In den 1990ern setzte sich der Höhenflug der SAP in Großbritannien fort. Es galt nicht nur, enormes Mitarbeiterwachstum zu managen. Auch wenn manche zwischendurch „den Abflug“ machten, landeten doch fast alle wieder im SAP-Umfeld.

Wieder mal muss das Training unterbrochen werden. Nebenan auf der Startbahn des Flughafens Heathrow ist eine Concorde abflugbereit. Peter Hunt: „Von den Trainingsräumen aus konnten wir die Concorde direkt vor unserer Nase starten sehen, und nicht nur wegen des enormen Lärmes, den das verursachte, stoppten die Trainings dann immer minutenlang, sondern auch weil einfach alle dieses grandiose Ereignis miterleben wollten.“ Hunt kam 1995 als Berater zur SAP. Er hatte zuvor bei Siemens gearbeitet und war anfänglich unsicher, ob es eine gute Entscheidung war, von einer großen deutschen Firma zu einer kleinen deutschen Firma zu wechseln. Inzwischen ist er nach Jobs bei anderen Unternehmen schon zum dritten Mal zurück bei SAP und arbeitet im Strategic Partner Management. Kein einmaliges Phänomen: Manchen Mitarbeitern wurde nachgesagt, dass sie sich beim Verlassen der SAP wohl jedes Mal mit den Hosenträgern in der Tür verfingen und es sie deshalb zu SAP zurückzog.

Dass er den Höhenflug, zu dem SAP nach Einführung von SAP R/3 auch in Großbritannien ansetzte, mitgestalten konnte, macht Hunt heute noch stolz.

Apropos Höhenflug: Aufgrund des steilen SAP-Wachstums stand 1995 wieder ein Umzug an. Im Mai 1995 zog SAP UK von Weybridge nach Feltham, einer größeren Stadt westlich von London. „Wir witzelten, dass die SAP-Lokationen nach Ortsnamen ausgesucht wurden, die für die Walldorfer möglichst schwierig auszusprechen waren“, erinnert sich Russell Thomas, der damals aus Walldorf heraus an der Entwicklung der Gehaltsabrechnung für UK beteiligt war.

Zunächst richtete sich die Niederlassung in einem repräsentativen Neubau am New Square in der Nähe der Bedfont Lakes am Heathrow Airport ein, in dem IBM bereits Quartier bezogen hatte (das New Square-Gebäudes wurde ein paar Jahre später zur Kulisse für den James-Bond- Film „Tomorrow Never Dies“). Die Lage am Flughafen erscheint heute wie ein Sinnbild für den Aufstieg von SAP UK. „Dass sich die SAP in London nicht wie viele andere Tech-Firmen im ‚Themse-Tal‘ entlang des M4-Korridors von Reading nach Swindon niederließ, hatte aber eher pragmatische Gründe, da die aus Deutschland einfliegende Geschäftsleitung die Anreise zum Büro vereinfachen wollte“, sagt Michael Longden, der 1992 von einem SAP-Kunden zu SAP wechselte.

Trainingsbedarf steigt

Und die Büros an den Bedfont Lakes boten weitere Vorteile. Kyla Fox, die mittlerweile 28 Jahre als Management Assistant bei SAP arbeitet, erinnert sich, dass die SAP-UK-Mitarbeitenden damals in der IBM-Kantine, einem sehr guten Restaurant, zu Mittag essen konnten. „Doch während die IBM-Kollegen Schlange standen, um für ihr Mittagessen zu bezahlen, konnten wir mit unseren SAP-Karten einfach hindurch schlendern, denn es gehörte von Anfang an zur SAP-Kultur, dass die Mitarbeiter freies Mittagessen erhielten.“

Auf der anderen Seite des Flughafengeländes im Nobel Drive Training Center in der Bath Road, parallel zur Startbahn, fand SAP ausreichend große Räume, um den steigenden Trainingsbedarf zu decken. Das Training-Center war damals neben dem Schulungszentrum in Walldorf eines der ganz großen – auf vier Etagen fanden Schulungen statt.

„Die Kurse in englischer Sprache zogen auch viele Teilnehmende aus dem Ausland an. Jeremy White als Schulungsleiter in diesen Tagen hatte wirklich alle Hände voll zu tun,“ erinnert sich Michael Longden.

„Wir saßen in einem Boot mit den Kunden. Ein großer Teil der Software, der Hilfebildschirme und der Dokumentation war noch immer auf Deutsch und wir sprachen uns im Prinzip selbst Mut zu, wenn wir unseren Kunden erklärten, dass sie uns vertrauen sollten. ‘It’s gonna come. It’ll be English soon,’” erinnert sich Peter Hunt.

