Alles fließt, gerade im Handel. In dieser Branche zeigt sich den Verbrauchern besonders deutlich, was derzeit mit künstlicher Intelligenz, AI, möglich ist.
Der virtuelle Baumarkt der SAP kommt einem realen Baumarkt ziemlich nah – „mit einem Unterschied“, scherzt Rolf Schumann, Global General Manager für Plattformen und Innovation bei der SAP, „hier laufen die Verkäufer nicht weg, sobald man den Laden betritt“. Im Gegenteil, der virtuelle Verkäufer kommt auf den potentiellen Kunden zu, mit einem Klick kann er vom Gartenbereich zum Malerbedarf springen und sich alle Produkte von allen Seiten anzeigen lassen.
Schumann, der Visionär, der dieses Scenario auf dem SAP-Handelsforum im Mai 2018 zeigte, erzählt gern davon, was die Zukunft in Sachen Software und IT bringen wird und wo wir gerade stehen. Mobile Payment ist etwa so ein Thema. Die Deutschen, bekannt für ihren zögerlichen Umstieg auf elektronische Bezahlmethoden, erscheinen altmodisch, blickt man nach China. Zirka 960 Millionen Menschen nutzen dort Wechat, einen Messenger-Dienst, ähnlich wie Whatsapp. Das Interessante: Hier ist eine Bezahlfunktion integriert, d.h. Geldtransfers sind via Messengerdienst möglich. Das ist bislang in Europa undenkbar.
Online oder offline – alles unter einem Dach
Um was es jedoch immer geht, sind Plattformen. Beziehungen werden hier zusammengeführt, ob von Hilfsbedürftigen und Spendern oder von Kunden und Lieferanten. Anhand deren Daten lassen sich dann digitale Services entwickeln. Zunehmend nutzen diese Services die künstliche Intelligenz, AI. „Frage ist nicht mehr, wer AI nutzt, sondern nur noch, welchen Chip man dafür verwendet“, so Schumann. In Form von Augmented Reality sei sie schon lange da und für Kunden erfahrbar.
Einer, der diese Services made in Walldorf nun auch nutzt, ist Engelhorn. Das Familienunternehmen für Mode und Sport aus Mannheim stellt sich derzeit neu auf: Nicht nur der Gastronomiebereich wurde um Sterne-Restaurants erweitert, auch die Sportabteilung glänzt nun mit einem neuen E-Mobility-Bereich, in dem es vor allem um e-Bikes geht.
SAP räumt auf
„Unser Gebäude soll den Kunden die Gelegenheit geben, sich zu treffen und zu verweilen. Die Kunden, die in die Stadt kommen zum Einkaufen, sollen hier gern ihre Freizeit verbringen“, resümiert Fabian Engelhorn, Chief Executive Officer des Traditionsunternehmens über den Erlebniswert. Doch neben den offensichtlichen Neuerungen bildet die Technologie im Hintergrund den größten zukunftsträchtigen Erfolgsfaktor. War die IT-Architektur im Backend bis dato noch ein wildes Durcheinander, räumt SAP nun damit auf. 1,5 Millionen Kunden und neun Mio. aktive EAN-Codes werden derzeit neu organisiert und verarbeitet und auf eine neue Plattform aufgesetzt. „Dies muss relativ ruckartig passieren, wir haben hier keine fünf Jahre mehr Zeit“, ist sich Engelhorn sicher. Er möchte noch näher an seine Kunden rücken, egal, ob online oder offline. Die Zukunft mit SAP verspricht für Engelhorn vor allem eine exaktere Abstimmung im Angebot durch Machine Learning. „Wir möchten auf Ereignisse besser reagieren können, etwa auf eine Wetteränderung oder die Fußballweltmeisterschaft“, so der Geschäftsführer weiter. Zudem ist man dabei, einen bis dato verkannten Datenschatz zu heben: Bereits vor 18 Jahren führte Engelhorn eine Kunden-Vorteilskarte ein, die nun lesbar und für das Marketing verwertbar gemacht werden soll.
Präsenz am Markt geht nur mit Veränderung
Auch Dominik Risch, Geschäftsführer des Familienunternehmens Risch Shoes GmbH in dritter Generation, setzt seit neuestem auf SAP-Software. Der Schuhmacher hatte die Idee, Herren-Maßschuhe nicht mehr eins zu eins sondern mittels einem ausgefeilten Sortiment anzubieten. Dazu werden die Füße im 3-D-Verfahren gescannt, die Daten gespeichert und mit vorhandenen Daten abgeglichen, so dass am Ende ein standardisierter Maßschuh geordert werden kann. Alle zukünftigen Schuhe lassen sich dann einfach per Mausklick bestellen.
Risch Shoes setzte bis Herbst 2017 noch alle Bestellungen in Eigenvertrieb um. Inzwischen haben die 10.000 Kunden jedoch auch weitere Möglichkeiten, ihre Füße vor Ort erstmals scannen zu lassen und Schuhe zu erhalten, unter anderem auch im Bekleidungshaus Engelhorn in Mannheim, im Barons & Bastard in Hamburg oder im Schuhhaus Ehrl in Bad Soden.
Die SAP-Software hilft dem Schweizer Unternehmen dabei, weiter zu wachsen. Denn, das weiß der SAP-Experte Schumann: „Will ein Unternehmen bleiben, wo es ist, dann muss es sich verändern.“