Auf den Hamburger IT-Strategietagen 2018 trafen sich vom 22. bis 23. Februar über 800 CIOs und IT-Entscheider. Im Mittelpunkt des Kongresses stand einmal mehr die Frage, wie neue Technologien die Unternehmen und ihre IT verändern.
Zwar gibt es rasante Fortschritte etwa bei künstlicher Intelligenz oder dem Internet der Dinge – doch es geht darum, diese im Unternehmen wirtschaftlich und zuverlässig nutzbar zu machen. Die IT-Tage gaben einen Einblick über den Stand der Dinge.
Das Motto der Strategietage lautete in diesem Jahr „The Next Level of Innovation – Aus den Labors ins Business“. Rund 70 Referenten und Experten wie beispielsweise Ron van Kemenade, CIO der ING Bank, oder Dr. Bettina Uhlich, CIO bei Evonik, gaben Einblicke in ihre Strategien und Erfahrungen. Ebenfalls in Hamburg mit vor Ort und als Sprecher im Vortragsprogramm vertreten waren Dr. Markus Noga, Vice President Machine Learning bei SAP, sowie Dirk Häußermann, der bei SAP in der Region Mittel- und Osteuropa den Bereich Database und Datamanagement verantwortet.
Allen Teilnehmern war klar: Wenn ein Unternehmen nicht digital experimentiert und die neuen Technologien erst einmal nur beobachtet, verliert es den Anschluss. „Eine vitale Innovationskultur ist heute unverzichtbar“, sagt Thomas Saueressig, CIO bei der SAP. Wer Wettbewerbsvorteile durch die Digitalisierung gewinnen möchte, muss aber nicht nur innovativ sein. Gute Ideen sollten auch in die Unternehmens-IT ganzheitlich integriert werden und damit für Mitarbeiter und Kunden zuverlässig nutzbar sein. Unternehmen werden dadurch effizienter, bieten besseren Service oder erhöhen die Qualität. Diese Entwicklung ist keinesfalls ein Alleingang der IT, sondern sie erfordert die Zusammenarbeit mit dem Business, um die Transformation wirkungsvoll voranzutreiben und nicht in den Technologie-Laboren steckenzubleiben.
Der Weg zum intelligenten Unternehmen – Innovationen nachhaltig mit Kern-Anwendungen verbinden
Mehr zu dem Thema erfahren Sie auf den SAP Cloud Platform & Design Innovations Days vom 21.- 22. März 2018 in Heidelberg.
Ziel: Ein intelligentes Unternehmen schaffen
Das Konzept des intelligenten Unternehmens verbindet die rasanten technologischen Entwicklungen mit einer ganzheitlichen Perspektive für die Unternehmens- und IT-Strategie. Es integriert Technologie, Daten und Prozesse, um Menschen, Dinge und das Business miteinander zu vernetzen. Was einfach klingt, erfordert eine ganzheitliche Strategie, Kompetenz in der IT, aber auch Offenheit im Business.
Denn Innovationen bringen wenig, wenn sie als Silos außerhalb der Kern-IT laufen. Ihnen fehlt es dann zum Beispiel an einer soliden Datengrundlage oder die Betriebskosten und -Risiken steigen unkontrolliert. „Machine Learning, Blockchain, Internet der Dinge oder Big Data spielen ihre Vorteile dann aus, wenn sie integrierter Teil in der Applikationswelt eines Unternehmens sind“, sagt Saueressig. Das bedeutet auch, dass Innovation nicht isoliert sondern als Bestandteil einer umfassenderen ERP- und Plattformstrategie implementiert werden sollte. „Enterprise Ressource Planning muss als digitaler Kern mit im Zentrum der Innovation stehen und Plattformen sind ein unverzichtbares Element in der IT-Architektur, das dafür sorgt, dass trotz der Transformation der IT-Betrieb zuverlässig weiterläuft und neue Anwendungen und Technologien reibungslos integriert werden“, sagt Saueressig. Einige Beispiele haben auf den Strategietagen gezeigt, wie sich entsprechende neue Architekturen umsetzen lassen.

Beispiel: Machine Learning erfolgreich einsetzen
Machine Learning ist ein elementarer Baustein für das intelligente Unternehmen. Die Vorteile liegen vor allem in der Automatisierung und der Effizienz. „Durch Machine Learning können sich Mitarbeiter auf wertschöpfende und differenzierende Aufgaben konzentrieren, da repetitive Tätigkeiten von Algorithmen ausgeführt werden“, sagt der gebürtige Hamburger Dr. Markus Noga, Leiter für maschinelles Lernen bei der SAP. Auch unterstützt die künstliche Intelligenz Mitarbeiter zunehmend in komplexen Aufgabenstellungen und Entscheidungsprozessen mit kontextbezogenen Analysen und Empfehlungen.
Heute schon ermöglicht Machine Learning, dass ein Ersatzteil per Foto gefunden und bestellt werden kann. Oder dass bei einer Supportanfrage, Service Tickets automatisch klassifiziert und dem richtigen Sachbearbeiter zugeordnet werden.
