Cloud oder nicht, Greenfield oder Conversion, wie viel Standard? Das sind die Fragen, die sich Kunden vor dem Wechsel auf SAP S/4HANA stellen. Kostenlose Self-Service-Tools sind ein wichtiger Einstieg, um die ersten Schritte zur Entwicklung einer Roadmap zu gehen. Ein Wegweiser.
Noch vor wenigen Jahren waren die Finanzprozesse der Treiber für den Einsatz von SAP S/4HANA. Die Unternehmenszahlen sollten granular runtergebrochen, schnell und unkompliziert darzustellen sein, Simulationen gefahren und Prognosen erstellt werden. Produktions- oder logistische Prozesse wurden allerdings erst einmal außen vor gelassen. Inzwischen ist SAP S/4HANA längst weit genug entwickelt, um aus einer Vogelperspektive betrachtet in verschiedene Geschäftsbereiche und Abteilungen der Unternehmen zu schauen. Der erste wichtige Schritt auf dem Weg zu SAP S/4HANA im Unternehmen: „Zunächst muss klar sein, was der Kunde als Kernfunktionalität ansieht“, erläutert Manuel Pfeiffer, Head of SAP S/4HANA Services Sales bei SAP Digital Business Services. „Dabei kann sich herausstellen, dass die Finanzfunktionen als Standard völlig ausreichen und viel mehr Augenmerk auf die Produktion, die Logistik oder den Handel gelegt werden sollte.“
Kostenlose Tools zur Evaluierung der eigenen Situation
Um die individuelle Situation eines Unternehmens schon in der Findungsphase für SAP S/4HANA richtig zu erfassen, stellt SAP Digital Business Services (SAP DBS) einen Mix aus kostenlosen Tools zur Verfügung, die dem Kunden Transparenz über wichtige Aufgaben geben und eine Art „Standortbestimmung“ darstellen.
Dazu gehören:
– der SAP S/4HANA Readiness Check: Nach einer funktionalen, technischen und Custom-Code-Analyse schafft das Tool Transparenz darüber, welche Business-Funktionen, eingesetzte Add-Ons und selbstgeschriebene Zusatzprogramme mit der neuen Software harmonieren und welche passenden SAP-Fiori-Apps für die bestehenden Prozesse empfohlen werden können.
– der SAP Transformation Navigator: Lösungen, wie beispielsweise SAP Advanced Planning & Optimization (SAP APO) für die Planung, werden mit der Evolution zu SAP S/4HANA durch neue Anwendungen wie SAP Integrated Business Planning (SAP IBP) ersetzt. Der SAP Transformation Navigator geht auf die SAP-Produktwelt ein, analysiert, welche Prozesse aus der „alten“ in die „neue Welt“ übertragen werden und in welchen konkreten Produkten sie abgebildet werden können.
– der SAP Innovation & Optimization Pathfinder: Auf Basis des so genannten Early-Watch-Reports können Unternehmen herausfinden, in welchen Geschäftsprozessen Verbesserungen im SAP ERP erreicht werden können. Das Tool zeigt in einem Benchmark zudem auf, wie gut einzelne Prozesse im Hinblick zur Vergleichsgruppe aufgestellt sind und gibt konkrete Handlungsempfehlungen, wie sich diese Prozesse weiter verbessern lassen, um mit dem Wettbewerb mithalten zu können. Lesen Sie auch: ERP: Potenzial für Innovationen und Optimierungen identifizieren
Discovery-Phase: Den individuellen Weg herausfinden
„Das ist eine gute Basis für uns, anzusetzen“, erläutert SAP-Experte Pfeiffer, der von der Discovery-Phase spricht, die sich an die (Selbst-)Analyse-Phase anschließt. Denn jetzt geht es darum, aus den vorangegangenen Analysen und im Gespräch mit dem Kunden herauszufinden, welcher Weg zu SAP S/4HANA geeignet ist. „Manche Unternehmen wissen, dass sie ein ziemlich „verbautes“ System haben und versprechen sich von einer Implementierung, die nah am Standard ist, eine geringere Total Cost of Ownership“, erläutert Pfeiffer, „andere sind bereits ziemlich standardnah aufgestellt und wollen ihr System mit möglichst geringem Aufwand konvertieren – also auf SAP S/4HANA abbilden.“ Die Aufgabe der SAP-Berater besteht zunächst vor allem darin, die konkreten – und unternehmensindividuellen – Mehrwerte für die Fachbereiche durch SAP S/4HANA herauszufinden. Erfahrungen aus bisherigen Projekten haben gezeigt, dass etwa die Kosten im Forderungsmanagement um 25 Prozent, für die Erstellung von Finanzabschlüssen sowie für Budgetierungen und Prognosen um zehn bis 20 Prozent sinken können. „Diese Mehrwerte variieren von Unternehmen zu Unternehmen“, sagt Pfeiffer, der im nächsten Schritt dazu rät, herauszufinden, welches Transition-Szenario (Green- /Brownfield) geeignet ist und ob die Systeme in der Cloud oder On-premise betrieben werden sollten, um auf Basis dieser Informationen einen Vorschlag für eine „High-Level-Roadmap“ machen zu können. „Hier müssen Fachbereiche und IT eng zusammenarbeiten“, sagt Pfeiffer, der durchschnittlich nach zwei bis drei Monaten einen Plan vorliegen hat. Darin ist unter anderem detailliert beschrieben, welches Potenzial die Umsetzung von Prozessen hat und ob es Herausforderungen gibt, die die Umsetzung behindern könnten.