Um den gestiegenen Beratungsbedarf zu decken, richtete SAP hier 1995 eine Berater-Akademie ein. Im SAP-Trainingscenter sollten zu den bis dahin fast 1.000 Beratenden jährlich weitere 500 R/3- Spezialisten hinzukommen.

Auch die Nachfrage nach Wartung wuchs entsprechend. Bereits 1993 wurde der zwei Jahre zuvor eingeführte Hotline-Telefondienst, der die SAP-Kunden in Großbritannien lokal unterstützen sollte und für die eine SAP-Informationsdatenbank zur Verfügung stand, zur Customer Support Group UK ausgebaut, die Terrie Creswell bis 1999 leitete. Sie kam 1991 zu SAP, als R/2 das Standardprodukt und R/3 noch in der Vorbereitung war. „Durch die anfängliche Arbeit im Trainingsbereich stand ich in enger Verbindung zu unseren Kunden. Ich wusste, dass sie sich Unterstützung vor Ort wünschten, weil der Support aus Walldorf die lokalen Anforderungen nicht abdecken konnte“, erinnert sie sich. Geschäftsführerin Petra Frenzel beauftragte sie schließlich, in London eine Support-Gruppe zu gründen. Terrie Creswell: „So war ich dabei, als der Grundstein für den globalen 24×7-Kundenservice gelegt wurde. In einem engen Netzwerk mit Mitarbeitenden rund um den Globus schrieben wir das erste Whitepaper für die späteren Customer Competence Center.“

Auf Tuchfühlung mit der Zentrale

Während sich SAP UK auf allen Ebenen weiterentwickelte, entstand in unmittelbarer Nähe des bisherigen SAP-Domizils ab 1997 ein repräsentatives neues Bürogebäude. „Wir fuhren immer an dieser Großbaustelle vorbei und dachten, wie wunderbar es wäre, wenn dieses Gebäude der neue SAP-UK-Hauptsitz würde,“ so Peter Hunt.

Im IBM-Gebäude hatte man immer mehr Bereiche bezogen und es war klar, dass ein größerer Firmensitz benötigt wurde. Petra Frenzel und ihr Managementteam setzten sich beim zuständigen Vorstandsmitglied Henning Kagermann erfolgreich dafür ein, den Neubau am Clock House Place zu beziehen. Die Zuständigkeit für SAP UK war inzwischen von der SAP International zur SAP AG Walldorf zurückgegangen. „Mit dem Clock House Place bekam man ein repräsentatives Gebäude – ein Wahrzeichen, das – sowohl von der Straße als auch aus der Luft – weithin sichtbar ist“, so der spätere Geschäftsführer Martin Metcalf, der zu dieser Zeit bereits Teil des Managementteams war.

So wie das Führungsteam einen kurzen Draht zur Geschäftsleitung in Deutschland hatte, war auch für die UK-Mitarbeitenden die enge Verbindung in die Walldorfer Zentrale sehr wichtig. Sam Karbani, die 1996 bei SAP begann und heute im Bereich Globalization Services arbeitet, erinnert sich an die erste Reise nach Walldorf. „Wenn jemand zur Einführung nach Deutschland fuhr, dann sagten wir ‚touch the ball‘ dazu.“ Die rotierende Basaltkugel im Eingangsbereich der SAP-Zentrale stand sinnbildlich dafür, auf Tuchfühlung mit dem Mutterkonzern zu gehen. „Es war großartig, mit den Entwicklern in Walldorf zusammensitzen zu können. Ich hatte meine Probleme mit dem deutschen Kantinenessen, das damals sehr fleischlastig war, während es in England schon sehr viele Vegetarier gab, aber die Zusammenarbeit mit den Kollegen vor Ort lag mir nie schwer im Magen.“

Fiona Walsh weiß, wie wichtig es insbesondere in der Kundenbetreuung war, ein Netzwerk in Walldorf zu haben, von dem man profitieren konnte. „Das war der Geist bei SAP: Lernen und Wissen teilen – und mit der Zeit, die dafür verwendet wurde, durfte man großzügig umgehen.“ Sie hatte seit 1992 als englisch-sprachige Vorstandsassistentin für Hans Schlegel und Klaus Tschira gearbeitet. „Das EVZ – heute WDF01 – mit dem Kundenbereich im 6. Stock war gerade erst gebaut worden und im Empfangsbereich hing die R/3-Uhr, die anzeigte, wie viele Tage noch bis zum Launch von R/3 übrig blieben.“

