Die Cloud-Strategien der großen SAP-Kunden sind sehr verschieden. Das erfordert vom Premium-Segment eine variable Vorgehensweise.
In die Cloud wollen sie alle. Irgendwann. Wenn es passt. Auf jeden Fall zum Teil. Denn im Reich der Wolke schlummern ungeahnte Möglichkeiten, heißt es: flexible, jederzeit verfügbare und anpassbare Geschäftsprozesse, automatische Updates, einheitliche Plattformen, mehr Mitarbeiterproduktivität, enorme Hardware-Einsparungen…
Und tatsächlich konnten viele Firmen derartige Effekte bereits erzielen. Aber: Aus dem Stand lassen sich solche Erfolge meist nur erreichen, wenn neue, überschaubare Cloud-Installationen auf der grünen Wiese („Greenfield”) realisiert werden, die sich nicht auf frühere Systeme stützen. Und selbst dann sind Vorbereitung und Durchführung entsprechender Projekte keinesfalls trivial.
Speziell Großunternehmen und Konzerne sind auf Unterstützung angewiesen, wenn sie ihre oft über Jahrzehnte gewachsenen, komplexen und heterogenen IT-Landschaften transformieren wollen. Häufig müssen sie zunächst umfangreich standardisieren und konsolidieren, bevor sie digitalisieren können.
Kunden für die Cloud rüsten
„Über 70 Prozent des Premium Engagement Umsatzes generieren wir mit Cloud Enablement Services”, sagt Kurt Bauer, der bei SAP seit rund zwei Jahren für Premium Engagements zuständig ist. Das Portfolio – dazu zählen Leistungen wie Strategieberatung und -definition, Architektur-Reviews sowie -anpassungen, technische Checks, Implementierungsservices (Safeguarding), Produktexpertise und vieles mehr – nutzen derzeit rund 1.300 Unternehmen; darunter sind etwa 600 Kunden von SAP MaxAttention, dem „VIP-Angebot” des Bereichs Cloud Success Services. Diese 1.300 bedeutendsten SAP-Klienten tragen mit ihren Lizenzen, Cloud-Verträgen und Wartungsgebühren zirka 50 Prozent zum SAP-Gesamtumsatz bei.
Bei solchen Zahlen ist es umso wichtiger, diese Kundschaft dort abzuholen, wo sie sich gerade befindet, um die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Digitalisierung zu schaffen. Wenn SAP-Schwergewichte wie Volkswagen neue Cloud-Projekte anschieben, ist das aufgrund der Größenordnungen nicht nur finanziell lukrativ; es fördert die Verbreitung der SAP-Cloudlösungen enorm und erhöht nebenbei die Außenwirkung.
Wobei jedes Unternehmen seinen eigenen Weg geht. So hat beispielsweise die indische Mining Company Hindustan Zic zunächst ihr ERP-System auf den neuesten Stand gebracht und damit den Grundstein gelegt, um später laut Plan mit “RISE with SAP” auf SAP S/4HANA Cloud (Private Edition) umzusteigen.
„Weil wir zusammen mit Experten von SAP MaxAttention die SAP Business Suite powered by SAP HANA eingeführt haben, erhalten wir die Chance, Cloud-fähig zu werden und mit Hilfe von Technologie und Innovation ein nachhaltiges Umfeld zu schaffen”, sagt Chetan Trivedi, CIO bei Hindustan Zinc Limited. “Dank des SAP Integrated Delivery Framework und SAP ActiveAttention haben wir dieses Vorhaben innerhalb unserer zeitlichen und finanziellen Vorgaben umgesetzt”.
Andere Kunden starten ihre Cloud-Reise, indem sie manche Prozesse in eine geschützte Cloud-Umgebung verlagern, die dann Hyperscaler betreuen. Das eigene Rechenzentrum wird geschlossen. Kurt Bauer beobachtet außerdem, dass zunehmend Anwendungen an den Rändern des ERP-Kerns als Public Cloud-Lösungen implementiert werden – im SAP-Segment beispielsweise SuccessFactors, Ariba, Concur aber auch SAP Business Technology Platform (SAP BTP) zur agilen Erweiterung der Kerngeschäftsprozesse.
Den direkten Kurs in die SAP S/4HANA Public Cloud zu wählen, wie es die französische Schneider-Electrics-Gruppe vorgemacht hat, ist noch nicht weit verbreitet. Dazu haben Teams von Product Engineering, SAP MaxAttention, Premium Hub – Center of Expertise sowie Lizenzvertrieb gemeinsam einen Rahmen geschaffen, in dem Kundenerwartungen, Roadmaps, Produktausprägungen sowie Methoden und Tools der Enterprise Architecture miteinander in Einklang gebracht wurden.