SAP Model Company: Auf Referenz-Systemen aufsetzen
Viele Prozesse in Unternehmen ähneln sich. „Sie müssen nicht neu erfunden werden“, sagt SAP-DBS-Experte Pfeiffer. Finanzen, Controlling, die Materialwirtschaft sowie die Lagerhaltung sind bereits in der so genannten SAP Model Company Enterprise Foundation enthalten. Sind allerdings – wie etwa für die Automobilzulieferer-Industrie – Just-In-Time-Prozesse erforderlich, gibt es für einige Branchen, wie unter anderem die Automobilzuliefererindustrie, Versicherungen und den Einzelhandel, industriespezifische SAP Model Company Services, die sich an Best-Practice-Prozessen in der jeweiligen Industrie orientieren. SAP Model Companies bieten dem Kunden den Vorteil, dass sie als vorkonfigurierte Softwarelösungen, abgestimmt auf individuelle Industriezweige, eine schnelle Implementierung und eine umfassende Dokumentation der Geschäftsprozesse ermöglichen. Sie sind also auf Basis des Referenz-Systems in der Lage, sich Standard-nahe Prozesse direkt am System anzuschauen. „Das ist für Unternehmen spannend, die SAP S/4HANA neu implementieren“, sagt Pfeiffer. Doch auch Unternehmen, die ihr System konvertieren und nicht komplett auf dem Standard aufsetzen wollen, ist die SAP Model Company hilfreich. Denn anhand des Systems lässt sich dessen Funktionsweise beispielsweise anhand von SAP-Fiori-Apps demonstrieren, „wie man im Alltag arbeitet und wie man Referenzprozesse komplett durchbuchen kann“, so Pfeiffer. Diese Erfahrungen verkürzen die Einführungszeiten im Unternehmen enorm. „Ein Blueprint ist im klassischen Sinne gar nicht mehr nötig“, meint Pfeiffer, „es sind lediglich die Änderungen im Rahmen einer Fit-Gap-Analyse zu beschreiben.“ Der für ihn wichtigste Vorteil besteht allerdings darin, dass die Abstimmung mit dem Fachbereich nun schneller von statten geht: „Prozesse, die vorher umständlich auf Powerpoints und auf Whiteboards gezeigt und erklärt werden mussten, lassen sich nun einfach im System zeigen“, so Pfeiffer.
Weitere Informationen:
Die Veranstaltung “Deep-Dive: SAP S/4HANA Business Benefits und Projektbeschleuniger – Erfolgsfaktoren für Ihre SAP-S/4HANA-Realisierung” findet am 20. Juni 2018 in Ratingen statt. Hier erfahren Sie, wie Sie Mehrwerte durch SAP S/4HANA für Ihre Fachbereiche identifizieren, wie Sie auf Basis Ihrer bestehenden Prozess- und Systemlandschaft planen können und wie Sie vorkonfigurierte Referenzsysteme nutzen können.
Broschüre: Auf dem Weg zur Einführung von SAP S/4HANA – Mit Services und Support von SAP zum Ziel