Nicht die Höhe der Investition entscheidet über den Erfolg der Digitalisierung in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU), sondern der Einfallsreichtum. Einige Beispiele.
Wer kennt das nicht? Die Maschinen in der Fertigungshalle sind vor dem Aufbruch in das Industrie-4.0-Zeitalter entstanden. Gleichzeitig halten sich die Investitionsbudgets für Innovationen besonders bei kleinen und mittelständischen Unternehmen in Grenzen. Und doch fordern immer mehr Manager den Aufbruch in die „Digitalisierung“, für die die Geräte ursprünglich gar nicht gemacht sind. Eine Revolte von oben ist es zwar nicht unbedingt: Besonders die kleinen Firmen, die weniger als 30 Millionen Euro Umsatz im Jahr machen, sind skeptisch. Nicht mal jeder Fünfte (17 %) sieht in der Digitalisierung „eine sehr große Chance“, fand Ernst & Young vor wenigen Monaten in einer Studie mit KMUs heraus. Doch spricht sich herum, dass Digitalisierung und Erfolg etwas miteinander zu tun haben. So ist bereits fast jedes dritte wachstumsstarke KMU (mit bis zu 500 Mitarbeitern), das seinen Umsatz pro Jahr um mindestens drei Prozent steigert, davon überzeugt, dass in digitalisierten Prozessen eine „sehr große“ Chance liegt.
Industrie 4.0 bei der Vision Lasertechnik GmbH: Die Maschine verstehen
Zurück zum etwas in die Jahre gekommenen Maschinenpark: In Zeiten von Industrie 4.0, so ist auf Kongressen zu erfahren, geht kaum noch etwas ohne Big Data und Vernetzung, ohne Sensoren und Analytik. Dass traditionelle Maschinen und Digitalisierung kein Widerspruch sein muss, zeigt der Laserspezialist Vision Lasertechnik GmbH aus dem niedersächsischen Barsinghausen bei Hannover. Aus der Charakteristik der Vibrationen und der Stromaufnahme der Maschine lesen die Ingenieure heute etwa ab, ob falsches Material für das Schweißen verwendet wird oder die Maschine gewartet werden muss. Heute haben die Arbeiter Smartwatches an ihrem Armgelenk. Diese intelligente Uhr bringt Fehlermeldungen auf den Minibildschirm – berichtet gewissermaßen direkt aus den Maschinen, sobald etwas Unerwartetes passiert. Intelligente Software ist in der Lage, die Produktionsabläufe zu überwachen und aus dem Verhalten der Maschine eine Maßnahme abzuleiten.
„Der Mittelstand kann mehr als man denkt, doch viele Unternehmen tun sich noch schwer, ihre Ansätze in die Praxis zu übertragen“, sagt Christian Ecks, Mittelstandsexperte bei SAP und für das Produkt SAP Business One in Mittel- und Osteuropa zuständig. Dabei gibt es diverse Unternehmen, die wie die Vision Lasertechnik GmbH einfach einsteigen in das Zukunftsthema und damit Erfolg haben.
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Service statt Produkt bei Werkzeughersteller KROMI Logistik AG
Darunter ist auch der Hamburger Mittelständler KROMI Logistik AG, der im aktuellen Geschäftsbericht 2015/16 42 Millionen Euro Umsatz ausweist. Die Idee des Herstellers von Präzisionswerkzeugen: Statt darauf zu warten, dass Kunden ihr Werkzeug bei ihnen auf Bedarf bestellen, klinken sie sich nun viel früher in den Bestell- und sogar Entwicklungsprozess mit ein. Ein Werkzeugschrank enthält die für einen Produktionsprozess nötigen C-Artikel, deren Beschaffung teuer und deren Wert gering ist, die aber immer wieder nachbestellt werden müssen. Verschleißt eine Schneide an einem Fräser, ist eine neue bereits vorhanden und wird in dem Moment nachbestellt, in dem sie aus dem Schrank genommen wird. Doch geht der Servicegedanke bei KROMI noch einen Schritt weiter: Entwickelt ein Kunde beispielsweise in seinem CAD-System einen Getriebedeckel, steigt KROMI gegen Ende der Entwicklung ein und überlegt, welche Werkzeuge zu welchen Konditionen zur Verfügung gestellt werden können. Das Werkzeug bekommt quasi einen digitalen Zwilling.
eLink Distribution AG: Wartungsverträge automatisieren
Die Digitalisierung der Prozesse beim Werkzeugspezialisten KROMI verbessert die Beziehung zu den eigenen Kunden, die von den Services profitieren. Damit schafft das Hamburger Unternehmen exakt jenen Mehrwert, den sich die meisten KMUs von digitalen Technologien versprechen: mehr Nähe zu ihren Kunden. Zwei Drittel der Befragten in der KMU-Studie von Ernst & Young sehen in der verbesserten Kundenbeziehung den Mehrwert schlechthin (64 %), gefolgt vom Einsatz mobiler Endgeräte (56 %) und einem einfachen elektronischen Marktplatz (43 %). Und auch die eLink Distribution AG – im Vertrieb für Videokonferenz-Systeme tätig – setzt auf digitalisierte Prozesse, die vor allem dem Kunden zugute kommen. „Service Renewals“ etwa sind durch die durchgängigen Prozesse nun automatisiert möglich. Was vorher in Excel-Listen oder auf Papier dokumentiert war, liegt nun digitalisiert vor, so dass sich das System selbst meldet, wenn die Wartung einer Anlage nötig wird. Auch die East Hotel und Restaurant GmbH profitiert seit kurzem von integrierten Prozessen. Finanzhaltung, Kassensysteme und Warenwirtschaft arbeiten nun „Hand in Hand“ und zentral über alle Bars und Restaurants des Hamburger Unternehmens hinweg. Per Tablet ist es nun möglich, jenes Essen und jene Getränke nachzubestellen, die das System bereits vorschlägt. Wichtiger Vorteil: Essen läuft seltener aus der Haltbarkeit heraus. Chargen, die verarbeitet werden sollten, werden automatisch angezeigt. Zudem kommt es nun zu weniger Medienbrüchen zwischen den Lokationen.
„Obwohl viele ahnen, was mit der Digitalisierung auf uns zukommt, stehen wir immer noch am Anfang“, meint Mittelstandsexperte Ecks trotz guter Ansätze. Doch ist für 41 Prozent der KMUs in Deutschland inzwischen eins klar: „Die Bedeutung digitaler Technologien für das Geschäftsmodell wird deutlich zunehmen“ (Ernst & Young, 2017). Ecks: „Was noch zu häufig fehlt, ist, sich den erste Schritt zu trauen.“