Ausdehnung nach Irland

Nachdem Anfang 1997 offiziell das SAP Service und Support Centre (Ireland), Ltd. (kurz SSC Dublin) eröffnet worden war, um weitere Support-Kapazitäten für die internationale R/3-Kundenbasis zu schaffen, lag es nahe, auch ein eigenes Vertriebsbüro für Irland zu eröffnen. Bis dahin war SAP in Irland mit wenigen Vertrieblern und Beratern von London aus gelenkt worden. Jetzt würde die Support-Einheit an Vorstand Gerd Oswald und die Vertriebseinheit an die Landesgesellschaft in UK berichten. Eine der neuen Angestellten, die mit einer Empfehlung von Mitgründer Klaus Tschira kam, war die gebürtige Irin Fiona Walsh. Sie wechselte nach sechs Jahren in Deutschland in das neue Vertriebsbüro am Eastpoint nach Irland und übernahm dort die Rolle einer Customer-Support-Managerin. „Die irischen Kunden zogen es damals vor, mit irischen Firmen zu verhandeln“, so Fiona Walsh. „Die kommenden Jahre sahen eine unglaublich schnelle Einführung der SAP auf dem irischen Markt.“

Zur Eröffnung des Dubliner Verkaufsbüros kamen auch die UK-Mitarbeiter nach Irland: „Wir feierten die Eröffnung im Clarence Hotel, einem Vier-Sterne-Hotel, das U2-Sänger Bono und U2-Gitarist The Edge gekauft, frisch renoviert und 1996 eröffnet hatten,“ so Michael Longden, der nach einer fast zehnjährigen Pause 2008 abermals bei SAP anfing und dort heute als SAP-S/4HANA-Experte im Bereich Public Cloud Pre-Sales arbeitet.

Wechsel im Cockpit

Dem Erfolg in Großbritannien und Irland hätten für Petra Frenzel noch größere Aufgaben folgen können, doch letztlich stand für sie eine notwendige Reduzierung der beruflichen Belastung im Vordergrund und wie so oft, war es auch für sie leichter, dies zunächst durch einen Weggang von der Firma zu erreichen. „Henning Kagermann hatte mir einen unglaublichen Vertrauensvorschuss gegeben, als er mir die Chance gab, in die Rolle der Geschäftsführerin der SAP UK zu wachsen.“ Als Petra Frenzel acht Jahre später zu SAP zurückkehrte, war es auch aus einem Gefühl heraus, mit einer Fortsetzung der guten Arbeit diese Dankbarkeit am besten zum Ausdruck bringen zu können.

Kevin Gibson, der 1991 zur SAP gekommen war, folgte Petra Frenzel Anfang 1998 im Amt des Geschäftsführers. „Kevin war eine großartige Führungskraft und es war aufregend, Teil des Sales Teams zu sein. Es gab so viel Arbeit, aber wir waren auch so stolz auf unsere Erfolge. Und das Gefühl von echter Teamarbeit war unschlagbar,“ erinnert sich Katie Wall, die 1996 als Executive Assistant zur SAP kam.

Nach 14 Monaten verließ Kevin Gibson die SAP und wechselte zu Ariba Technologies. Nun ernannte die SAP-Führung in Walldorf Erwin (Ernie) Gunst zu dessen Nachfolger. „Es gab also wieder einen Wechsel von einem echten ‚English Boy‘ hin zu einer mehr unternehmensweiten Führung“, erinnert sich Andrew Lack, der seit 1998 dabei ist und heute SAP-Lösungen für die Konsumgüterbranche verkauft. „Es war sicherlich der Balanceakt, zum einen dem UK-Marketplace näher zu stehen, zum anderen auch eine kulturelle Brücke zu schlagen nach Walldorf und zum Rest der SAP-Welt.“ Aber bei den Wechseln in der Führungsetage ging es natürlich auch immer darum, die vorhandenen Erfahrungen an anderen Stellen der Erde einzusetzen. „SAP hat wirklich brillante Leute ausgesandt, um rund um die Welt etwas zu bewegen,“ sagt Hakan Yuksel. Er hat den Wechsel von MD Kevin Gibson zu Erwin Gunst im Jahr 1999 als CFO und COO der SAP UK & Irland (UKI) miterlebt.

