Nachhaltige Unternehmen setzen sich ambitionierte Klimaziele, auch im Bezug auf die CO2-Bilanzierung und richten ihr Augenmerk auf ihre Betriebsabläufe und Lieferketten.
Um diesen Unternehmen zu helfen, ihren Verpflichtungen nachzukommen, ist die SAP dem WBCSD-Projekt Value Chain Carbon Transparency Pathfinder beigetreten. Der WBCSD (World Business Council for Sustainable Development) ist eine globale, von Unternehmensvorständen geleitete Organisation, die daran arbeitet, den Übergang zu einer nachhaltigen Welt zu beschleunigen.
Warum die CO2-Bilanzierung weiterentwickelt werden muss
Damit Klimaschutz wirklich gelingt, müssen Unternehmen Emissionsdaten erfassen – insbesondere entlang der Lieferkette. Wichtig ist, dass diese Informationen zuverlässig und leicht zugänglich sind, denn sie dienen dazu, Netto-Null-Ziele festzulegen. Außerdem ermitteln sie bestimmte Bereiche, in denen weitere Schritte zur Dekarbonisierung erforderlich sind. Darüber hinaus lässt sich anhand dieser Daten genau verfolgen, ob die Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen erfolgreich sind.
Die derzeitigen Systeme zur Erhebung von CO2-Emissionen in der Lieferkette stützen sich auf Daten, die nicht sehr genau, zu wenig aufgeschlüsselt und schlecht vergleichbar sind. Ein System zur Bilanzierung von CO2-Emissionen, das ähnlich wie ein Finanzbuchhaltungssystem aufgebaut ist, würde Unternehmen und Verbrauchern helfen, die tatsächlichen Auswirkungen ihrer Produkte zu verstehen. Verlässliche Emissionsdaten sollten entlang der Wertschöpfungskette von einem Unternehmen zum nächsten weitergeleitet werden. Dann lässt sich der CO2-Fußabdruck bestimmter Produkte und Dienstleistungen berechnen.
Es gibt zwei grundlegende Herausforderungen, die Unternehmen angehen müssen, wenn sie die Glaubwürdigkeit ihres nachhaltigen Engagements und ihrer Dekarbonisierungsaktivitäten stärken möchten: mangelnde Datenqualität und fehlender Datenzugriff. Hier kommt Technologie ins Spiel, denn sie ermöglicht Daten in hoher Qualität und schnellen Zugriff. Die Vorteile im Überblick:
- Transparenz in Bezug auf Emissionen, die außerhalb der direkten Kontrolle des Unternehmens liegen
- Echtzeit-Zugriff auf präzise Daten durch Automatisierung
- Zusammenspiel verschiedener Lösungen zur CO2-Bilanzierung dank Datenstandardisierung innerhalb des Netzwerks und technischer Interoperabilität
- Aufbau einer offenen und zielorientierten Zusammenarbeit zwischen Technologieunternehmen und Standardisierungsgremien
- Verwendung von Primärdaten aus eigenen Geschäftsabläufen und von Lieferanten, anstatt sich auf Sekundärdaten aus Quellen wie IEA, EPA/EWR oder Ecoinvent zu verlassen, um „Hotspots“ für Treibhausgase zu entdecken
- Anwendung einheitlicher Standards für dieselben Berechnungen in der gesamten Wertschöpfungskette
Wie die CO2-Bilanzierung auf der Grundlage von Istdaten aussehen wird
In der Finanzbuchhaltung werden Gewinn- und Verlustrechnungen sowie Bilanzen im Modul Hauptbuch des ERP-Systems (Enterprise Resource Planning) verwaltet. Die in der Wertschöpfungskette beteiligten Parteien teilen Daten, indem sie Bestellungen und Rechnungen zum nächsten Teilnehmer weitergeben. Wie die Daten berechnet werden, ist durch weltweite Standards geregelt. Dieselbe Vorgehensweise sollte auch bei der CO2-Bilanzierung gelten.
Um Transparenz über die eigenen CO2-Emissionen zu erzielen, sind drei Dinge notwendig:
- Das Regelwerk für die CO2-Bilanzierung muss stets aktualisiert werden.
- Die Technologieinfrastruktur sollte unabhängig sein.
- Die Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungsketten sollte besser werden, sowohl zwischen den Branchen als auch zwischen den Akteuren des privaten und öffentlichen Sektors.
Das ideale System bietet eine einheitliche Vorgehensweise bei der Berechnung des CO2-Fußabdrucks und ermöglicht einen offenen, agilen Datenaustausch über Lösungen und Plattformen hinweg. Bei jedem Schritt entlang der Wertschöpfungskette erhalten Unternehmen Zugriff auf standardisierte Emissionsdaten. Mit einer genaueren Bilanzierung ihrer Produkt- und Gesamtemissionen sind sie in der Lage, Ziele festzulegen und ihre Fortschritte besser zu überwachen.
Wie Firmen damit beginnen können, die Weichen neu zu stellen
Um kurzfristig messbare Unterschiede zu bewirken, sollten Unternehmen auf ein hybrides Modell für die CO2-Bilanzierung setzen. Solange, bis eine umfassendere Lösung zur Verfügung steht, die den buchhalterischen Strukturen folgt. Zunächst können sie die Genauigkeit und den Detailgrad der Scope-1- und Scope-2-Emissionen verbessern und eine glaubwürdige Scope-3-Strategie einführen, die auf folgenden Schritten basiert:
- Identifizieren der Emissionsquelle
- Sammeln von CO2-Fußabdrücken (Product Carbon Footprints/PCFs) von Produkten und Lieferanten
- Zusammenarbeit bei der Emissionsreduzierung
- Ausbau des PCF-Datenaustauschs
- stetige Optimierung der Qualität, Granularität und Bereitstellung von CO2-Daten.
Nachhaltige Unternehmen erzielen Wettbewerbsvorteile für ihre Produkte und Dienstleistungen, wenn sie sich an diese Schritte halten. Dies zeigt sich bereits in Lebensmittel-, Getränke- und anderen Konsumgüterbranchen sowie in Branchen mit hohen Emissionen wie Stahl und Zement. Diese Unternehmen sind bestens gerüstet für eine künftige CO2-Bepreisung oder eine CO2-Steuer.
Die Bilanzierung der Treibhausgasemissionen, insbesondere der Scope-3-Emissionen, ist eine Herausforderung, die Zusammenarbeit und Standardisierung erfordert. Nur so lassen sich Transparenz und Datenqualität erreichen.
Weitere Informationen finden Sie auf der Seite Sustainability Management. Dort können Sie auch den vollständigen Bericht herunterladen.
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Sebastian Steinhäuser ist Chief Strategy Officer der SAP.
Anna Stanley-Radière ist Leiterin des Bereichs Climate Transparency und Mitglied der Extended Leadership Group beim WBCSD.