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Wer einen Gebrauchtwagen kaufen möchte, entscheidet sich gerne für einen ehemaligen Mietwagen, denn hier kann er sicher sein, dass die Unfallstatistik nicht gefälscht ist.

Was nach einer Parallelwelt klingt, wird jetzt Realität: Blockchain, IoT und maschinelles Lernen ermöglichen uns eine weitaus sicherere und verlässliche Zukunft. Ich habe die letzte SAP-Kundenkonferenz SAPPHIRE NOW und die Jahreskonferenz der SAP-Benutzergruppe ASUG für eine Testfahrt genutzt.

Die Mietwagen-Demo auf der SAPPHIRE NOW zeigte, wie Blockchain, IoT und maschinelles Lernen ganze Branchen umkrempeln werden.

Meine Herausforderung bestand darin, ein winziges, mit Sensoren ausgestattetes Fahrzeug durch einen Parcours zu steuern. Dabei wurde ermittelt, wie gut oder schlecht mein Fahrstil ist. Mithilfe einer iOS-App auf einem iPad sollte ich mein „Auto“ durch drei Boxenstopps steuern, während auf einem Bildschirm mein Fahrverhalten analysiert wurde.

Hinter dieser unterhaltsamen Demo verbirgt sich laut Bernhard Höppner, Head of Strategic Development des SAP Innovation Center Network, eine Riesenchance für Unternehmen: „Autovermieter und Hersteller haben großes Interesse an dieser Technologie. Sie kann für jede Art der Fahrzeugvermietung genutzt werden, von PKWs über LKWs, Boote, Gabelstapler und andere Maschinen. Viele Branchen können davon profitieren, innovative Services, die in SAP Leonardo bereitgestellt werden, auf der SAP Cloud Platform zu kombinieren. Zu diesen Services zählen das Internet der Dinge, maschinelles Lernen oder Blockchain. Unternehmen können damit Daten zu jedem beliebigen Objekt in Echtzeit erfassen und analysieren. Auf Basis der so gewonnenen Informationen können sie ihren Kunden dann neue Services anbieten.“

IoT setzt neue Maßstäbe

Szenenwechsel: Ich machte mich an der Startlinie bereit. Ich nahm mein iPad und richtete die Kamera auf eines der Sensor-bestückten „Fahrzeuge“. Ein Klick auf den Startknopf und es ging los. Ein Algorithmus, der auf der SAP Leonardo Machine Learning Foundation läuft, erkannte mein Fahrzeug sofort und zeigte die Daten der IoT-Sensoren auf meinem iPad an. In Sekundenschnelle konnte ich sehen, wann das Fahrzeug zuletzt gefahren wurde, wie viele Leute es vor mir benutzt hatten und mit welcher Durchschnittsgeschwindigkeit sie gefahren waren.

Belohnungen für risikoarmes Fahren

Während ich die Strecke entlangheizte, erfasste und dokumentierte die Software automatisch meine Augenbewegungen auf dem Bildschirm und analysierte mit maschinellem Lernen die Daten der IoT-Sensoren an meinem Auto. Im echten Leben könnte man so überwachen, welche Risiken Fahrer eingehen, und risikoarmes Fahren durch ein Bonussystem belohnen. Bei meinem zweiten Boxenstopp zeigte das Risikokennzeichen auf meinem iPad mein Ergebnis an (niedriges Risiko). Dazu gab es Empfehlungen aus, wie ich mein Fahrverhalten verbessern und welchen Bonus ich dadurch erhalten könnte.

„Mietwagenfirmen könnten sicherheitsbewusste Fahrer mit Punkten belohnen, die diese dann gegen kostenlose Fahrminuten, günstigere Konditionen für Miete und Versicherung oder andere Sonderangebote eintauschen können. Gleichzeitig würden Fahrzeugverschleiß und Unfallhäufigkeit verringert“, so Höppner. „Dieses neue Geschäftsmodell könnten Verleihunternehmen aus allen Branchen nutzen, die bislang nie sicher sein konnten, wie umsichtig ihre Kunden die geliehenen Produkte benutzen.“

Blockchain-Technologie schafft Transparenz bei Mietwagenkäufen

Auf dem dritten Streckenabschnitt raste ich durch einen Wald von Hindernissen, denen ich unmöglich ausweichen konnte. Dieser Streckenabschnitt war darauf ausgelegt, zu zeigen, wie mit der Blockchain-Technologie Kollisionsdaten in einem verlässlichen, unveränderlichen dezentralen Register gesammelt werden. Als mein Fahrzeug am Ende zum Stehen kam, war auf meinem iPad jede Kollision mit einem Objekt zu sehen, zusammen mit weiteren Informationen wie dem entstandenen Schaden, Kilometerzahl und Reifenzustand.

„In der Vergangenheit wollte niemand einen Mietwagen kaufen, aber mit Blockchain können Unternehmen beweisen, wie gut mit einem Auto umgegangen wurde, ob und wie viele Unfälle es hatte und ob Reparaturen vernünftig durchgeführt wurden“, erklärte Höppner. „Anhand all dieser Daten können Händler den tatsächlichen Wert eines Wagens berechnen und seine Kunden können sicher sein, dass sie diesem Preis vertrauen können.“

Bedenken Sie, welche Auswirkungen diese Innovationen haben können! Fahrer haben jetzt gute Gründe, ihr Fahrzeug besser zu behandeln. Autohändler und Werkstätten können individuelle Wartungsleistungen auf Basis des Fahrverhaltens anbieten. Es geht weniger Zeit und Geld für unnötige Diagnosen und Servicearbeiten verloren, Hersteller und Autohändler können viel effektiver arbeiten. Um das Beste: Fahrer können entspannter sein, denn sie wissen, dass sie ihrem „neuen Gebrauchten“ vertrauen können. Noch nie waren die Zeiten für Gebrauchtwagenhändler so gut.