Medikamente können wahre Wunder wirken – sie lindern Schmerzen und heilen Krankheiten. Wenn jedoch nicht alle Nebenwirkungen bekannt sind, können Arzneimittel auch ungeahnte Folgen haben. SAP-Partner Deloitte hat mit Hilfe von SAP HANA nun eine Analyselösung entwickelt, mit der sich die Arzneimittelanwendung verfolgen lässt.
Dieses Problem hat die Pharmaindustrie seit jeher beschäftigt. Laut Angaben der US-Fachzeitschrift „Journal of the American Medical Association“ können auch nach der Zulassung Probleme auftreten: Bei fast einem Drittel aller Medikamente, die zwischen 2001 und 2010 von der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde (Food and Drug Administration) zugelassen wurden, kam es nach der Markteinführung zu Vorfällen. Klinische Studien können nur begrenzt Erfahrungswerte liefern. Deshalb müssen Pharmakonzerne die Behandlung bei Patienten auch dann noch akribisch überwachen, wenn die Arzneimittel bereits im Handel sind. Gegebenenfalls muss das Produkt später noch angepasst werden.
Analyselösung mit SAP HANA
Dieser Prozess befindet sich gerade im Wandel. SAP-Partner Deloitte hat auf Basis von SAP HANA die innovative Analyselösung ConvergeHEALTH Safety entwickelt, mit der sich die Arzneimittelanwendung verfolgen lässt. Hersteller werden so frühzeitig über potenzielle Unregelmäßigkeiten gewarnt und können entsprechend handeln.
„Wir bieten moderne Analysen, die den Nutzen von Behandlungen und bereits zugelassenen Medikamenten deutlich erhöhen“, erläutert Monali Kamadolli, Vice President Product Management bei Deloitte. „Für intelligente Unternehmen sind die Tools und Analysewerkzeuge von Deloitte wichtig, denn sie helfen, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und eine hohe Arzneimittelsicherheit zu gewährleisten.“
Arzneimittel optimieren zum Schutz von Patienten
Klinische Studien liefern wichtige Erfahrungen für eine breite Palette an Therapien und Krankheitsbildern. Dabei ist es jedoch unmöglich, alle potenziellen Szenarien abzudecken. Pharmahersteller verfolgen die Behandlung mit ihren Produkten deshalb auch dann noch, wenn sie bereits für Patienten verfügbar sind.
Im Zuge dieser langfristigen Überwachung können Änderungen anfallen – so wird zum Beispiel die Kennzeichnung geändert oder es werden neue Informationen zu Nebenwirkungen hinzugefügt. Im Extremfall ist sogar ein Rückruf nötig. In den letzten Jahren mussten die Warnhinweise für einige Arzneimittel verschärft werden, nachdem neue unerwünschte Nebenwirkungen bekannt geworden waren. Das Schmerzmittel Vioxx musste 2004 sogar komplett vom Markt genommen werden.
„Ein Szenario dieser Art möchten alle Pharmahersteller vermeiden“, bekräftigt George Pushchinsky, Senior Manager und Safety Solution Owner für ConvergeHEALTH bei Deloitte. „Alle Produkte bergen Risiken. Es gibt kein Produkt, das komplett risikofrei ist. Wir helfen Pharmaunternehmen, das tatsächliche Risikoprofil und notwendige Maßnahmen zu verstehen.“
Risiken vermindern durch präzisere Daten
„In der Vergangenheit konnten Pharmakonzerne nur relativ langsam auf unerwartete Behandlungsresultate reagieren. Es dauert lange, Untersuchungen anzustellen und Entscheidungen über angemessene Reaktionen zu treffen. ConvergeHEALTH verändert die Art und Weise, wie Daten gesammelt und verarbeitet werden. Reaktionszeiten werden dadurch beschleunigt und Daten präzisiert”, betont Kamadolli.
Mit ConvergeHEALTH können Benutzer frühzeitig Warnzeichen für bestimmte Medikamente oder Patientengruppen erkennen und schnell die Faktoren ermitteln, die unerwünschte Nebenwirkungen begünstigen.
„Analysen laufen heute überall nach dem gleichen Prinzip ab. Die Pharmabranche gibt Millionen für verlässliche Sicherheitsüberwachung aus, aber die Gelder werden nicht auf die effizienteste Weise eingesetzt“, so Kamadolli. „Unsere Kunden möchten schneller zuverlässige Analysen erhalten und so Kosten einsparen.“
„Ein Kunde von Deloitte ConvergeHEALTH konnte von vier verschiedenen Systemen auf eine einzelne globale Plattform wechseln. Dadurch wurden Prozesse optimiert und das Unternehmen konnte von einem ganzheitlichen Konzept für Sicherheitsüberwachung profitieren. Deloitte erwartet, dass der Pharmahersteller so 20 bis 30 Prozent an Kosten einsparen kann und gleichzeitig dafür sorgt, dass seine Medikamente noch sicherer sind”, erläutert Pushchinsky.
Neuer Ansatz für Datenanalysen
Laut Pushchinsky kann die Lösung ConvergeHEALTH außerdem dazu beitragen, dass Medikamente schneller für alternative oder sekundäre Therapien zugelassen werden, die nicht ihrem ursprünglichen Zweck entsprechen. Das Medikament Rogaine etwa wurde anfangs als blutdrucksenkendes Mittel eingesetzt, bevor seine Wirkung gegen Haarausfall entdeckt wurde. Bei Viagra wurden nach der Markteinführung Erfolge bei der Therapie von bestimmten Herzerkrankungen festgestellt.
„Das Zulassungsverfahren für sekundäre Indikationen kann sehr kosten- und zeitintensiv sein. Wenn Sie jedoch bereits gesammelte Daten neu aufbereitet bei der Gesundheitsbehörde einreichen können, ist eine weitere dreijährige klinische Studie eventuell nicht mehr notwendig“, erklärt Pushchinsky. „Sie verfügen bereits über Daten aus der Praxis, mit denen Sie die sekundäre Indikation effektiv nachweisen können. Zudem können Sie die Sicherheit des Medikaments belegen.“
„Dies bedeutet einen grundlegenden Wandel für die Datenanalyse – wir können nun nicht nur reagieren, sondern vorausschauend agieren“, fügt Kamadolli hinzu. „ConvergeHEALT ermöglicht neue Einblicke, die Unternehmen aus dem Life-Sciences-Bereich großen Nutzen bringen. So lassen sich bessere Behandlungsergebnisse erzielen und Medikamente optimieren. Dies kommt im Endeffekt uns allen zugute, da wir alle irgendwann selbst Patienten sind.“