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Die neueste SAP-Kunstausstellung Frauen im Blick stellt Werke zeitgenössischer Künstlerinnen aus. Eine virtuelle Tour ist in Kürze verfügbar!

Die neue SAP-Kunstausstellung untersucht, wie 14 zeitgenössische Künstlerinnen Frauen in ihren Arbeiten einsetzen, um die künstlichere Darstellung von Themen wie Schönheit, Geschlecht und Macht neu zu denken und zu gewichten. Die Ausstellung war ursprünglich für 2020 geplant gewesen – dem Jahr, in dem sich zum 100. Mal jährte, dass Frauen in Deutschland eine Kunsthochschule besuchen durften. Mit einer pandemiebedingten Verspätung von zwei Jahren konnte Sabine Bendiek, Chief People & Operating Officer und Mitglied des SAP-Vorstands, die Gäste nun am Abend des 2. Juni 2022 zur Vernissage begrüßen. Über viele Jahrhunderte hinweg hätten Frauen vor allem auf der Leinwand stattgefunden, sagte Bendiek in ihrer Ansprache. Mit dieser Ausstellung solle das Gleichgewicht wiederhergestellt werden.

Porträts von der ersten deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sich im vergangenen Jahr nach 16 Amtsjahren aus der Politik zurückzog, dominieren die Ausstellungswand auf der ersten Etage. Die Fotografin Herlinde Koelbl porträtierte und interviewte Merkel über einen Zeitraum von 30 Jahren jährlich; eine Auswahl an Porträts aus den Jahren 1991 bis 2008 ist auf der Ausstellung zu sehen. Am Eröffnungsabend standen insbesondere diese Porträts im Interesse des Publikums. Die Schwarz-Weiß-Fotografien, die stereotype feminine Attribute wie ein perfektes Make-up, Haarstyling sowie passende Kleidung und Farben vermissen lassen, verdichten, was das Wesen Merkels ausmacht. Bei den Aufnahmen der Fotokünstlerin liegt der Fokus nicht auf Merkel als Frau, sondern auf den Merkmalen, die sie zu einer mächtigen Politikerin gemacht haben.

Künstlerinnen interpretieren Frauen

Bei Christa Winters moderner Interpretation von Frauengemälden aus der Renaissance wie beispielsweise von Leonardo Da Vinci steht vor allem das Geschlecht im Mittelpunkt. Während der Renaissance, die das Ende des Mittelalters in Europa markierte, konnten adelige Städterinnen bis zu einem gewissen Grad ihr Leben selbst gestalten und beispielsweise einen Beruf ausüben und frei über ihr Geld verfügen.

Winter bringt dieses wachsende Anspruchsdenken und Selbstbewusstsein in ihren Porträts zum Ausdruck, die „körperbewusste Frauen [darstellen], stark, intelligent, schön, [die] Unternehmerinnen, Chefinnen oder Start-up-Gründerinnen sein könnten, ohne dafür ihre frauliche Körperlichkeit zu verleugnen“.

Es ist schwer zu sagen, ob die Frauen in Look At Me von Danielle Zimmermann körperbewusst sind oder nicht. Ist die Haltung der sitzenden Frau verführerisch oder unschuldig? Ist ihre Begleiterin, deren Gesicht von langem, wallendem braunen Haar verdeckt ist, schüchtern oder herausfordernd? Knielange Seidentuniken offenbaren ihre makellose Haut, ihre perfekt geformten Beine und gepflegten Nägel. Kolibris flattern um sie herum. Diese idealisierten Porträts wären auf dem Cover eines Hochglanzmagazins nicht deplatziert, sieht man einmal von der Leinwand – alten Kartons für Waschpulver, Fleisch, Autoschmiere und Taschentücher – ab, durch die die banale Realität des Konsumverhaltens mit einem unrealistischen Schönheitskonstrukt kollidiert.

Auch Besucher, die EVA und ADELE – selbst beide Künstlerinnen – nicht kennen, regt Birgit Helmys Skulptur des Ehepaars auf einem goldenen Stuhl mit ihren eiförmigen kahlrasierten Köpfen, passenden rosafarbenen Minikleidern und knielangen roten Stiefeln zum Nachdenken über weibliche Körperlichkeit, Geschlecht und Sexualität an. EVA und ADELE heirateten erst, als EVA – die den Körper eines Mannes hat – rechtlich als weiblich anerkannt wurde. Welche Rolle spielt dabei das Geschlecht? Im Gespräch mit SAP News betont die Bildhauerin, wie wichtig es ist, einen solchen Weg zwischen den Geschlechtern zu feiern und zu verteidigen.

Eine weitere Skulptur von Helmy, Rettungsring, ist eine lebensgroße Terrakottastatue eines jungen Mädchens im blauen Badeanzug mit rotem Rettungsring um die Taille. Mit offenen Augen starrt sie in die Ferne und erst allmählich merkt man beim Betrachten, dass ihre Arme im Rettungsring gefangen sind und sie unbeweglich machen. Sie übt Macht auf die einzig ihr mögliche Weise aus – indem sie uns den Mittelfinger zeigt.

Andere Frauen haben nicht einmal die Möglichkeit, ihre Finger zum Protest zu erheben: In Phase 2 weiten Metallfischhaken Lippen, um dadurch ein perfektes Lächeln zu erzeugen; Frauen fehlen bei den Tanzröcken (Broadway) vollkommen oder sind in einer dystopischen Welt gefangen (Rituale der Neuzeit).

Die zwischen 1935 und 1981 geborenen 14 Künstlerinnen stellen mit einer großen Bandbreite an Werken wie Skulpturen, Videoinstallationen, Gemälden, kinetischen Installationen und Fotografien dem Publikum ganz unterschiedliche Blickwinkel vor. In der Ausstellung können Besucher – sowohl virtuell als auch vor Ort – erleben, wie Künstlerinnen Frauen und Weiblichkeit in ihrer Kunst nutzen, um Themen wie Macht, Schönheit und Geschlecht zu verdeutlichen und zu überdenken.

Die von Alexandra Cozgarea kuratierte Ausstellung ist bis zum 30. September 2022 im SAP Training Center in Walldorf zu sehen. Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 10.00 Uhr bis 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die Ausstellung kann zudem virtuell erlebt werden.