Noga baut den Bereich Machine Learning für die SAP auf und hat schon eine beeindruckende Roadmap erarbeitet. „Wie andere industrielle Revolutionen zuvor, wird maschinelles Lernen in Deutschland und Europa nahezu in allen Industrien und Branchen Anwendung finden, aber auch dazu beitragen, soziale Herausforderungen im Gesundheitswesen, der Katastrophenprävention und der öffentlichen Sicherheit zu adressieren. Maschinen sollen die menschlichen Fähigkeiten ergänzen und sie nicht einschränken“, so Noga. Die Grundvoraussetzung für das Machine Learning ist jedoch immer eine umfassende und verfügbare Datenbasis.

Die Grundlage: Große Datenmengen schnell und intelligent verarbeiten
Mit Gewissheit kann man sagen: Nur mit Big Data lassen sich neue digitale Geschäftsmodelle oder Machine Learning erfolgreich etablieren. In einem ersten Schritt geht es dabei darum, die verschiedensten Daten aus externen und internen Quellen in die eigene Welt hineinzubringen: Seien es ERP-Daten, Social Media-Daten, Bilder und Videos, Geoinformationen oder Sensordaten von Fahrzeugen und Haushaltsgeräten. Die Herausforderung ist, die Daten so bereitzustellen, dass im Grunde jede Abteilung des Unternehmens und jede Applikation sie automatisiert verwenden kann. Ebenso entscheidend ist, dass man zusätzlich auch die große Vielfalt an erforderlichen Werkzeugen – gerade auch aus der Open Source Welt – zur Aufbereitung und Analyse der Daten ganzheitlich integriert und für alle Fachbereiche einfach und enterprise-ready nutzbar macht.
Wenn ein Unternehmen mit der Datenvielfalt nicht gut umgehen kann, sind Wettbewerbsnachteile vorprogrammiert. Wichtige Informationen bleiben ungenutzt, mangelnde Datenverfügbarkeit und -qualität führen zu fehlerhaften Auswertungen oder Prognosen. Gerade in sensiblen Bereichen wie Sicherheit von Anlagen und Geräten oder auch dem Datenschutz kann dies gravierende Konsequenzen haben. Für Dirk Häußermann, bei SAP verantwortlich für den Bereich Datenbanken und Datenmanagement, rückt auch dadurch der richtige Umgang mit Daten wieder stärker in den Fokus der Unternehmen und der IT-Verantwortlichen: „Unternehmen erkennen heute Daten als wichtigen Vermögenswert und Rohstoff und wollen diesen noch besser nutzen.“
Die Experten auf den IT-Strategietagen betonten, Unternehmen müssen sich den Datenströmen öffnen, um sie strukturiert und systematisch nutzen zu können. Es benötigt dazu eine dedizierte Big-Data-Strategie mit einer performanten Datenverarbeitung und -Analyse – sowie vor allem einem übergreifenden Datenmanagement.
Denn es ist mehr denn je eine Herausforderung, große und fragmentierte Mengen an Daten performant zu sammeln, zu verarbeiten, zu validieren, zu verknüpfen und zu analysieren. Hier hilft der SAP Data Hub: Als offenes System verschafft es Unternehmen den Überblick und Zugriff auf sämtliche Daten, ganz gleich ob sie in der Cloud oder on premise, in einem SAP- oder Nicht-SAP-System, einem Data Lake oder einem Data Warehouse lagern. Zusätzlich integriert die Lösung unterschiedlichste Werkzeuge für den Umgang und die Analyse von Daten und schafft so einen übergreifenden Orchestrierungslayer über Daten und Werkzeuge gleichermaßen.
„Unsere Technologie mündet in Software-Lösungen für Simulationen, automatisierte Vorhersagen, maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz“, sagt Dirk Häußermann und ergänzt: „Ein solches effizientes Datenmanagement in Bezug auf Big Data und Stammdaten gewinnt auch bei der Bewertung von Unternehmen zunehmend an Relevanz. Kundendaten werden mehr und mehr als Vermögenswerte eingestuft.“
Während der SAP Data Hub die Daten und Werkzeuge verwaltet und SAP HANA für Schnelligkeit sorgt, bringt die SAP Cloud Platform Agilität und Offenheit für die neuesten Technologien und Infrastrukturen. Ein solches gut eingespieltes System ist der Boden, auf dem Innovationen entstehen und ein verlässliches Fundament für das intelligente Unternehmen.
Fazit: Experimente starten, aber richtig
Auf den IT-Strategietagen war man sich einig: Unternehmen brauchen Mut für Neues und gleichzeitig die Fähigkeit, Innovationen für sich und die Kunden rasch nutzbar zu machen. Es gibt sehr gute Ansätze und Erfolgsbeispiele, aber auch noch einiges zu tun. Dabei stehen aus technischer Sicht Plattformen im Fokus und im Unternehmen der Mensch: Denn letztlich sorgt die clevere Automatisierung dafür, dass die Mitarbeiter produktiver werden und mehr Zeit für die wirklich wichtigen Aufgaben haben – und bestimmt auch für die Hamburger IT-Strategietage 2019.
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