Industrial Data Sharing: Wie Manufacturing-X zukunftssichere Innovation für Unternehmen möglich macht

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Eines der größten Hindernisse für den erfolgreichen Abschluss der Digitalisierung der Industrie könnte bald Geschichte sein. Mit Manufacturing-X wird eine neue Art des Datenaustauschs zwischen Industriepartnern möglich – innovativ, selbstbestimmt und vertrauensbasiert.

„Dass die Digitalisierung der Industrie unumgänglich ist – diese Erkenntnis hat sich im Lauf der letzten Jahre durchgesetzt“, sagt Georg Kube, Head of Industry Data Ecosystems bei SAP SE. „Eine Vielfalt von Anwendungsfällen für unterschiedliche Industriezweige und neue Geschäftsmodelle wurden entwickelt. Diese sind auch erfolgreich – aber nur solange die Unternehmen mit anderen Unternehmen zusammenarbeiten, mit denen sie sowieso eine enge Partnerschaft pflegen.“

Möchte bespielweise ein Autobauer seine direkten Zulieferer digital einbinden und fordert zu diesem Zweck von den Partnern alle Daten über die gelieferten Teile an, dann stellen die Zulieferer diese Daten in der Regel bereit, denn das Vertrauensverhältnis zwischen den Partnern ist über Jahre gewachsen.

Anders sieht es aus, wenn Daten von Unternehmen benötigt werden, mit denen es keine direkte Geschäftsbeziehung gibt.

„Ein typisches Beispiel ist etwa die Ermittlung des CO2-Fußabdrucks eines Fahrzeugs“, sagt Georg Kube. „Dafür sind dann plötzlich Informationen über den CO2-Abdruck kleinster Kunststoffteile nötig, die von Unternehmen in der Lieferkette stammen, mit denen die eigene Firma noch nie direkten Kontakt hatte. Da kommt man nicht so ohne weiteres ran.“

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Kundenstimmen zu Manufacturing X

Vertrauen als Katalysator für neue Anwendungsfälle

Aus gutem Grund sind Unternehmen sehr zurückhaltend, wenn es darum geht, Daten frei zu teilen. Aus den Daten lassen sich unter Umständen Rückschlüsse auf ihre Kostenstruktur oder die Art ihrer Produktion ziehen.

„Einerseits zögern wir als Unternehmen, unsere Daten herzugeben, doch auf der anderen Seite sind wir angewiesen auf die Daten der anderen, damit Digitalisierungsszenarien erfolgreich umgesetzt werden können“, erklärt Kube. „Dieses Problem wollen wir im Rahmen von Manufacturing-X durch ein neues ‚Industrial Data Sharing‘ adressieren.“

Manufacturing X wurde unter der seit 2013 bestehenden Plattform Industrie 4.0 ins Leben gerufen mit dem Ziel der Förderung digitaler Ökosysteme und Etablierung eines internationalen Standards für Datenaustausch. Es handelt sich um eine industrieübergreifende Initiative der deutschen Bundesregierung mit verschiedenen Projekten für verschiedene Bereiche der Industrie.

©Plattform Industrie 4.0 (2022)

„Das bekannteste dieser Projekte ist sicherlich Catena-X für die Bereich Automotive“, sagt Kube. „Als verbindendes Element und gemeinsames Ziel all dieser Projekte soll eine neue Form des Datenaustausches etabliert werden.“ Die Daten werden praktisch nur an Gegenüber weitergegeben, mit denen man über einen technischen Mechanismus ein Vertrauensverhältnis hergestellt hat.

„Das Versprechen ist“, so Georg Kube, „dass dann die Digitalisierung, die wir im Moment bis zu 70 Prozent abschließen können, vollumfänglich umgesetzt werden kann.“

Informationstransfer – aber sicher

„Woran es Unternehmen heute am meisten mangelt, ist Wissen“, sagt Kube. „Wir hören von SAP-Kunden immer wieder, dass sie Geld dafür ausgeben würden, zu erfahren, was ihre eigenen Kunden mit den Produkten machen, die sie ihnen verkauft haben.“

Durchgängige Innovationen sind das A und O, damit Kunden ihr gesamtes Potenzial entfalten können

Ein Hersteller von Greifern für Roboter beispielsweise erhält nach dem Verkauf seines Produkts nur wenige Einblicke, wo die Greifer sich befinden und wofür sie eingesetzt werden. Wäre dem nicht so, könnte der Hersteller viel leichter informierte Entscheidungen treffen, welche Generation von Produkten der Markt benötigt oder ob vielleicht ein gänzlich neues Modell entwickelt werden muss.

