Das SAP Co-Innovation Lab im Silicon Valley hat gemeinsam mit den Partnern Mtell und Rolta eine Lösung für die vorausschauende Wartung von Maschinen und Anlagen in der Öl- und Gasindustrie entwickelt.
Die Lösung, die im Rahmen einer IoT-Initiative des Co-Innovation-Labs entstand, basiert auf SAP HANA und greift auf unterschiedliche Datenquellen zu, um eine schnellere und bessere Behebung von Problemen zu ermöglichen. Damit ist sie in der Lage, die Lebensdauer von Maschinen zu verlängern, Ausfälle zu vermeiden und Unternehmen in einer hochriskanten Branche zu Kosteneinsparungen zu verhelfen.
Im Interview spricht David Cruickshank, Senior Director des SAP Co-innovation Lab, über die gemeinsame Innovation, ihre Auswirkungen und die zugrundeliegenden Technologien.
Welches Problem möchten die SAP, Mtell und Rolta gemeinsam angehen?
Unternehmen in der Öl- und Gasindustrie kämpfen mit der Zusammenführung ihrer Informationstechnologien und operativen Technologien. Sie möchten Echtzeiterkenntnisse gewinnen, die sie bei Entscheidungen zur Entwicklung innovativer Prozesse unterstützen. Unsere gemeinsame Lösung für die vorausschauende Wartung verbindet unterschiedliche Datenquellen miteinander – unter anderem Daten zur Anlagenleistung, externe Datenquellen und Informationen von Subunternehmern. Die Lösung sendet bei einem potenziellen Maschinenausfall automatisch eine Warnmeldung mit Informationen zur voraussichtlichen Ausfalldauer und vorbeugenden Maßnahmen. So können kleinere Probleme behoben werden, bevor sie zu großen Problemen werden. Letztlich ermöglicht diese Lösung ein frühzeitiges Eingreifen, um die Auswirkungen von Verschleißerscheinungen und Maschinenausfällen zu vermeiden oder zumindest zu verringern.
Welche Komponenten haben die drei Innovationspartner in die Lösung eingebracht?
Mtell hat eine Anwendung für maschinelles Lernen und ein neuronales Netz entwickelt, das Muster im Zusammenhang mit der Leistung einer Maschine erkennen kann. Die Software erzeugt automatische Benachrichtigungen und sendet diese an SAP Plant Maintenance, die Lösung, mit der Reparaturen und der Austausch von Maschinen geplant werden. Durch die Integration in SAP HANA kann die Lösung nun auch große Mengen von Anlagendaten besser analysieren. Die In-Memory-Technologie und Analysefunktionen von SAP HANA ermöglichen Echtzeitanalysen, die Aufschluss über potenzielle Maschinenausfälle geben.
Die Ergebnisse dieser Analysen können dann in der Softwarelösung OneView von Rolta in einem der über 30 jobspezifischen Dashboards angezeigt werden, die speziell für das Betriebspersonal von Öl- und Gasunternehmen entwickelt wurden. Die Lösung von Rolta unterstützt die Software SAP BusinessObjects Business Intelligence und die Plattform SAP HANA. Die Kunden können also die Umgebung wählen, die für ihre Anforderungen am besten geeignet ist. Die Kombination der Technologien von Mtell, SAP und Rolta führt zu Synergieeffekten – so entsteht eine Lösung, die weit mehr ist als die Summe ihrer Teile.
Welche Möglichkeiten bietet die Ausführung dieser Lösungen auf der Plattform SAP HANA?
In einer Untersuchung zum Internet der Dinge verwies das IT-Magazin InfoWorld darauf, dass der primäre Nutzen eines IoT-Systems in der Möglichkeit bestehe, die erfassten Daten zu analysieren und daraus Erkenntnisse abzuleiten. Auf der Basis von SAP HANA kann die Lösung von Mtell die einzelnen Anlagen in einem Pool miteinander vernetzter Anlagen an verschiedenen Standorten gleichzeitig und mit hoher Geschwindigkeit und Präzision analysieren.
Damit lassen sich größere Datenmengen verarbeiten als mit einem SQL-Server, weshalb die Lösung am ehesten noch mit Hadoop vergleichbar ist. Hadoop ist hervorragend für die Langzeitspeicherung geeignet, doch für Anwendungen, die wiederholt Zugriff auf große Datenmengen mit geringer Latenz benötigen, bietet SAP HANA eine bessere Performance. So lassen sich mit SAP HANA beispielsweise 25.000 Abfragen, die mit jeweils fünf Millionen Sensormesswerten verknüpft sind, in eineinhalb Tagen bewältigen. Hadoop würde dafür fast drei Wochen benötigen.
Worin besteht für die SAP der geschäftliche Nutzen dieses gemeinsamen Innovationsprojekts?
Ein grundlegendes Element der IoT-Strategie von SAP ist die Zusammenarbeit mit Anbietern von Gerätehardware, Datennetzwerklösungen, Anwendungssoftware und IoT-Services. Durch den Aufbau eines ausgedehnten Partnernetzes können wir sicherstellen, dass die Lösungen auf breiter Basis genutzt werden. Nach Einschätzung zahlreicher Analysten wird sich das Internet der Dinge zu einem millionenschweren Softwaremarkt entwickeln. Um die daraus resultierenden Möglichkeiten nutzen zu können, ist eine horizontale Integration der Anbieter erforderlich.
Durch die Zusammenarbeit mit einem großen Partnernetz, dem neben führenden Technologieanbietern auch kleine Start-ups angehören, möchte die SAP Lösungen für große geschäftliche Probleme entwickeln, da sich Risiken durch die gemeinsame Entwicklung besser abfedern lassen als im Alleingang. Mit der richtigen Kombination aus Know-how in einem Gemeinschaftsprojekt können die Innovation und die Lösungsentwicklung beschleunigt werden. Das SAP Co-innovation Lab verwebt die Zielsetzungen einzelner technischer Projekte zu Lösungen, die für eine bestimmte Branche validiert sind, und ermöglicht dadurch eine schnellere Markteinführung.
Wie ist der derzeitige Stand des Projekts und wie sehen die weiteren Pläne aus?
Dies war das erste Projekt im Rahmen der IoT-Initiative, das wir im SAP Co-Innovation Lab im Silicon Valley durchgeführt haben. Wir haben dieses Pilotprojekt in etwas mehr als 90 Tagen abgeschlossen. In Kürze werden ein Whitepaper und eine neue Demo veröffentlicht. Bis zum September werden die Vermarktungsstrategie und Rollout-Pläne feststehen, und dann wird es auch weitere Neuigkeiten und Infomaterial zu der Lösung geben. Wir haben außerdem bereits mit dem Folgeprojekt für die Bereitstellung der Lösung auf der SAP HANA Cloud Platform begonnen. Für Kunden, die an der neuen Lösung für die vorausschauende Wartung in der Öl- und Gasindustrie interessiert sind, bieten wir im Co-innovation Lab in Palo Alto Demos an.
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf SAP Business Trends veröffentlicht.
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