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Der Wechsel zu digitalem Geld mit Blockchain-Technologie stellt die Praktiken moderner Banken auf den Kopf. Viele sind skeptisch, ob Transaktionen in einer Blockchain sicher sind und ihre Daten geschützt werden.


„Es ist, als ob Sie in Ihrem Portemonnaie einen Geldschein hätten, auf dem alle Transaktionen aufgelistet sind, die abgewickelt wurden, bevor Sie ihn erhalten haben. Die Kassenbuch-Infrastruktur der Blockchain birgt ein riesiges Potenzial, Dinge zu vereinfachen.“

– Ted Halpern, www.nasdaq.com 29.03.2017


Außerdem machten digitale Währungen wie Bitcoin mit negativen Schlagzeilen von sich reden und man kann leicht nachvollziehen, weshalb viele bei dieser relativ neuen Technologie erst einmal vorsichtig sind. Ist die Technologie vertrauenswürdig? Was ist das „Internet des Wertes“? Wie können wir den Hype um die Blockchain von den tatsächlichen Vorteilen unterscheiden?

Auf diese Fragen gingen Meinungsführer in der letzten Folge der SAP-Internet-Radioserie Coffee Break with Game-Changers ein. In der Sendung mit dem Titel Money’s Digital Makeover, Part 2 diskutierten drei führende Branchenexperten mit Moderatorin Bonnie D. Graham: Chief Executive Officer Jeremy Epstein von Never Stop Marketing, Business Development Manager Alon Kantor von Check Point und Innovation Manager Raimund Gross von SAP.

Die Show wurde im Business Channel World Talk Radio ausgestrahlt. Die Aufzeichnung der Sendung Money’s Digital Makeover, Part 2 ist auf Abruf verfügbar.

In einem Punkt waren sich die Diskussionsteilnehmer einig: Die Blockchain-Technologie ist im Kommen, vor allem in den Bereichen, in denen Vertrauenswürdigkeit attestiert sowie Zahlungen und die Übertragung von Vermögenswerten verifiziert werden sollen. Ihr Rat: Gewöhnen Sie sich schon einmal daran.

Lesen Sie weiter und finden Sie heraus, was die drei Experten noch zu dieser zukunftsweisenden Technologie zu sagen hatten.

Sollten wir wirklich auf die Blockchain-Technologie setzen?

Epstein: Keine Technologie ist perfekt und es wäre naiv, von einem absolut fehlerfreien System zu sprechen. Denn das ist nicht der Fall. Nichts ist zu 100 Prozent sicher … Wir müssen anerkennen, dass es diese Technologie gibt und dass sie auf dem Vormarsch ist.

Kantor: Ich finde auch, dass wir keine andere Wahl haben. Das wird wahrscheinlich in der Finanzbranche viele Dinge ändern. Trotzdem bestehen auch einige Risiken und es ist wichtig, dass wir als Sicherheitsexperten für sichere Implementierungen sorgen. Das Konzept an sich stellt keine Bedrohung dar. Das Prinzip ist klasse und funktioniert auch sehr gut.

Gross: Es hört sich erst einmal einfach an, ist dann aber im Endeffekt schwer umzusetzen. Es ist ein Beispiel für gelebte Innovation. Ich beschäftige mich nun schon seit 20 Jahren mit verschiedenen innovativen Themen und es ist das erste Mal, dass ich etwas sehe, das man als „Live-Experiment“ beschreiben könnte, das eine Kombination aus Wirtschaftlichkeit, Spieltheorie, Psychologie und Informatik ist.

Weshalb brauchen wir ein Internet des Wertes?

Epstein: Wir müssen uns vollkommen sicher sein, dass jeder auf der Welt oder im Netzwerk eindeutig nachvollziehen kann, wem der Vermögenswert gehört. Deshalb haben wir ja in der Vergangenheit auch Dritte für die Übermittlung von Vermögenswerten und Identitätsprüfungen benötigt. Mit Blockchains ist der direkte Werttransfer zwischen zwei Personen oder Institutionen möglich – und zwar auf dieselbe Weise, wie wir Informationen übertragen, nur eben ohne eine zwischengeschaltete zentrale Instanz. Während wir Information jedoch binnen Sekunden verschicken können, brauchen wir Tage, Wochen oder Monate für den Verkauf eines Hauses, die Nachlassregelung oder die Abwicklung eines Geschäfts. Das ist schlicht nicht akzeptabel, wenn man davon ausgeht, dass Zeit Geld ist.

