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Learning by Doing: Ein neuer Lehransatz gegen den IT-Fachkräftemangel mit 42 Berlin und SAP

Feature

Mit einem offenen IT-Studium auch für Quereinsteiger will die SAP in Kooperation mit 42 Berlin und führenden Unternehmen für mehr IT-Fachkräfte sorgen. Learning by Doing und Praxisbezug werden beim neuen Lernkonzept großgeschrieben.

Die Fachkräftelücke nimmt zu

Die digitale Transformation ist eine Grundvoraussetzung für die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und ganzen Regionen. Hinzu kommt, dass Technologie ein wichtiger Bestandteil ist, um globale Herausforderungen wie dem Klimawandel zu begegnen. Es ist daher wenig verwunderlich, dass der Bedarf an IT-Experten zunimmt. IT ist ein zentraler Teil der Wertschöpfung vieler Fachbereiche geworden. Somit sind IT-Experten in allen Bereichen gefragt, von der Digitalisierung im Auto bis hin zur Finanzbranche. Der Branchenverband Bitkom stellte fest, dass die IT-Fachkräftelücke immer größer wird. Allein in Deutschland sind demnach über 130.000 IT-Stellen unbesetzt – ein Plus von knapp 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Software-Spezialisten sind mit Abstand am häufigsten gesucht. Bestätigt werden diese Erkenntnisse von einer globalen Studie von ManpowerGroup: Demnach hat der Fachkräftemangel ein 16-Jahres-Hoch erreicht. Laut Korn Ferry wird es global eine Fachkräftelücke von 85 Millionen bis zum Jahr 2030 geben – was knapp der Einwohnerzahl von Deutschland entspricht.

Programmieren zu lernen oder sich gar für ein Studium im Bereich Computerwissenschaften einzuschreiben ist jedoch oft mit Eintrittsbarrieren verbunden – in der Regel sind ausführliche Vorkenntnisse und formelle Qualifikationen wie das Abitur nötig. Zudem geistert in vielen Köpfen immer noch das Bild von Software-Entwicklern in Sandalen, die in dunklen Kellerräumen arbeiten, herum.  Doch dieses Bild entspricht schon lange nicht mehr der Realität.

42 Berlin von führenden deutschen Unternehmen eröffnet

SAP arbeitet in unterschiedlichen Bereichen daran, einen Beitrag zu leisten, um den IT-Fachkräftemangel zu beseitigen und Begeisterung für das Coding zu wecken – angefangen bei Schülern bis hin zu Erwachsenen jeden Alters. Durch das SAP University Alliances kooperiert SAP dazu weltweit mit fast 3.000 Universitäten und Schulen. Innerhalb dieser Partnerschaften werden mit den neuesten Trends im Bereich Lernmethoden neue Lehrmaterialien sowie interaktive Lernformate entwickelt.

Seit diesem Jahr ist SAP auch Gründungsmitglied von 42 Berlin – eine Coding Schule, die zusammen mit führenden Unternehmen aus der deutschen Wirtschaft eröffnet wurde. Mit Berlin hat die School 42 neben Heilbronn und Wolfsburg bereits den dritten Standort in Deutschland. Mit dem Engagement bei 42 Berlin geht SAP zusammen mit Bayer, Capgemini, CARIAD, Microsoft, T-Systems und Volkswagen das Thema Fachkräftemangel an. „Bildung ist der Rohstoff des 21. Jahrhunderts. In einer Ära des Fachkräftemangels können wir es uns als Gesellschaft nicht leisten, auf Talente zu verzichten“, sagt Sabine Bendiek, Chief People & Operating Officer und Arbeitsdirektorin bei SAP. „Wir unterstützen School 42 dabei, mit diesem kostenlosen und offenen Bildungsangebot Karrieremöglichkeiten zu schaffen. “. Ungefähr 80 Prozent der Studierenden bei 42 Berlin sind Quereinsteiger. Insofern fördern die Gründungsmitglieder zusammen mit School 42 Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und außergewöhnlichen Lebensläufen. Dr. Katharina Schäfer, die das SAP University Alliances Programm weltweit leitet, ergänzt: „Gemeinsam mit 42 Berlin und unseren Partnern etablieren wir einen neuen, innovativen Lernansatz, durch den man nicht nur Programmierfähigkeiten erlernt, sondern auch das Arbeiten in interdisziplinären und interkulturellen Teams, den Umgang mit Misserfolgen und das eigenständige Erarbeiten eines Lösungsweges – immer in enger Anbindung an die Praxis.“

Ein neues Lernkonzept: Kostenloses Bildungsangebot, keine Noten und keine Professoren

Ihren Namen hat die 42 von der in die Popkultur eingegangenen Antwort auf die „ultimative Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“ aus dem Science-Fiction Epos „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams. Insgesamt werden über 15.000 Talente in mehr als 26 Ländern an über 40 Standorten ausgebildet und 42 Berlin ist einer davon.

In der 42 können sich alle, die an einer Karriere in Informationstechnologie interessiert sind, für ein Studium im Bereich der Softwareentwicklung bewerben. Formelle Voraussetzungen wie an bisherigen Bildungseinrichtungen gibt es nicht, es werden weder IT-Kenntnisse noch ein klassischer Schulabschluss wie das Abitur gefordert. Die Bewerber müssen mindestens 18 Jahre alt sein und im Rahmen der Aufnahmeprüfung („Piscines“) analytische und logische Fähigkeiten beweisen sowie ein mehrwöchiges Trainingslager absolvieren.

