Unter dem Motto „Zwischen den Welten“ diskutieren auf dem Kongress der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) derzeit über 4.500 SAP-Anwender darüber, wie sie die digitale Transformation ihres Unternehmens zeitnah und sicher umsetzen können. Laut einer aktuellen DSAG-Umfrage spielt SAP S/4HANA künftig eine entscheidende Rolle.
Noch ist vielen Unternehmen nicht klar, wie sie den Weg in die Digitalisierung bewältigen sollen. Zwar ist der überwältigenden Mehrheit (86 Prozent) von ihnen klar, dass die digitale Transformation „fundamentale Auswirkungen auf das Gesamtunternehmen“ haben wird, doch halten sich derzeit nur 31 Prozent der befragten 519 SAP-Anwender bereits für weit fortgeschritten in ihren Digitalisierungsbemühungen, so aktuelle Zahlen einer DSAG-Studie zur digitalen Transformation. In einer Blitzumfrage am ersten Tag des DSAG-Kongresses unter den Podiumsteilnehmern in Bremen war es sogar nur jedes vierte Unternehmen, das sich als „weit fortgeschritten“ einschätzte. Diese Zahlen zeigen, so sagt der DSAG-Vorsitzende Marco Lenck, dass „derzeit eine Diskrepanz besteht zwischen der Bedeutung des Themas und dessen Status“.
Zwei Drittel der Anwender sehen SAP S/4HANA als wichtigste SAP-Lösung für digitale Transformation
Dabei gibt es – so beziffert SAP-Vorstand Bernd Leukert – derzeit bereits über 1.000 Unternehmen, die das Flaggschiff für digitale Transformation im SAP-Portfolio, SAP S/4HANA, einsetzen. Jüngstes Unternehmen ist der Spezialist für Lebensmittelzusatzstoffe Döhler GmbH, dessen CIO Marco Lenck vor wenigen Tagen für SAP S/4HANA in den ersten vier Werken den Schalter umlegte. Ein herausforderndes erstes halbes Jahr sei es gewesen, gibt Lenck zu, der mit seinem Brownfield-Ansatz nun seine eigenen SAP-S/4HANA-Erfahrungen in DSAG-Arbeitskreise mit einfließen lassen kann. Dass der Weg grundsätzlich nicht ganz falsch sein kann, zeigt die aktuelle Umfrage der DSAG. Denn für die DSAG-Mitgliedsunternehmen ist SAP S/4HANA derzeit die wichtigste Lösung im SAP-Portfolio für ihre digitale Transformation. Mehr als zwei Drittel der Anwender (70 Prozent) sehen das so, auch wenn – wie die Investitionsumfrage der DSAG aus dem Frühjahr 2017 zeigte – erst ein Viertel (26,1 Prozent) der deutschen Anwender innerhalb der kommenden drei Jahren plant, von der SAP Business Suite auf SAP S/4HANA umzusteigen. Rang zwei belegt die SAP Business Suite (57 Prozent), was beweist, dass auch Unternehmen, die noch nicht die modernste SAP-Software einsetzen, bereits Schritte in Richtung Digitalisierung gehen.
Marco Lenck, Vorsitzender DSAG: „Daten schaffen Prozesse, nicht Prozesse Daten“
„Daten schaffen Prozesse, nicht Prozesse Daten“, benennt Lenck die wichtigste Veränderung der letzten Jahre. Geschäftsmodelle werden möglich, eine individuelle Ansprache von Kunden, eine gezielte Verbesserung von Produkten. Allerdings sind gerade jene Lösungen aus dem Portfolio von SAP offenbar noch nicht so recht in den Köpfen der Anwender und Strategien der Unternehmen angekommen, die besonders für Themen wie neue Geschäftsmodelle, das Internet der Dinge und maschinelles Lernen stehen. Nur 44 Prozent der Anwender sehen derzeit eine hohe oder sehr hohe Relevanz für die digitale Transformation in der SAP Cloud Platform und nur 18 Prozent in SAP Leonardo. „Das ist überraschend“, befindet der DSAG-Vorsitzende Lenck, „die Zahlen sind viel zu niedrig“.
Smart Data und Digital Twin: So sieht die Zukunft aus
Wie gerade das Zusammenspiel der modernen SAP-Technologien Mehrwerte für Unternehmen bringt, zeigen zwei Beispiele, die SAP in Bremen zeigt:
– Ein Lebensmitteleinzelhändler hat – auf ganz Deutschland verteilt – 75.000 „Kühleinheiten“ im Einsatz. Tauen gefrorene Fertigpizzen, Fischstäbchen und sonstige gekühlte Waren aufgrund eines technischen Defektes auf, können diese Produkte nicht mehr verkauft werden. Dieser Umsatzverlust kann vermieden werden. Denn Sensoren schicken permanent aktuelle Statusinformationen in eine Daten-Pipeline. Das SAP-System aggregiert diese Daten, „versteht“ sie und meldet Probleme, sobald sie auftreten. Fällt ein Gerät aus, schickt ein Ticketing-System (basierend auf der Cloud-Lösung SAP Hybris) direkt einen Auftrag an die zuständigen Techniker. Aus Big Data werden Smart Data.
– Im zweiten Beispiel winkt ein Roboter ins Publikum, allerdings nur kurz, dann fällt er aus. Das ist nicht weiter schlimm. Denn der digitale Zwilling enthält Informationen über den gesamten Lebenszyklus des silbernen High-Tech-Arms. Er erlaubt einen Blick in das 3-D-Modell des ausgefallenen Roboters und diagnostiziert jenes Bauteil, das bewirkt hat, dass die Hand sich nicht mehr bewegt. Das Besondere: Stellt sich heraus, dass dieses Bauteil schon öfter defekt war, ist es nun möglich, über eine Impact-Analyse herauszufinden, ob eine höhere Belastungsgrenze sich mit dem Gesamtsystem verträgt. Dann fehlen nur noch ein paar Klicks in der Stückliste und die Lösung für einen leistungsfähigeren Roboterarm ist gefunden.
SAP manifestiert Rolle als Innovations-Partner für Unternehmen
Die Voraussetzung dafür, dass diese Szenarien gelingen, liegt in der Digitalisierung der Prozesse. Bernd Leukert geht in Bremen sogar noch einen Schritt weiter: „Das digitale Unternehmen muss sich zum intelligenten Unternehmen entwickeln“, fordert der SAP-Vorstand. Und das gelingt am einfachsten, wenn ein Tool alle Daten – egal wo – zusammenführt, hoch skalierbar ist und sich zentral orchestrieren lässt. Der SAP Data Hub soll das leisten. Der jüngste Launch zeigt, dass die Innovationsschübe in immer kürzeren Abständen kommen. Dem Vertrauen in SAP als Partner für Innovationen schaden derartige Vorstöße, die zunächst wie auch SAP Leonardo erklärungsbedürftig sind, nach der aktuellen DSAG-Umfrage keineswegs: Denn inzwischen sind fast vier von fünf Unternehmen (79 %) davon überzeugt, dass SAP eine „Top-Rolle als Partner für Innovationen“ einnimmt – fünf Prozent mehr als noch im vergangenen Jahr.
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Hier geht es zur Agenda des DSAG-Jahreskongresses in Bremen.
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