Egal, ob noch SAP ERP 6.0 mit oder ohne EHP im Einsatz ist oder aber ältere Releases: Der Weg zu SAP S/4HANA ist immer ähnlich. Die sechs Schritte im Einzelnen.
Unternehmen können sich den Weg zu SAP S/4HANA jeweils nach ihrem eigenen Status gestalten und so von den Innovationen der neuen Business Suite profitieren. Hier die nötigen und empfohlenen Schritte zu SAP S/4HANA im Einzelnen:
1. Unicode-Conversion
SAP HANA braucht Unicode. Diesen internationalen Standard für die Sprachdarstellungen macht SAP bereits seit etwa acht Jahren in der SAP Business Suite möglich. Codepages werden dann international dargestellt. Unicode ist aber bisher hauptsächlich für jene Unternehmen interessant, die auch international agieren. Wer jedoch SAP HANA einsetzen möchte, muss zunächst eine „Unicode-Conversion“ machen, egal welche Version von SAP ERP er gerade einsetzt und welche Enhancement Packages (EHP) aufgespielt sind. So gibt es durchaus Unternehmen, die mit SAP R/3 4.6c arbeiten. „Zwar ist es möglich, hiermit auf EHP 7 zu gehen, das aktuellste EHP derzeit, ohne auf Unicode umzustellen“, erläutert der stellvertretende Leiter der SAP S/4HANA-Entwicklung Rudolf Hois. „Da die meisten Kunden diesen Schritt aber mit der Datenbankmigration zu SAP HANA verknüpfen, bietet es sich an, diesen Schritt vorbereitend zu machen.“
2. Kundencodes und Datenmanagement aufräumen (empfohlen)
Kein Muss, aber sinnvoll ist es, sich den Code in den eigenen Systemen anzuschauen und von unnötigem Ballast zu befreien. „Es kostet Arbeit, toten Code mitzunehmen“, bemerkt Vice President Hois, der dazu rät, zunächst nicht mehr benötigten Code auszusortieren. Anpassungen, die für SAP HANA nötig sind, fallen dafür nämlich genauso für toten Code an, zudem gehen sie mit ins Testing: Das ist Aufwand für die Überführung des Kundencodes zu SAP S/4HANA, den sich die Unternehmen sparen können.
Weitere Baustelle in den Augen von SAP-Fachmann Hois ist die nötige Entschlackung der Daten:
„Da liegt eine Menge wertfreier Müll in den Systemen, der wenig oder gar keinen Einfluss mehr auf das Alltagsgeschäft hat.“ Immer wieder passiert es, dass sich IT-Landschaften verändern. Und trotzdem behalten die Unternehmen beispielsweise Schnittstellenprotokolle zu Systemen, die gar nicht mehr da sind. Bis zu zwanzig Prozent des Datenvolumens kann dieser „Datenmüll“ nach Erfahrung des SAP-Experten ausmachen. Immer wenn Unternehmen in eine neue Variante migrieren, sollten sie sich von den alten Daten trennen. Doch das machen sie oft nicht, weil sie sicher gehen wollen, dass sie noch auf die alte Version zurückgreifen können, falls bei der Migration etwas schief läuft. Und selbst wenn alles gut gegangen ist, verbleiben die Daten im System. In der „alten Welt“ ist es egal, da die Daten auf der Festplatte lediglich abgelegt wurden und kaum Mehrkosten verursachen. „Da SAP HANA ständig sämtliche Daten im Hauptspeicher hält, ist Speicherplatz, der wertfrei gefüllt wird, auf der HANA-Box ein Kostentreiber“, erläutert SAP-Experte Hois. Das rechtfertigt Aufräumarbeiten.
3. Upgrade auf SAP ERP 6.0
Alle Unternehmen, die nicht SAP ERP 6.0 nutzen, sondern eine ältere Version, müssen upgraden. Nur auf dieser Basis können die neuesten Enhancement Packages genutzt werden. „In der Praxis gehen Unternehmen dann sofort auf SAP ERP 6.0 und EHP 7 in einem Schritt“, erläutert SAP-Experte Hois.
4. Update auf EHP 7
„EHP 7 ist erforderlich, um mit SAP ERP auf SAP HANA zu laufen“, erläutert Hois. Damit bekommen Kunden etwa die Vereinigung von transaktionalen und analytischen Prozessen, Echtzeitzugriff auf ERP-Daten aus analytischen SAP Fiori-Applikationen und beschleunigte Materialplanungsläufe und erfüllen die Voraussetzung für SAP Simple Finance. Ein EHP7-System mit SAP Simple Finance ist eine ideale Basis, um das Ende 2015 erwartete SAP Simple Logistics zu nutzen, der nach SAP Simple Finance zweiten wichtigen Innovation im Zuge von SAP S/4HANA. Dies wird zwar keine Voraussetzung sein. Jedoch haben sich Kunden, die die Schritte bereits gegangen sind, den Aufwand aufgeteilt.