Der ehemalige Schulungsleiter und Customer Service Director Jeremy White weiß aus Erfahrung: „Die SAP in Großbritannien bot eine Unternehmer-Arbeitsumgebung für Selbststarter. Aber man musste der Typ dafür sein. Für den einen bot sie das Gefühl der Selbstbestimmtheit, andere fühlten sich vielleicht auf sich allein gestellt. Es war alles da, was nötig war, um Karriere zu machen – man musste nur loslegen und es tun. Das hieß aber auch, dass es oftmals geradezu eine logische Folge war, wenn Mitarbeitende letztlich weiterzogen und andernorts Karriere machten.“ Doch in der Regel blieben sie in der SAP-Welt. So auch White selbst, der 1998 die SAP verließ, jedoch bis heute im „SAP-Ökosystem“ arbeitet. Kevin Richardson, der seit 1994 bei SAP und inzwischen zu SAP Australien gewechselt ist, formuliert es so: „Teilweise verbrachten die Ex-Kollegen dann als Partner mehr Zeit bei uns im Büro als zu Zeiten, als sie noch bei SAP waren.“

Mittlerweile gab es 6.000 ausgebildete Beratende im Vereinigten Königreich und Irland, von denen aber nur 5 Prozent SAP-Mitarbeitende und 95 Prozent Berater bei Partner-Firmen waren. Im Jahr 2001 gab es etwa 1,6 Millionen Menschen auf den britischen Inseln, die Teil des „SAP-Ökosystems“ waren. Fiona Walsh ist froh, noch immer im SAP-Partnernetz zu arbeiten. „SAP hat bis heute einen sehr positiven Einfluss auf den britischen und irischen Markt – es sind enorm viele erfolgreiche Karrierewege beschritten worden. Und es ist die großartige Partner-Kultur, die den Erfolg der SAP wesentlich mitbestimmt hat.“

Kein Wachstum ohne Veränderung

Im Millenniumjahr sah die SAP UK & Irland ein Wachstum von vierzig Prozent, wovon die Hälfte dem neuen mySAP.com-Geschäft zuzurechnen war. Etwa die Hälfte der Einnahmen kam von neuen Kunden, deren Zahl auf rund 800 stieg. In der Geschäftsleitung wurde Ernie Gunst im Jahr 2000 durch Hans-Peter Klaey abgelöst. „Hans-Peter kam zu den Meetings mit seinem berühmt-berüchtigten Ordner, in dem er alles minutiös mitschrieb. Mündliche Zielsetzungen konnten so sehr gut nachverfolgt werden und es brachte ein neues Maß an Struktur in unseren Arbeitsalltag“, erinnert sich Peter Robertshaw, von 2000 bis 2004 Marketing-Leiter der britischen Tochter.

Unter Klaeys Geschäftsleitung wurde SAP UK Hauptsponsor des Londoner Donmar-Theaters. Neben der gesellschaftlichen Förderung wollte man die Marke SAP in Großbritannien stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken. „Donmar ist ein besonders avantgardistisches Theater mit sehr namhaften Künstlern,“ erklärt Melanie Waring, die 2000 von Oracle zu SAP kam, viele Jahre im UK-Marketing arbeitete und noch heute im Unternehmensmarketing tätig ist.

Viele Tätigkeitsbereiche wie das Marketing, die zuvor von der Niederlassung selbst verantwortet wurden, wanderten nun in unternehmensweite Strukturen. Dies wirkte sich nicht sonderlich positiv auf die bislang so familiäre Atmosphäre aus, die charakteristisch für die frühen Tage der SAP UK war und ein großes Maß an Zusammenhalt und Freundschaft hervorgebracht hatte.

Im September 2001 erlebte die Welt mit den 9/11-Terroranschlägen einen großen Einschnitt. „Ich kam von einem Offsite-Meeting in Windsor und bemerkte, dass alle Menschen in den Lokalen bestürzt auf die Fernseher schauten,“ erinnert sich Peter Robertshaw. Kevin Richardson unterrichtete gerade im Nobel Drive Training Center und erinnert sich, dass alles unterbrochen wurde und man sich um die Fernsehgeräte in der Kantine versammelte. „Es wird allen in Erinnerung bleiben, wo man sich an diesem Tag gerade befand“, so Kevin. SAP unterstützte die Betroffenen des Anschlages finanziell. Ihre Mitarbeiter weltweit forderte sie auf, mit Kosten verantwortungsvoll umzugehen. Noch nicht einmal vier Jahre später sollte London selbst Ziel von Terroranschlägen werden.