Aktuelle Kundenanforderungen im ERP Core bedienen
Die Aussicht auf Innovation und mehr Effizienz zieht Unternehmen immer mehr in die Cloud. Gleichzeitig bleibt es entscheidend für den künftigen Erfolg der SAP, die bestehenden Kundenanforderungen nicht zu vernachlässigen. Nach wie vor betreiben viele SAP-Großkunden ihre ERP-Kerngeschäftsprozesse auf einer On-Premise-Plattform, häufig von SAP Premium Engagement Services abgesichert.
Dort haben es die SAP-Experten un Expertinnen nicht selten mit besonderen Konstellationen zu tun: 250 Prozess-Schritte, die 40 Systeme durchlaufen; 640 Gigabyte Datenwachstum jeden Monat; 800 Millionen Bestellungen pro Jahr, zig riesige Warenlager für eine weltweite Logistik. Kunden, die es mit derartigen Volumina und Anforderungen zu tun haben, denken zweimal darüber nach, welche ihrer unternehmenskritischen Prozesse sie in die Cloud verlagern sollen – und welche nicht. Oftmals münden solche Überlegungen in eine hybride Lösungslandschaft.
„Auch in hybriden Landschaften müssen Schnittstellen robust und performant funktionieren und datenkonsistent betrieben werden – da ändert auch die Cloud-Technologie nichts.” sagt Bauer. Er deutet damit an, dass es immer jemanden geben muss, der nicht nur die Verantwortung für jedwede Form von (erfolgreicher) Transformation übernimmt, sondern gleichfalls dafür Sorge trägt, dass die Systeme hinsichtlich Funktion, Stabilität und Performance zuverlässig arbeiten, ob On-Premise oder in der Cloud. Das ist angesichts der Tatsache, dass immer mehr erfahrene IT-Fachleute in Ruhestand gehen, eine große Herausforderung. Zumal viele Firmen internes IT-Knowhow aus Kostengründen abgebaut haben. Erschwerend kommt hinzu, dass es an gut ausgebildeten Nachwuchskräften mangelt.
Beim Service-Portfolio nicht nur ans Geld denken
Die Charter für SAP MaxAttention lautet: Absicherung und Weiterentwicklung des SAP Footprints besonders bei Großkunden, um damit auch die wiederkehrenden Maintenance und Cloud Einnahmen zu schützen als auch den Cloud Anteil auszubauen. Und zudem ein sehr profitables Service-Geschäft der SAP sein und Feedback an die SAP-Produktentwicklung liefern. Ein Spagat.
Kurt Bauer, der 1995 einst als Oracle-Experte zur SAP kam, ist mit sich ständig veränderten Rahmenbedingungen und anspruchsvollen Aufgaben vertraut. In seinen 28 Jahren SAP hat er unter anderem mit Dr. Uwe Hommel und SAP-Ex-Vorstand Gerhard Oswald – heute SAP-Aufsichtsratsmitglied – an der Umsetzung der Support-Strategie der SAP mitgewirkt, Angebote wie SAP EarlyWatch, Safeguarding und Knowledge Transfer Services & Produkte mit entwickelt und geliefert, sowie einige Jahre das Services Business in Greater China geleitet.
Eine Konstante gab es bei SAP zu jeder Zeit: den Fokus auf den Kunden, der immer über die reine Betrachtung von Kennzahlen hinausging. „Die Kunden honorieren es, wenn man ihnen zuhört und ihre Anregungen aufnimmt”, sagte Gerd Oswald in einem Interview, das er für das Jubiläumsbuch “50 Jahre SAP” gegeben hat.
Für Kurt Bauer ist es wichtig, dieses Vermächtnis der SAP in das Zeitalter der Cloud zu überführen und mit dem seit 20 Jahren weltweit etablierten SAP MaxAttention Brand auch Cloud Services anzureichern und sie exklusiv für Kunden von SAP MaxAttention anzubieten. Laut ihm sei dieser Ansatz unter den Premium-Engagement-Kunden auf viel Zustimmung gestoßen, das habe das Feedback auf diversen Veranstaltungen gezeigt.
Das Top-Service-Portfolio von SAP ist und bleibt relevant. Weiterentwicklungen sowie Investitionen halten es attraktiv. Und die Aussage des langjährigen CIOs von Colgate-Palmolive, Ed Toben, zu den SAP-VIP-Services ist aktueller denn je: „Wir haben SAP MaxAttention sicherlich nicht ausgereizt. Aber wenn wir darauf zurückgegriffen haben, hat es sich gelohnt.” Und für Kurt Bauer gibt es nur ein Leitmotiv: „nur der Erfolg unserer Kunden mit SAP ist unser Erfolg als SAP“.