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Mobil Videos zeigen und Experten zuschalten, über ein IoT-System von SAP informiert werden: Dafür müssen Monteure künftig „nur“ noch einen multifunktionalen Headset aufsetzen. Der Use Case Smart Worker von SAP und Startup ivii zeigt auf der E-World erstmals, was möglich ist.

Ein Kopfhörer am linken Ohr, ein Minibildschirm vor dem rechten Auge, eine Kamera vor der Stirn und ein Mikrofon vor dem Mund: Sieht so die Zukunft eines Mitarbeiters etwa im Service, in der Montage und der Qualitätssicherung aus? Für Nicolaos Tsirigotis ist es längst keine Frage mehr. Derartige multifunktionale Helme stoßen aktuell noch in eine Marktlücke, ist der Sales-Chef des österreichischen Startups ivii GmbH überzeugt. Der Ausdruck „Intelligent Visual Image Identification“ verbirgt sich hinter dem Firmenkürzel des nicht einmal ein Jahr alten Startups, einer Ausgründung der Knapp AG, einem mittelständischen Spezialisten für Lagerlogistik und- automation. Was an dem neuartigen Helm allenfalls zu erahnen ist, ist seine Intelligenz. Denn zum einen ermöglicht er, mit Experten aus der Firma zu sprechen und Livebilder zu übertragen, zum anderen ist die Software des jungen Unternehmens in der Lage, dem Mitarbeiter an der Maschine Bilder und Videos aus dem Archiv auf den Bildschirm zu laden. „Das unterstützt ihn optimal in seiner Arbeit“, ist Tsirigotis überzeugt.


SAP ist mit dem Showcase “Smart Worker” auf der E-World in Essen vom 7. bis zum 9. März 2017 in Halle 3, Stand 322 zu finden


Augmented Reality: Daten zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort haben

Da das helmartige Headset fest auf dem Kopf sitzt, ermöglicht es freihändig zu arbeiten. Darüber hinaus empfängt die integrierte Datenbrille per Sprachsteuerung wichtige Anweisungen – und nicht durch Berührung, was etwa bei Google Glass üblich ist. Bevorstehende Montagen oder Reparaturen wurden im Idealfall in der Vergangenheit schon einmal gemacht und per Video festgehalten. Das System findet die passenden – entsprechend getaggten – Videos. Der Techniker vor Ort kann sie sich anschauen und weiß – auch ohne Spezialist zu sein – was zu tun ist. Augmented Reality und Kommunikation verbinden sich. „Daten sind zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort“, fasst Tsirigotis zusammen.

Startup ivii: Einsatz der „Intelligent Visual Image Identification“ in diversen Branchen

Zwar hat ivii als 100-prozentige Tochter der Knapp AG auch die Lagerprozesse des Mutterunternehmens für den Einsatz der Technologie im Sinn. Der Grund für die Ausgründung war allerdings, etwa zusätzlich zum vereinfachten Kommissionieren (Picking) neue Einsatzfelder zu erschließen, wie die folgenden Beispiele zeigen:

– Qualitätssicherung: Wenn etwa ein Seitenteil eines Fahrzeugherstellers montiert werden soll, sucht das System in tausenden Archivbildern und spült exakt jene hervor, die für die geeigneten Handgriffe nützlich sind.

– Offshore-Windkraftanlagen: Wenn ein deutscher Transformatorenhersteller Reparaturen in Windkraftparks zu machen hat, können nicht immer schnell genug hochqualifizierte Mitarbeiter vor Ort sein. Also erfolgt die Unterstützung „remote“ durch gefilmte Anleitungen und Expertenunterstützung.

– Ärztliche Versorgung: Die internationale Organisation Ärzte ohne Grenzen ist immer wieder in Krisenregionen unterwegs, in denen fachliche Spezialisten nicht immer vor Ort sein können. ivii dockt seine Headsets an bestehende Satellitentechnologie an und verbessert so die Versorgung vor Ort.

– Speditionen: Wenn Tanker großer Speditionen technische Probleme bekommen und naheliegende Häfen anfahren müssen, fallen täglich von 20.000 bis zu 90.000 US-Dollar Standkosten pro Tag an. Ein Zusammenschalten der Techniker vor Ort mit Spezialisten und klare Anweisungen per Video, was zu tun ist, mindern die anfallenden Kosten.

Zwei Trends: Fachkräftemangel und Einsatz in Krisenregionen

„Tritt ein ähnliches Problem noch einmal auf, reicht es aus, ein Video aufzurufen und darin nachzuschauen“, sagt Tsirigotis von ivii, der davon überzeugt ist, dass zwei Trends Assistenzsysteme künftig immer wertvoller für Unternehmen werden lassen:

  • Fachkräftemangel: Nicht nur die Tatsache, dass genug Spezialisten auf dem Arbeitsmarkt zu finden sind, sondern auch, dass sie nicht zur rechten Zeit am rechten Ort sind, erfordert taugliche Remote Services.
  • Projekte in Krisenregionen: Sicherheitsbestimmungen in Unternehmen untersagen Mitarbeitern, in Krisenregionen tätig sein zu dürfen. Durch technische Unterstützung wird es nun möglich, Arbeiten durch Mitarbeiter vor Ort ausführen zu lassen.

Smart Worker auf der E-World: Kooperation zwischen ivii, Intel und SAP

Im Use Case Smart Worker, den SAP zusammen mit Technologiepartner Intel auf der E-World in Essen zeigt, wurde nun die Technologie von ivii eingesetzt, um einerseits die Intelligenz und Kommunikationstechnologie des Headsets zu nutzen, andererseits aber auch mit dem so genannten Incident Management in den SAP-Systemen zu verbinden. Beispiel: Tritt auf Ölpattformen Gas aus, melden Sensoren (mit Hilfe einer Internet-of-Things-Anbindung) diese Veränderung unmittelbar. Die Reparatur wird direkt aus dem SAP-System angestoßen. Fehlt den Mitarbeitern auf der Ölplattform das Wissen, das Leck so schnell wie möglich zu schließen, können mehrere externe Experten von verschiedenen Standorten aus gleichzeitig per Direktschaltung unterstützen. Im Idealfall liegen Videos vor, die zeigen, wie Kollegen bei einem ähnlichen Vorfall vorgegangen sind. Gibt es noch nichts Vergleichbares, ist auf jeden Fall diese Reparatur archiviert – und kann bei Bedarf jederzeit aufgerufen werden.