Doch die Kunden haben die Befürchtung, dass anhand dieser Informationen Rückschlüsse über die Art ihrer Fertigung und das fertige Produkt gezogen werden könnten oder ihnen vielleicht diese Art der Anwendung untersagt wird.

Mit Manufacturing-X wurde ein Szenario geschaffen, in dem die Datensouveränität beim Besitzer der Daten bleibt, die Daten jedoch in einem engen Rahmen mit einem legalen und technischen Überbau, der Missbrauch verhindert, zur Verfügung gestellt werden können. Das ist der Kern einer ganzen Reihe von Anwendungsfällen in Bereichen wie Manufacturing-as-a-Service, Sustainability und anderen.

„Diese Anwendungsfälle existieren im Grunde genommen auch unabhängig von Manufacturing-X“, erklärt Georg Kube. „Die meisten sind weder neu noch originell. Sie ließen sich nur nie zu 100 Prozent umsetzen, weil das Vertrauen in den Datenaustausch fehlte – und Manufacturing-X schafft dafür endlich die Voraussetzungen.“

Die Rolle von SAP

Der Walldorfer Softwarekonzern hat ein starkes Interesse daran, dass wir die Digitalisierung unserer Kunden abschließen können.

„Die Digitalisierung der Industrie funktioniert sehr gut mit SAP-Produkten“, sagt Heiko Flohr, Head of Product Management SAP for Discrete Industries & Industry Networks bei SAP SE. „Es gibt kein Unternehmen, das nicht in irgendeiner Weise SAP einsetzt, um seine Next-Generation-Prozesse zu digitalisieren. Deshalb ist es aus unserer Sicht eindeutig, dass wir diesen sich etablierenden Industriestandard für Datenaustausch unterstützen und vorantreiben müssen.“

„Vor allem mittelständische Unternehmen leiden unter der Nichtverfügbarkeit von Daten,“ sagt Georg Kube. „Für diese Kundengruppe bieten wir mit GROW with SAP ein umfangreiches, leicht zu konsumierendes Applikationsportfolio an. Ziel ist es, das Industrial Data Sharing nach Manufacturing-X-Standards als einen festen Teil dieses Portfolios zu etablieren und unsere Kunden dadurch in die Lage zu versetzen, mit ihren Supply Chains effektiver und vertrauensvoller zusammenzuarbeiten“.

Im Rahmen von Manufacturing-X sollen neue souveräne Datenaustauschformate für die Industrie entstehen, die auf europäischen Werten wie Transparenz, Kontrollierbarkeit, Portabilität und Interoperabilität basieren. „Wir arbeiten sehr kollaborativ und umsetzungsorientiert in diversen industriespezifischen Initiativen, um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen“, sagt Mirko Paul, Head of Industry Cloud Architecture bei SAP. „Basierend auf modernsten cloudbasierten Architekturen und dem skalierbaren Technologiestandard der SAP Business Technology Platform stellen wir sicher, dass diese neuen Standards von Beginn an mit SAP-Applikationen kompatibel und für die relevanten Geschäftsprozesse vorintegriert sind.“

Gleichzeitig öffnet SAP eigene Produkte und Applikationen, die bereits heute auf dem Markt sind. Produkte und Lösungen wie SAP Digital Manufacturing, SAP Service Management, die Produkte im Bereich Supply Chain und Sustainability – sie alle sollen mit Konnektoren ausgestattet werden, die es ihnen ermöglichen, mit diesem neuen Standard zu arbeiten.

Manufacturing-X in einer sicheren Umgebung ausprobieren – so geht’s

Für Manufacturing-X-Projekte besteht bereits eine hohe Nachfrage nach einer Test- und Validierungsumgebung, in welcher mögliche Anwendungsfälle einfach und ohne komplexe Implementierung eines produktiven Systems ausprobiert werden können. Solch eine Testumgebung stellen SAP und der Smart Systems Hub bereit. Sie ermöglicht es KMUs, Start-ups und Großunternehmen, den technologischen Rahmen von Manufacturing-X-Projekten zu erkunden und die Mehrwerte für ihre individuellen Use Cases herauszustellen. In einem Sandbox-System können interessierte Unternehmen eigene Entwicklungen testen und implementieren sowie echte Datentransfers in einer sicheren und souveränen Umgebung durchführen. Der Smart Systems Hub und SAP stellen dafür die technologische Infrastruktur und ein entsprechendes Onboarding bereit und unterstützen methodisch. Wenn Sie Interesse haben, die Möglichkeiten der gemeinsamen Nutzung von Daten im Kontext von Manufacturing-X für Ihr Unternehmen zu erkunden, wenden Sie sich an Markus Reisch, Ansprechpartner für Manufacturing-X beim Smart Systems Hub (mr@smart-systems-hub.de).

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