5. Datenbankmigration
Jede Datenbankmigration läuft nach dem gleichen Muster: Die Systeme werden für die bevorstehende Migration vorbereitet (1). Das passiert parallel zum Betrieb (Uptime). Für die Zeit, die der physikalische Umzug benötigt (2), sind die Systeme nicht für die Anwender zu erreichen (Downtime). Im Postprocessing (3) werden technische Details nachträglich nachgezogen. Die Aufgabe ist immer, eine Downtime so kurz wie nötig zu machen. Das „Downtime window“ ist allerdings für jeden Kunden anders. Die Methode hierfür ist die Migration mehrmals zu testen und dabei entsprechend den Ablauf zu optimieren. „Unserer Erfahrung nach gibt es zwei bis fünf Testmigrationen“, sagt SAP-Mann Hois, „je öfter man sie wiederholt, umso geringer ist letztlich die Downtime.“ Allerdings ist diese Zeit von den individuellen Unternehmen abhängig, von deren Netzwerken, von der Größe ihrer Systeme, aber auch davon, ob das so genannte Near Zero Downtime im Einsatz ist. „Diese Technologie ermöglicht es dem Unternehmen, Daten teilweise während der Uptime umzuziehen und die Downtime zu minimieren“, erläutert SAP-Experte Hois. Der zweite große Block der Datenbankmigration ist das Testen. Ein unliebsames Thema, das von Nutzern oft als Last wahrgenommen wird, sofern es nur den Status Quo wieder herstellt. Da der Release-Wechsel, respektive das EHP-Update, ebenfalls eine Testprozedur benötigen, werden beide Schritte von den meisten Kunden kombiniert. Sie testen nur und ersparen sich damit Unmut bei den Anwendern und Kosten für das Unternehmen.
6. Einspielen von SAP S/4HANA-Innovationen
Mit dem ersten Release von SAP Simple Finance bekamen Kunden ein neues Datenmodell sowie neue Funktionalitäten im Bereich Accounting, im zweiten kamen neue Funktionalitäten für das Cashmanagement hinzu. Im dritten Release werden sich wieder andere Funktionen als Innovationen einspielen lassen. Zur Adaption von SAP Simple Finance gehört, dass Aggregate gelöscht und Datenumsetzungen automatisiert angestoßen werden. Auf der Seite der Business-Prozess-Innovation muss nicht die gesamte Adaption in einem Zuge erfolgen. „Es ist möglich, die meisten alten Prozesse gegen das neue Datenmodell laufen zu lassen – also zunächst nur Teile der Innovation zu nutzen“, erläutert Hois, der allerdings darauf hinweist, dass die eigentliche Business-Prozess-Innovation der neuen Software die „Werthebung“ vervollständigt. Durch den Fokus auf eine zunächst eher technische Migration lassen sich sehr schnelle Projekte realisieren. Ende 2015 wird SAP Simple Logistics als zweite SAP S/4HANA-Innovation gelauncht, dafür wird allerdings SAP Simple Finance vorausgesetzt wird. Für Kunden, die vor allem an SAP Simple Logistics interessiert sind, wird spätestens bei dessen Einspielen auch SAP Simple Finance erforderlich, gleichzeitig oder als vorbereitende Maßnahme.
Von Null auf SAP S/4HANA: Alles in einem Zug
Ab Ende 2015, so Vice President Hois, wird es möglich sein, in einem Zug von jedem beliebigen SAP-ERP-6.0-Stand mit oder ohne EHP inklusive Datenmigration und Einsatz von SAP Simple Finance auf SAP S/4HANA zu wechseln. Wichtige Voraussetzung ist, dass Unicode im Einsatz ist. Damit können sich Unternehmen dann ersparen, jeden Schritt einzeln anzugehen und reduzieren so nicht zuletzt wieder die Downtime. „Natürlich muss die Planung der Kunden zur Landschaft passen und ein Upgrade auf EHP 7 kann als Vorbereitung zunächst sinnvoller sein“, gibt Hois zu bedenken. Letztlich sind die Voraussetzungen unterschiedlich und die Migration zu SAP S/4HANA immer im Kontext einer kundespezifischen Landschaftsplanung zu betrachten. Eins hat sich aus den bisherigen Migrationen hinzu SAP S/4HANA herausgestellt: Für den Schritt nach EHP 7 on HANA sind drei Viertel der Projekte innerhalb von einem halben Jahr über die Bühne gegangen, unabhängig von den individuellen Upgrade-Szenarien. Diese Zeit entspricht im Wesentlichen den Upgrade-Zeiten ohne Datenbank Migration und zeigt, dass die Parallelisierung eine erfolgreiche Vorbereitung für einen Weg nach SAP S/4HANA sein kann.
Weitere Informationen:
Der Rückversicherungskonzern Swiss Re hat als eines der ersten Unternehmen auf SAP S/4HANA umgestellt. Das nächste Ziel: Ad-hoc-Reporting. Wie das gelingen kann, erklärt Andreas Schönherr, Managing Director – Finance Transformation Integration Lead bei Swiss Re. Hier geht es zum Online-Seminar in Zusammenarbeit mit der Computerwoche am 7. Juli 2015.
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