Die Zahl der Bienen schwindet besorgniserregend. Doch ohne sie geht nichts. SAP-Mitarbeiter Andreas Nickel möchte mit SAP-Technologie ein wenig zu ihrer Rettung beitragen.
Einstein wird dieser Tage häufiger mit seiner düsteren Prognose aus einer französischen Imkerfachzeitschrift bemüht: „Wenn die Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. (Abeilles et Fleurs, Juni 1965). Ob dem tatsächlich so wäre, darüber scheiden sich die Geister. Einig sind sich jedoch alle darin, dass die Lage in der Tat ernst ist. Denn Bienen sind eine wichtiges Glied unserer Nahrungskette, in der wir Menschen bekanntermaßen eher am Ende stehen.
Pestizide, Monokulturen, die Bienen schlechte Nahrungsbedingungen bieten und Krankheiten durch eingeschleppte Parasiten, allen voran die asiatischen Varroamilbe, sind dafür verantwortlich, dass die Honigbienenpopulation in den letzten Jahren um ein Drittel abgenommen hat und weiter schwindet. Hinzu kommt, dass jährlich zahllose Honigbienen schlichtweg über den Winter hinweg verhungern, wenn nicht zugefüttert wird. Das alles hat bereits jetzt empfindliche Auswirkungen auf die landwirtschaftlichen Ertragszahlen. Schließlich hängt bis zu drei Viertel unserer Nahrung von der Bestäubung durch Bienen ab, „was der enormen volkswirtschaftlichen Leistung von mehreren 100 Milliarden Euro entspricht“, wie Andreas Nickel ergänzt.
Die Honigproduktion ist also eigentlich nur ein Nebenprodukt der Imkerei. Die Hauptaufgabe liegt im Erhalt der Bienen. Ein Allheilmittel gegen das Bienensterben wird es aufgrund der vielschichtigen Ursachen sicher nicht geben. Aber viele versuchen zumindest einen Beitrag zur Schadensbegrenzung zu leisten.
Bienen retten statt kegeln
So wie SAP-Mitarbeiter Andreas Nickel, der im täglichen Leben als Programm Manager für ERP tätig ist und sich in seiner Freizeit dem Problem des Hungertods von Bienen widmet. Eigentlich suchte er mit seiner Frau nach seinem Umzug aufs Land nur nach einem Hobby, mit dem man Teil der Dorfgemeinschaft sein kann, ohne Kaninchen züchten zu müssen oder auf der Kegelbahn zu enden. Und so wurde er zum Freizeit-Imker mit Bienenstock vor dem Haus.

Aus dem Hobby wurde Leidenschaft und aus anfänglichem Halbwissen die tiefe Erkenntnis, dass Honigbienen in unseren Breitengraden ohne die Hilfe des Menschen gar nicht mehr überlebensfähig sind. Und da der Erhalt von Bienen im Interesse der Allgemeinheit liegt, nutzte er kurzerhand sein technisches Knowhow zum Bau einer Bienenstockwaage. Das klingt auf Anhieb möglicherweise eher unspektakulär, denn Bienenwaagen gibt es bereits. Sie weisen unter anderem auf die Menge an gesammeltem Nektar hin und geben Aufschluss darüber, ob ein Bienenstock im Winterhalbjahr noch über genügend Nahrungsreserven verfügt oder ob der Imker einschreiten muss. Doch ein Hobby-Imker kann sich ein Überwachungssystem im zum Teil vierstelligen Eurobereich ebenso wenig leisten wie kommerzielle Imker, die häufig über eine Vielzahl an Stöcken, oft sogar an Standorten im Ausland, verfügen. Andreas hat daher ein erschwingliches Modell gebaut, das auch das Gewicht von weit entfernt oder verteilt liegenden Bienenstöcken ermitteln kann und eine Warnung aufs Handy oder an den PC des Imkers schickt, wenn es starke Abweichungen gibt. Entweder reicht das Futter nicht, der Stock ist umgekippt, die Gegend eignet sich nicht zur Honigproduktion oder die Bienen sind schlicht und einfach weg.
„Bee-oT“ als Chance

Geplant ist auch eine Messung von Licht- und Lärmeinflüssen, um so eventuelle Störfaktoren für den ökologischen Lebensraum von Bienen zu ermitteln, und das deutschlandweit. Ein Anreiz für Forschungseinrichtungen, wie das Interesse des Bienenforschers Prof. Dr. Tautzt der Universität Würzburg an Nickels Entwicklung deutlich macht. Möglicherweise könnte sogar der Deutsche Wetterdienst solche lokalen Daten nutzen, da die Dichte von Bienenstöcken sicher wesentlich höher ist, als die von Wetterstationen. Umgekehrt könnte ein Datenaustausch mit anderen Einrichtungen wiederum Imkern wichtige Anhaltspunkte für eine verbesserte Bienenhaltung liefern. Das Internet der Dinge (IoT) bietet auch hier zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten.
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