Erfolgreiche Sportteams werden wie kleine Städte geführt, deren Einwohner treue Fans sind. Was kann der öffentliche Sektor von der Sportbranche lernen?
Die Sportbranche ist mit etwa 100 Milliarden Dollar weltweit einer der lukrativsten Geschäftszweige überhaupt. Aber es geht nicht nur um Geld, sondern auch darum, die Fans zu begeistern und ihnen bisher noch nie da gewesene Möglichkeiten zu bieten − ein Publikum finden und die schönsten sportlichen Momente mit Freunden und Familie teilen.
Technologien und soziale Medien bewirken entscheidende Veränderungen in der Branche. Erfolgreiche Sportteams agieren heute wie Kleinstädte, deren „Bürger“ begeisterte Fans sind. Was können Städte und Regierungen von Sportteams lernen? Wie können sie ihre Bürger zu treuen Fans machen?
Don Steele, Leiter der Abteilung Audience Developmet bei Tumblr, erklärt: „Die sozialen Medien haben dazu beigetragen, dass sich das Fanerlebnis in zweierlei Hinsicht verändert hat. Dies wird vor allem bei Großveranstaltungen deutlich. Darunter fällt erstens die Globalisierung der Fangemeinden: Fans müssen nicht mehr an einem bestimmten Ort wohnen, um ihre Lieblingsteams und -spieler zu unterstützen und an Veranstaltungen teilzunehmen. Und zweitens ermöglichen die sozialen Medien den Athleten, persönliche Beziehungen zu ihren Fans und Anhängern aufzubauen.“
Diese beiden Veränderungen lassen sich vor allem an den drei größten europäischen Fußballclubs zeigen. Sie sind sowohl die finanzstärksten als auch die beliebtesten Sportmannschaften der Welt. Die Vereine sind erfolgreiche Unternehmen, die es geschafft haben, Fangemeinden aufzubauen, die größer sind als manche Stadt oder die meisten Länder. Barcelona rühmt sich mit mehr als 100 Millionen Anhängern auf Facebook und Twitter, Real Madrid nähert sich der 100 Millionen-Marke und Manchester United folgt mit mehr als 70 Millionen Fans.
Fußballvereine wie diese nutzen gezielt die sozialen Medien und haben aus kleinen, stammesähnlichen, loyalen Fangemeinden eine gigantische Gefolgschaft werden lassen. Sportler und Teams können ihre Anhänger heutzutage direkt miteinbeziehen und so das Fanerlebnis verbessern, enge Bindungen knüpfen und ihre Marken stärken. Außerdem haben sie einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf gesellschaftliche Themen – von Diskussionen über sozialunverträgliches Verhalten bis hin zu den neuesten Trends in Mode und Lifestyle. In einem kürzlich veröffentlichen Artikel der Zeitschrift Forbes erwähnt Anthony DiMoro Twitter als die virtuelle Sportbar, in der Fans vor, während und nach dem Spiel zusammenkommen. Das macht Twitter zu einem effektiven Tool, das sowohl das Sozialverhalten als auch Kaufentscheidungen stark beeinflussen kann.
Was kann der öffentliche Sektor von der Sportbranche lernen?
Megatrends wie Hyperkonnektivität, Supercomputing und andere intelligente Lösungen ändern die Gesellschaft und das Unternehmertum grundlegend. Sport ist ein digitales Geschäft, und die Sportbranche setzt moderne Technologie ein, um Veränderungen zu bewirken. Sensoren und Wearables haben die Art und Weise wie sich Teams vorbereiten, trainieren und Analysen durchführen revolutioniert. Sie helfen den Sportlern, ihre Leistung zu steigern und identifizieren Verletzungsrisiken. Datenanalysen und andere moderne Tools unterstützen die Teams bei der Verwaltung ihrer Geschäftsabläufe, ihrer Spieler und ihrer Fans. So können sie ihre Ertragskraft, Effizienz und Popularität steigern.
Dieselben Trends zeigen sich mittlerweile auch in Städten – wie sie ihre Abläufe gestalten und wie sie ihre Bürger teilhaben lassen. Einige Städte wie Buenos Aires, Boston, Toronto oder Birmingham, um nur ein paar wenige zu nennen, nutzen bereits die Technologie des Internets der Dinge, um intelligente Entscheidungen zu treffen, die sowohl künftige Generationen beeinflussen als auch dabei helfen werden, die Stadtplanung und -entwicklung nachhaltig zu prägen. Einige Städte verwenden die Technologie auch für ihre Bürgerportale. Auf der elektronischen Kommunikationsplattform können die Bürger Feedback geben und verschiedene Services in Anspruch nehmen.
Die meisten Stadtverwaltungen haben bisher noch keinen Weg gefunden, das Interesse ihrer Bürger zu wecken, geschweige denn, sie zu motivieren, sich mit Begeisterung für ihre Stadt zu engagieren – so wie sie es beim Anfeuern ihrer Lieblingsmannschaft tun.
Die Geburtsstunde des „Großstadt-Fans“
Man nehme die Millionen jubelnden Fans von Manchester United oder Barcelona, ihre Wirtschaftskraft und erschaffe die womöglich mächtigste „Stadt“ der Welt. Die Technologie erlaubt den Fans, immer im Mittelpunkt zu stehen. Ganz egal, wo sie sind: Sie sitzen am Steuer.
Man stelle sich nur mal sämtliche Einwohner von Manchester (550.000) und der umliegenden Ballungsräume (2.5 Mio.) vor, wie sie mit Eifer und Begeisterung an lokalen politischen Veranstaltungen teilnehmen. Wie sie sich persönlich mit Politikern wie mit ihren Lieblingssportlern auseinandersetzen. Wie sie Verbindungen schaffen, Entscheidungen beeinflussen, die Stadt lebhafter, finanziell erschwinglicher und nachhaltiger machen. Und all dies dank, der für jedermann zugänglichen, sozialen Medien, die ihnen eine Stimme geben.
Und zuletzt stelle man sich vor, Regierungen würden die Tools und die Technologie dazu nutzen, einfacher und effizienter zu arbeiten – wie ein digitales Unternehmen. Wenn sie die Technik dafür nutzen, um auf die Wünsche der Bewohner einzugehen und sie zu unterstützen, dann könnten sie die sicherste und friedlichste Stadt erschaffen, die es je gab.
Technologie – unser Herzblut
Bürger und Fans weltweit wollen sich engagieren, um ihr Leben und die Wirtschaft effektiver zu gestalten, damit sie sich und ihren Kindern eine besser Zukunft bieten können.
Die Realität der digitalen Wirtschaft sieht folgendermaßen aus: Jedes Sportteam, jede Stadt, jedes Unternehmen, groß oder klein, muss sich darüber im Klaren sein, welchen Einfluss die Technologie und die sozialen Medien auf ihre Organisation und ihre Interaktion mit anderen haben. Es gibt nur einen Schlüssel zu einer nachhaltigen und erfolgreichen Zukunft: All diejenigen, die florieren und nicht nur überleben wollen, müssen sich als Technologieunternehmen verstehen. Für eine nachhaltige Zukunft ist dies letztendlich entscheidend.
Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf SAP Business Trends.
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