Gross: Ja, das ist ein wichtiger Punkt. Denn der Werttransfer war vermutlich auch der Grund, warum dieses ganze Thema aufkam. Wenn man sich einmal ansieht, was das Internet und IT-Infrastrukturen heutzutage alles leisten können, dann ist das genau der Bereich, der fehlt oder zu kurz kommt, der umständlich und alles andere als benutzerfreundlich ist. Und man ist dabei auch noch auf Dritte angewiesen. Die Blockchain soll dem Endanwender nun das Leben erleichtern. Das deutet für mich im Wesentlichen darauf hin, dass sich diese Technologie langfristig durchsetzen wird.

Die Blockchain soll dem Endanwender nun das Leben erleichtern. Das deutet für mich im Wesentlichen darauf hin, dass sich diese Technologie langfristig durchsetzen wird.

Natürlich sind auch heute schon Online-Überweisungen und -Zahlungen möglich – allerdings ohne die Sicherheitsschicht der Blockchain. Denn der Vermittler, der sich um die Abwicklung kümmert, hat Zugriff auf alle Ihre Daten und Finanzinformationen und kennt den Zahlungsempfänger.

Epstein: Natürlich können Sie sich alles genau ansehen, aber die Übermittlung kann – sogar unmittelbar – zu Lasten der Endanwender gehen. Denn sie gehen in Bezug auf Datenschutz und Sicherheit ein Risiko ein, da sämtliche Informationen gegenüber Venmo, PayPal oder Visa offengelegt werden.

Wie sollten wir die Negativmeldungen zu Bitcoins einordnen?

Kantor: Bitcoins werden heutzutage immer mehr von Personen genutzt, die nichts Gutes im Schilde führen, und davon wird dann auch in den Medien berichtet. Viele verbinden deshalb Blockchain-basierte Zahlungsplattformen in erster Linie mit illegalen und nicht mit legalen Aktivitäten.

Bei Bitcoins haben sich vor allem zwei Problemfelder herauskristallisiert: Kursschwankungen, die eher zu spekulativen Anlageentscheidungen führten als zur tatsächlichen Nutzung, und kriminelle Machenschaften. Bitcoin wurde die führende Zahlungsmethode für Lösegeldforderungen bei Hacker-Angriffen. Aktuell versuchen verschiedene Wettbewerber und diverse Finanzinstitute, diese Probleme hinter sich zu lassen und die Nutzung in geordnetere Bahnen zu lenken. Einer der Vorteile der neuen Blockchain-Systeme ist jedoch, dass Transaktionen vollkommen anonym abgewickelt werden. Das ist dann für alle interessant, die unerkannt bleiben wollen – natürlich auch für Kriminelle.

Gross: In den letzten Monaten hat sich bereits viel getan. Vor einem Jahr war die Diskussion noch viel schwieriger. Mittlerweile wurde bereits mit allen Mitteln versucht, am negativen Image zu rütteln. Glücklicherweise wurden im vergangenen Jahr so viele weitere Anwendungsfälle und Dinge diskutiert, die über bloße Zahlungs- und Bitcoin-Beispielen hinausgehen und auch für andere Branchen relevant werden.

Ich bin guter Dinge, dass sich mit der Zeit die negative Meinung ändern lässt, die vor etwa einem Jahr noch besonders ausgeprägt war, und wir stattdessen zunehmend mit Positivmeldungen und Highlights zu dieser Technologie überzeugen.

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Die Aussagen der Diskussionsteilnehmer haben wir für diesen Artikel editiert. Wer die gesamte Diskussion verfolgen möchte, kann sich die Aufzeichnung der Sendung Money’s Digital Makeover, Part 2 anhören. Teil 1 zu diesem Thema finden Sie unter dem Titel Money’s Digital Makeover, Part 1.

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