Für die Studierenden der Programmierschule ist die gesamte Ausbildungszeit gebührenfrei, was hilft weitere Eintrittsbarrieren abzubauen. Der Fokus der Schule liegt auf Inklusion und Gleichstellung. Die School 42 hat es sich zum generellen Ziel gemacht, mindestens 50 Prozent der Ausbildungsplätze an weibliche Talente zu vergeben, da Frauen in der IT-Branche immer noch stark unterrepräsentiert sind.

Learning by Doing wird an der School 42 großgeschrieben – das Lernen erfolgt nicht durch Vorlesungen von Professoren wie bei einem klassischen Studium. Stattdessen wird der Lehrstoff in Projekten von den Lernenden selbst erarbeitet, denn das School 42 Netzwerk ist der festen Überzeugung, dass man Programmieren nicht lernt, indem man Algorithmen auf Papier abschreibt. Neben fachlichen Kompetenzen werden dabei Fähigkeiten wie Teamarbeit und Aufgabenteilung gestärkt sowie der Umgang mit Spannungen im Projektteam aktiv erlebt und bewältigt. Dr. Max Senges, der die 42 Berlin leitet, fasst es so zusammen: „Wir sind eine Uni ohne Professoren und ohne Vorlesungen. Das Curriculum ist klar definiert: Der Fokus liegt auf praktischen Programmieraufgaben und Lernprojekten, an denen man im Team arbeitet. In der 42 Berlin bildet man sich sowohl mit dem richtigen Mindset wie auch der technischen Kompetenz selbst aus.“

Mit dem „Peer-to-Peer” Learning Ansatz und der Überzeugung, dass es nicht nur eine richtige Lösung für jedes Problem gibt, weicht School 42 von der klassischen Sichtweise von (vielen) Lerneinrichtungen ab. Pritika Raj, Studentin bei 42 Berlin sagt: „Ich finde an dem Peer-to-Peer Learning sehr interessant, dass man selbst bestimmen kann, wie man sein Curriculum gestaltet. Denn jeder lernt anders und unterschiedlich schnell. Letztlich ist nicht nur entscheidend, was die Lösung ist, sondern wie man zur Lösung kommt.“

Dr. Katharina Schäfer sieht die 42 Schulen als perfekte Ergänzung der bestehenden Bildungslandschaft und eine enorme Bereicherung. „Unser Engagement bei 42 Berlin unterstreicht unsere Überzeugung, dass für eine berufliche Karriere nicht der Bildungsweg und der Bildungsabschluss entscheidend sind, sondern die erworbenen Qualifikationen.“ Es geht somit um mehr als um die reine digitale Kompetenzvermittlung, sondern auch um das Arbeiten in diversen Teams. Denn genau diese Soft Skills werden in der Arbeitswelt von heute gebraucht. SAP sowie die beteiligten Partner fördern die Teilhabe am digitalen Arbeitsplatz und tragen dazu bei, Bildungs- und Einstiegsbarrieren abzubauen.

42 Berlin steht ab sofort 600 Studierenden offen. Diese werden sehr international rekrutiert und arbeiten auf Englisch zusammen. Das Alter der Studierenden liegt zwischen 18 und 58 Jahren. Und das Besondere oder auch für viele Undenkbare: Es gibt keine Noten.

Der Ansatz

  • Bei der 42 gibt es keine Professoren, keine Vorlesungen, keine Stundenpläne und keine Studiengebühren.
  • Stattdessen gibt es einen gamifizierten Lernraum mit in Leveln organisierten Programmier-Projekten, die die Studierenden kooperativ und mit Hilfe des Internets/YouTubes durcharbeiten.
  • Jeder kann sich ohne Zeugnisse oder Vorkenntnisse bewerben. Im Bewerbungsprozess werden aus tausenden registrierten Nutzer ca. 300 Studienstarter pro Schule pro Jahr.
  • Ein zentraler Lernmoment sind die Peer-Evaluationen. Nach Abschluss eines Projektes stellt man seine Lösung zufällig ausgewählten Mitstudierenden vor und beantwortet deren Fragen. Sowohl diejenige, die das Projekt vorstellt, als auch derjenige, der es evaluiert, bekommt vom anderen Feedback. So werden nicht nur technische Fähigkeiten, sondern auch Kommunikation, soziale Interaktion etc. trainiert.

Das 42 Network

  • Derzeit gibt es über 40 Schulen mit dem 42-Ansatz in 27 Ländern. Dort studieren insgesamt mehr als 15.000 angehende Softwareingenieuren.
  • Die erste 42 wurde 2013 in Paris gegründet. Allein dort gibt es mehr als 3000 Studierende.
  • In Deutschland werden zurzeit 1800 Studienplätze angeboten, jeweils 600 in der 42 Wolfsburg, 42 Heilbronn und 42 Berlin.

Jetzt auf YouTube ansehen: 42 Berlin: Learning by Doing – New Coding Academy Launched