Seit 2015 bereits gut besucht und beliebt bei SAP-Mitarbeitern rund um den Globus haben die SAP Design Talks nun auch Einzug in Berlin gehalten. Der Vortrag von Lars Kampf, Graphics Director bei adidas, im Data Space stand erstmals externen Teilnehmern offen.
“Menschen ignorieren Design, das sie ignoriert,” stellte der New Yorker Designer und Startup-Gründer Frank Chimero völlig zu Recht fest. Ob Badezimmerarmaturen, Trekkingrucksäcke oder iPhone Apps: Gutes Design macht Dinge einfacher – und es macht Lust, sie zu benutzen. Wenn also das Design nicht stimmt, kann es leicht passieren, dass Kunden das Produkt links liegen lassen.
Deshalb ist gutes Design nicht nur Sache der Designer, sondern eine Gemeinschaftsleistung von allen, die an der Herstellung eines Produkts beteiligt sind. Mit den SAP Design Talks soll bei SAP-Mitarbeitern das Bewusstsein dafür geschaffen werden. Um SAP-Mitarbeitern möglichst breitgefächerte Einblicke in die Designwelt zu geben, haben bereits so unterschiedliche Firmen wie IBM, Cirque du Soleil, Nike, BMW, Philips und andere bei den Design Talks ihre Erfahrungen und Erfolgsrezepte geteilt. „Es ist uns wichtig, Design-Kundige aus allen Branchen einzuladen“, erklärt Christian Stark, Initiator der Serie. „Auf den ersten Blick könnten Software-Designer sich fragen, was das Design von Turnschuhen oder Autos mit ihnen zu tun hat. Aber gerade die Unterschiede laden zum Querdenken ein und generieren neue Ideen.“
Neues Licht auf Design werfen kann auch Lars Kampf, Director Graphics bei adidas Originals, bei dessen Design Talk im Data Space Berlin am 16. Juni erstmals auch knapp dreißig externe Teilnehmer dabei waren. Nachdem er als Freelancer hauptsächlich im Bereich Verpackungsdesign und Illustrationen für Gebrauchsanweisungen gearbeitet hatte, kam er als T-Shirt-Designer 2010 zu adidas. Mittlerweile ist er als Direktor der Grafikabteilung zuständig für Bekleidung und Schuhe. Er leitet ein internationales Team von Kreativen, die in Europa und Nordamerika sitzen.
Sneaker für die wiedervereinigte Stadt
Als Sportschuh konzipiert wurden Klassiker wie der adidas Superstar zunächst vor allem über ihre Benutzung durch bekannte und erfolgreiche Sportler vermarktet. Seit den Siebziger Jahren entwickelten sich die Schuhe jedoch immer mehr auch zum Lifestyle-Objekt. Um ihre Produkte an den sich verändernden Markt anzupassen, griffen die Designer von adidas zunehmend Impulse aus der Popkultur oder der Zeitgeschichte auf, so zum Beispiel mit ihrer Star Wars Kollaboration (2010-2011) oder mit der sogenannten „Fall of the Wall“ Kollektion (2014) anlässlich des Falls der Berliner Mauer. Für letztere wurde ein Laufschuh aus dem Jahr 1989 in den Farben der Checkpoints gestaltet und in Deutschland gefertigt. Beispielsweise griff man das Weiß des Kontrollhäuschens am Checkpoint Charlie auf oder das gedämpfte Rot von Checkpoint Bravo in Berlin-Dreilinden.
Es bildete sich eine Sneaker Community heraus, die das Design von adidas nicht zuletzt aufgrund solcher Anspielungen schätzt. adidas unterstützte den Austausch innerhalb dieser Community, in dem man in den Regionen Versionen desselben Modells auf den Markt brachte, die sich zum Beispiel farblich unterschieden. Als eine gewisse Herausforderung nennt Kampf dabei kulturelle Codes wie die unterschiedliche Bedeutung von Farben oder Ziffern etwa in Europa und Asien.
Der Kunde als Kreativer
„In einer schnelllebigen Welt wie unserer ist es nicht mehr möglich, alle Trends zu antizipieren“, meint Lars Kampf. „Trends werden heute durch und innerhalb von einer kreativen Community gestaltet.“ Eine Menge Impulse erhält adidas durch eben dieses Netzwerk. Auf sozialen Medien wie Twitter, Facebook und Instagram experimentieren modebewusste, vorwiegend jüngere adidas-Kunden mit Outfits und Hintergründen, die zu ihren Sneakern passen. Mit Hashtags wie #adidasoriginals oder #zxflux versehen, lassen sich über Tweets und Instagram-Postings aktuelle Entwicklungen in der Community im Blick behalten.
Auf youtube finden sich Videos mit Rückmeldungen von Kunden, wie zufrieden sie mit einer bestimmten Sneakeredition sind oder wie welcher am besten geschnürt wird. So lässt sich auch hervorragend verfolgen, wie neue Produkte angenommen werden, aber auch beobachten, wie sich Trends entwickeln.
Einen neuen Schritt ging adidas 2014 mit der Entwicklung einer Personalisierungsapp. Kunden waren nun eingeladen, ihren eigenen Schuh zu designen. Fußballlegende Zinédine Zidane wählte dafür ein Foto des Hinterhofes, auf dem er als Kind Fußball spielen gelernt hatte. Um die Ideen und Vorlieben der Kunden und der Markenstrategie von adidas in Einklang zu bringen, wurde den Kunden, die sich als Designer ihrer eigenen Schuhe versuchen wollten, eine Vorauswahl möglicher Materialien, Farben und Grafiken zur Verfügung gestellt.
Für Lars Kampf ist es wichtig, den Kunden in den kreativen Prozess einzubinden. „Design von Grafik, Material und Farben, schafft die emotionale, aber auch die funktionale Verbindung zwischen dem Produkt und dem Kunden.“
Weitere Informationen:
Mehr zu den SAP Design Talks in der SAP User Experience Community
Bildquelle: Jason Terschüren