchange Innovation“ für Simple Finance. Dies ist aber nur der erste Schritt. Wir werden weitere Exchange Innovations liefern, die den bisherigen Code der SAP Business Suite gegen den neuen Code von SAP S/4HANA austauschen. Momentan bekommt er den Code für das neue Accounting, Ende des Jahres planen wir die Auslieferung für die vereinfachte Logistik und in den Folgejahren weitere neue Codes. Am Ende dieser Reise haben wir dem Kunden inkrementell sein System komplett ausgetauscht, ohne ihm eine Big-Bang-Migration zumuten zu müssen.

Anders sieht das aus, wenn der Kunde sich entscheidet, SAP S/4HANA in der Cloud zu nutzen. Hier bekommt der Kunde hingegen sofort die gesamte Lösung. Wir planen, Ende des ersten Quartals 2015 eine Version in der Public Cloud zur Verfügung zu stellen und im zweiten Quartal eine Version für eine Managed Cloud.

12. Was kostet SAP S/4HANA? Ist es kostenlos für Kunden, die bereits die SAP Business Suite nutzen?

Es ist nicht grundsätzlich kostenlos für SAP-Business-Suite-Nutzer, denn es handelt sich um ein neues Produkt. Bis Ende des dritten Quartals in diesem Jahr haben wir allerdings eine Promotion-Aktion. Wer die SAP HANA-Plattform für die SAP Business Suite lizensiert hat – wie derzeit bereits über 2.000 SAP-Kunden – kann ohne Zusatzkosten auch die Nutzungsrechte für SAP S/4HANA erwerben. Wir haben inzwischen auch erste Verträge mit Kunden abgeschlossen, jenseits von Pilotprojekten.

13. Wie sieht die Roadmap aus? Welche Releases sind als nächstes geplant?

SAP S/4HANA ist für On-Premise-Kunden heute verfügbar. Der Kunde bekommt mit SAP Simple Finance ein vereinfachtes Finanzsystem. Der nächste große Bereich, den wir angehen und planen auszuliefern, ist das Thema Logistik. Dazu gehört eine einfachere Bestandsführung und -bewertung sowie Vereinfachungen im Lieferkettenmanagement, etwa in Hinsicht auf die Bedarfsplanung. Gerade in der Logistik sind die kompliziertesten Prozesse zu finden, gleichzeitig ist hier allerdings auch der größte Kundenbedarf, etwa in Hinsicht auf einen höheren Durchsatz. Mit dem Finanzbereich und der Logistik werden wir dann den Großteil der Funktionalitäten eines ERP-Systems abgedeckt haben. Sprich: Im Kern sind die Prozesse dann bereits vereinfacht. Im kommenden Jahr 2016 planen wir dann weitere Elemente zu simplifizieren, wie zum Beispiel das Projektsystem, das Qualitätsmanagement und die Verkaufs- und Vertriebsfunktionalitäten.

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