Turbulenzen

Bei SAP UK führten Einsparmaßnahmen zur Entlassung von Mitarbeitenden. Insgesamt richtete sich die SAP-Tochter stärker auf Verkaufszahlen aus und betroffen waren Mitarbeitende, die bisher nicht im Sales-Bereich gearbeitet hatten. Einer von ihnen war John Bannister, der 1988 als 10. Mitarbeiter zur SAP gekommen war: „Ich wurde nach fast 14 Jahren von heute auf morgen entlassen – das hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen.“ Erstaunlicherweise hat er trotzdem noch viele Verbindungen zu Ehemaligen, verfolgt die Entwicklung der SAP mit regem Interesse und schaut gerne auf seine Jahre bei SAP zurück. „Trotz aller notwendigen Neuausrichtung ist es gerade mit Blick auf ein starkes Gefühl der SAP-Zugehörigkeit – ungeachtet von lokalen Kündigungsfristen – wert, überdacht zu werden, auf welche Art und Weise Mitarbeiter entlassen werden. Mein Abgang ist heute etwas, auf das weder ich noch die SAP stolz sein können.“

Mit Beginn des Jahres 2002 wurde Martin Metcalf zum Managing Director berufen. Er war zuvor Sales Director, später Chief Operating Officer und seit sieben Jahren Teil des Managementteams. Zu dieser Zeit wurde die SAP UK & Irland, trotz aller Schwierigkeiten auf dem IT-Markt, als eine der 15 Top-Arbeitgeberinnen in Großbritannien ausgezeichnet.

Oracle war auch hier einer der Hauptkonkurrenten. „Oracle dominierte damals vor allem den Bereich des öffentlichen Sektors und es war anfangs schwierig für uns, dort Fuß zu fassen.“ Für Martin Metcalf war der Vertragsabschluss mit Inland Revenue (das britische Finanzamt, heute Her Majesty’s Revenue and Customs, kurz HMRC genannt) im Jahr 2002, der die Tür zu diesem Sektor öffnete, auch deshalb etwas Besonderes, weil sich an ihm deutlich die Kompetenz und die Unterstützung der Geschäftsleitung in Walldorf zeigte: „Für diesen Termin flog Vorstandssprecher Henning Kagermann aus Deutschland ein. Er gab sein Versprechen, alles zu tun, um die Anforderungen des Kunden vollständig zu erfüllen, auch wenn sie zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses noch nicht zu 100 Prozent abgedeckt werden konnten. Wir hatten ein unglaublich visionäres Produkt – und die Kunden glaubten an uns, auch wenn wir anfänglich natürlich vor vielen großen Herausforderungen standen.“ Fiona Walsh sieht den Grund für den Erfolg vor allem in den hohen Investitionen in die Branchen. „Bei Präsentationen im Presales konnte man immer mit einem großen Wissen auftrumpfen und über die tatsächlichen Probleme sprechen, die die Kunden in ihrer jeweiligen Industrie plagten. Das gab dem Gegenüber das gute Gefühl, in sicheren Händen zu sein.“

Lernprozesse und Management-Stile

„Veränderungen sind Teil des natürlichen Reifeprozesses eines enorm wachsenden Unternehmens,“ so Martin Metcalf. Letztlich habe SAP jede Menge Lernprozesse und unterschiedliche Management-Stile durchlebt und sich über die Jahre verändern müssen, so Fiona Walsh. „Die Entwicklung hin zum Cloud-Unternehmen heute entspringt aber dem gleichen Bestreben, unseren Kunden zu helfen, so erfolgreich wie möglich zu sein – so wie es in den frühen Jahren unser Ziel war.“

Für Martin Metcalf, der seit 1993 bei SAP in London war und die Niederlassung über zehn Jahre auf ihrem Steilflug begleitete, war es eine Ehre, eine der führenden SAP-Töchter leiten zu dürfen. Als er von seinem Amt als Geschäftsführer der SAP UKI, das er von 2002 bis 2005 bekleidet hatte, zurücktrat aus dem Wunsch heraus, seine Erfahrungen als Führungskraft auch außerhalb der SAP-Welt unter Beweis zu stellen. Heute ist er längst wieder Teil des „SAP-Ökosystems“ und schaut gerne zurück auf seine Karriere bei SAP.

So geht es fast allen der 23 Mitarbeitenden, die wir für diesen Artikel befragt haben. Viele beteuern, dass sie „SAP im Blut“ oder in ihrer „DNA“ haben. Während die Concorde am 24. Oktober 2003 nach ihrem letzten offiziellen Flug in Heathrow landete, setzt die SAP ihren Höhenflug weiter fort – zusammen mit einem sich ständig erweiternden Partnernetz, in dem noch viele Ehemalige aktiv sind.