Vor mehr als einem Jahr setzte SAP ein Programm für das „Engagement für Flüchtlinge“ auf. Darin geht es unter anderem darum, Praktikanten für SAP zu finden – wie zum Beispiel Nasser Atif.
Als im September 2015 die vielen Menschen unter anderem aus Afrika, dem Irak, Afghanistan und Syrien über das Mittelmeer nach Europa strömten, war schnell klar: Auch die Unterstützung von Unternehmen würde nötig werden, um Gelder zur Verfügung zu stellen und die Integration der Menschen zu beschleunigen. „Das Kanzleramt rief damals auch DAX-Unternehmen dazu auf, sich zu engagieren“, erläutert Anamaria Roth, die sich seit April 2016 in Vollzeit als „Workstream Lead“ für Flüchtlinge engagiert, „einfach gerne etwas mit den Flüchtlingen unternimmt“ und in dieser Woche auch die Jahresendfeier mit den bei SAP beschäftigten Flüchtlingen ausrichtet.
Das 3-Säulen-Programm: Integration steht aktuell im Mittelpunkt
Im Mittelpunkt ihrer Tätigkeit steht die Initiative „Engaging for Refugees“, das vom HR Global Diversity & Inclusion Office von SAP gesteuert wird – ein aus drei Säulen bestehendes Programm:
Corporate Social Responsibility: Durch Spenden von SAP-Mitarbeitern und SAP kamen 900.000 Euro zusammen, die in Grenzgebieten, Transitländern wie Ungarn und Serbien und Deutschland für Sofortmaßnahmen eingesetzt wurden und werden. Zudem haben in Flüchtlingslagern in Ägypten, Jordanien, dem Libanon und der Türkei in diesem Jahr Programmierwettbewerbe stattgefunden, die „Refugee Code Week“, die SAP in Zusammenarbeit mit dem Hilfswerk der Vereinten Nationen UNHCR ausrichtet. „Über 14.000 Menschen haben bisher mitgemacht, neue Fähigkeiten erlernt und sich mit Trends beschäftigt“, so Roth. Die besten Schüler haben die Chance, in Bootcamps ihre Kenntnisse weiter zu vertiefen – und ggf. im Anschluss eine Ausbildung zum Informatiker zu machen.
Integration durch Ausbildung und Einstellung: Einen jener begehrten 100 Praktikumsplätze bekommen, die SAP in 2016 zu vergeben hatte, kann zu einem Sprungbrett für andere Aufgaben im Konzern werden. Mehr als jeder Fünfte der Praktikanten hat bereits eine Anschlussbeschäftigung bei SAP bekommen – ob unbefristete oder befristete Arbeitsverträge oder Jobs als Werksstudenten. „Es geht darum, ihnen möglichst viel Know-How zu vermitteln – auch durch die Unterstützung von Mentoren – so dass sie auf dem Arbeitsmarkt leichter Fuß fassen können“, sagt Roth. Weitere Flüchtlinge sollen von dem Angebot profitieren, in duale Studiengänge vermittelt zu werden. Im Oktober haben die ersten 14 Flüchtlinge mit dem drei Jahre dauernden Studium der internationalen Wirtschaftsinformatik begonnen. Für 2017 hat SAP bereits zehn weitere Studienplätze geschaffen, für Roth ein Zeichen dafür, dass das Motto der SAP „Help the world run better and improve people’s lives“ gelebt wird.
Charta der Vielfalt: Die dritte Säule besteht in der projektbegleitenden IT-Unterstützung. So hat SAP etwa für die „Charta der Vielfalt“, einer Initiative für Chancengleichheit am Arbeitsplatz von Wirtschaft und Bundesregierung, das Kollaborationstool SAP JAM zur Verfügung gestellt und auf openSAP passende Kurse angeboten.
Ich unternehme viel mit den Flüchtlingen, das liegt mir einfach im Blut.
– Anamaria Roth, Projekt Managerin bei SAP zur Integration von Flüchtlingen
Nasser Atif: Aus Masar-e-Sharif geflohen, nun SAP-Praktikant
Einer der vermittelten Praktikanten, Nasser Atif aus Afghanistan, sitzt Anamaria Roth direkt gegenüber. Mit Glück konnte der damalige Program Officer der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Juli 2014 aus Mazar-e-Sharif in Afghanistan entkommen und nach Deutschland ausreisen. Seitdem lernt der studierte Politikwissenschaftler die deutsche Sprache und begann im September 2016 ein Praktikum bei SAP.
Die Basis dafür, in Deutschland wirklich anzukommen, bietet – wie das Beispiel von Nasser Atif zeigt – allerdings die deutsche Sprache. Auch Atif hat sich zunächst zehn Monate intensiv mit der deutschen Sprache beschäftigt, bevor er nun bei SAP sein Praktikum begonnen hat. Das bedeutet für SAP auch, Menschen fit zu machen, die Deutsch vermitteln wollen, was nun anhand eines openSAP-Kurses online möglich ist, der zusammen mit dem paritätischen Wohlfahrtsverband entwickelt wurde und kürzlich mit dem Publikumspreis im Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“-Award ausgezeichnet wurde. Fast jeder dritte der eingeschriebenen Kursteilnehmer (30 Prozent) hat inzwischen seinen Abschluss gemacht, bei über 9.000 eingeschriebenen Teilnehmern – ein Indiz dafür, wie wichtig der Bevölkerung die Unterstützung von Flüchtlingen in Deutschland allen Diskussionen zum Trotz wirklich ist.