Heutige Gespräche über die Auswirkungen von künstlicher Intelligenz (KI) auf Menschen, Arbeitsplätze und die Gesellschaft wecken Erinnerungen an die Anfangszeiten des Cloud Computing.

2009 war ich Teil des Teams, das den ersten cloudbasierten E-Mail-Dienst für Unternehmen auf den Markt brachte. Damals gab es in jedem Unternehmen für die Ausführung der unternehmenseigenen E-Mail-Systeme noch einen Serverraum und ein Team von IT-Fachleuten. Als wir mit Unternehmen die ersten Gespräche über die Umstellung auf cloudbasierte E-Mail-Dienste führten, nannten die IT-Fachleute zahlreiche Gründe, warum eine solche Umstellung nicht möglich sei: mangelnde Sicherheit, unzureichende Performance oder funktionale Anforderungen, die in der Cloud nicht erfüllt werden können.

KI – Handeln statt Hadern

Nach und nach stellten wir fest, dass diese Gründe keine wirklichen technischen Hindernisse waren. Der eigentliche Grund, warum die Teams eine Umstellung ablehnten, war nicht die Technologie, sondern die Sorge, wie sich das auf ihre Arbeitsplätze, ihre Funktion im Unternehmen und ihr berufliches Selbstverständnis auswirken würde. Diese Erkenntnis bewog uns dazu, in Kundengesprächen gezielt auf die Möglichkeiten einzugehen, wie diese IT-Fachkräfte zusätzliche Kenntnisse im Bereich Cloud-Technologie erwerben können.

Die Cloud hat sich zu einer Technologie entwickelt, die gewaltige Veränderungen herbeigeführt hat. Ihre Auswirkungen werden jedoch harmlos erscheinen im Vergleich zu denen, die KI auf Menschen, Arbeitsplätze und die Gesellschaft haben wird. Unternehmen wie der SAP, Nichtregierungs- und zwischenstaatlichen Organisationen kommt eine wichtige Rolle zu, wenn es darum geht, alle Menschen von den Vorteilen von KI profitieren zu lassen und dafür zu sorgen, dass niemand auf der Strecke bleibt.

Vertrauen als Grundvoraussetzung

Ein entscheidender Aspekt ist das Vertrauen in Technologie. Wenn KI für unlautere Zwecke genutzt wird, keine zuverlässigen Ergebnisse liefert oder Vorurteile verfestigt, werden große Teil der Bevölkerung kein ausreichendes Vertrauen in die Technologie haben, um sie zu nutzen oder davon zu profitieren.

Die Lösungen von SAP Business AI werden höchsten Ansprüchen in Sachen Sicherheit, Datenschutz, Compliance und Ethik gerecht. Unsere Leitlinien sehen vor, dass unser interner KI-Ethikbeirat alle KI-Anwendungsfälle überprüft und sich dabei mit einem externen Ethikbeirat abstimmt, dem Fachleute aus verschiedenen Disziplinen angehören.

Mit einem umfassenden Framework mindern wir außerdem die Risiken beim Einsatz von KI. Unter anderem stellen wir sicher, dass Anwendungsfälle in keinem Fall unsere roten Linien überschreiten und zu Diskriminierung oder Missbrauch führen. Unsere KI-Funktionen tragen beispielsweise zur Verwendung inklusiver Sprache in Stellenbeschreibungen und Fragen für Vorstellungsgespräche bei. Wir haben außerdem ein KI-Ethik-Handbuch veröffentlicht, das online allen zugänglich ist.

Qualifikationslücken im Bereich KI schließen

Das Aufkommen generativer KI hat das Innovationstempo stärker erhöht als jeder andere technologische Wandel, den ich bisher erlebt habe. Technische Fachkräfte wie die eingangs erwähnten IT-Fachleute könnten ohne gezielte Aus- und Weiterbildung auf der Strecke bleiben.

Mensch sein im Zeitalter von KI

Unternehmen wie die SAP entwickeln deshalb neue Schulungen und Tools, mit denen sich diese Qualifikationslücken schließen lassen. Im vergangenen Jahr haben wir das ehrgeizige Ziel verkündet, bis zum Jahr 2025 zwei Millionen Entwickler weiterzubilden. Und wir durften uns über 1,5 Millionen neue Lernende freuen, die unsere Schulungsangebote nutzen und Beweis dafür sind, das wir unsere hochgesteckten Ziele sogar übertreffen können. Wir stehen damit jedoch erst am Anfang. Der Bedarf und auch die Chancen sind gewaltig.

Mit der Einführung von AI Foundation on SAP BTP bieten wir Entwicklern eine einfache Möglichkeit, KI-Tools zu suchen und zu nutzen. Über diese zentrale Anlaufstelle haben sie Zugriff auf sofort einsetzbare KI-Services und -Tools, mit denen sie die Entwicklung von Anwendungen mit integrierter generativer KI sicher und zuverlässig beschleunigen können.

Menschen auf der ganzen Welt müssen gleichermaßen von den Vorteilen von KI profitieren können

Im Januar 2023 berichtete das Weltwirtschaftsforum, dass die Kluft zwischen den nördlichen und südlichen Ländern der Welt im Hinblick auf die Vorteile von KI weiter zunimmt. Bildungs- und Karrieremöglichkeiten dürfen nicht nur im Technologiesektor entstehen, sondern müssen auch für unterrepräsentierte Bevölkerungsgruppen zugänglich sein.

Auf dem afrikanischen Kontinent beispielsweise werden bis zum Jahr 2035 mehr junge Menschen ins Berufsleben eintreten als in den übrigen Ländern der Welt zusammen. Durch die Förderung von Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten können der technologische Fortschritt vergrößert und Ungleichheiten verringert werden. Im Rahmen der Initiative SAP Educate to Employ, die gemeinsam mit UNICEF und Generation Unlimited ins Leben gerufen wurde, sollen benachteiligten jungen Menschen in Ländern wie Nigeria, Südafrika und Kenia Möglichkeiten aufgezeigt werden, einen technischen Beruf zu ergreifen.

Die Entwicklung gewinnt weiter an Fahrt. Beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum hat sich die SAP als Mitglied der Global Alliance for Social Entrepreneurship gemeinsam mit Microsoft, EY und anderen Unternehmen der neuen Arbeitsgruppe „AI for Social Innovation“ angeschlossen. Wir wollen gemeinsam Ressourcen mobilisieren, um durch den Einsatz von KI positive Veränderungen beispielsweise in den Bereichen Menschenrechte und Klimaschutz zu bewirken.

KI wird zweifellos die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten, grundlegend verändern. Gemeinsam haben wir die Möglichkeit, diese transformative Technologie so zu gestalten, dass sie verantwortungsvoll und zum Vorteil aller Menschen eingesetzt wird.


Julia White ist Chief Marketing and Solutions Officer und Vorstandsmitglied der SAP.

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Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf der Website des Weltwirtschaftsforums.