In einem gemeinsamen Co-Innovationsprojekt haben der SAP-Kunde Etienne Lacroix Group, der SAP-Partner STMS und das SAP Co-Innovation Lab (COIL) einen Prototyp für eine Lösung mit generativer KI entwickelt, die Versandetiketten für Gefahrengüter erstellt.
Als weltweit führender Anbieter von Feuerwerk versendet die französische Pyrotechnik-Firma Etienne Lacroix ihre Produkte weltweit und hat Veranstaltungen wie die Feuerwerkshow zur Eröffnung des Burj Khalifa in Dubai und die Feierlichkeiten zum französischen Nationalfeiertag am 14. Juli unterstützt.
Die Logistik spielt für den globalen Akteur im Pyrotechnik-Sektor eine wichtige Rolle, da der internationale Versand von Gefahrengütern wie Feuerwerk besondere Vorsichtsmaßnahmen erfordert. Etiketten enthalten in der Regel Warnpiktogramme und komplexe regulatorische Informationen in verschiedenen Formaten. Empfänger wie Zollbeamte müssen auf einen Blick erkennen können, mit welcher Art von Waren sie es zu tun haben, welche Vorkehrungen für den Weiterversand erforderlich sind, und wer befugt ist, die Fracht zu öffnen.
„Darüber hinaus haben Kunden ihre eigenen speziellen Anforderungen“, erklärt Eric Marini, Direktor für Informationssysteme bei Etienne Lacroix. „Außerdem gibt es unterschiedliche Farbcodierungen für Gefahrgut, je nach Zielland. Rot kann in europäischen Ländern Gefahr bedeuten, in China zum Beispiel steht es für Feierlichkeiten. Grün hat im Nahen Osten eine andere Bedeutung als in den USA und so weiter.“
Mit so vielen unterschiedlichen Vorschriften weltweit ist das Etikettieren der Sendungen am Ende der Produktionskette nicht nur zeitaufwendig, sondern birgt auch ein hohes Fehlerpotenzial.
Mit Unterstützung des SAP-Partners STMS und SAP wurde nun ein Prototyp für eine generative KI-Lösung entwickelt, mit der es möglich sein wird, die Mitwirkung von Menschen auf ein Minimum zu reduzieren.
Business AI Co-Innovationsprojekt mit SAP-Partner STMS
Anfang 2024 nahm Sébastien Faure, Geschäftsführer bei STMS SOLUTIONS, einem langjährigen Partner sowohl von SAP als auch von Etienne Lacroix, an einem Hack2Build-Event teil, bei der SAP-Partner SAP-Technologie nutzen, um die Probleme ihrer Kunden zu adressieren. Die Idee für einen Anwendungsfall mit generativer KI kam auf, und STMS sprachen ihren langjährigen Kunden Etienne Lacroix an.
Zu diesem Zeitpunkt waren IT- und Geschäftsexperten bei Etienne Lacroix sehr daran interessiert, wie generative KI ihnen dabei helfen könnte, ihre Prozesse einfacher zu gestalten.
„Aber ich muss zugeben, ich war auch ein wenig skeptisch“, sagt Eric Marini. „Jeder redet derzeit über KI, darüber, wie man sie in die Industrie einführen kann und welche großen Vorteile wir daraus ziehen werden. Aber es gibt wenig konkrete Vorschläge, wie man sie so implementieren kann, dass das Unternehmen davon profitiert.“
„Gemeinsam haben wir die Probleme des Unternehmens betrachtet und mögliche Anwendungsfälle mit dem SAP Co-Innovation Lab diskutiert“, sagt Sébastien Faure. „Die zentrale Anforderung war, dass sie KI helfen sollte, menschliche Aufgaben zu vermeiden, die fehleranfällig sind und keinen echten Mehrwert bringen.“
Supply Chain Anwendungsfall mit genAI
Schnell stellte sich heraus, dass die Erstellung von Versandetiketten eine Aufgabe war, die viel Zeit und Konzentration erfordert und die derzeit von Mitarbeitern durchgeführt wird. Das große Potenzial für den Einsatz von generativer KI war offensichtlich.
„Mit Unterstützung von Experten der SAP-Partnerorganisation konnten wir eine Fiori-App auf der SAP Business Technology Plattform (BTP) und SAP S/4HANA entwickeln, um KI zu organisieren und zu nutzen“, sagt Sébastien Faure. „Anschließend holten wir Feedback von den Geschäftsexperten bei Etienne Lacroix ein und brachten im nächsten Schritt den generativen Aspekt ein.“
Um die Anforderungen ihres Kunden zu erfüllen, sammelten die Entwickler von STMS alle notwendigen Daten und erstellten ein Modell auf der SAP HANA Cloud Vector Engine.
Die 2024 neu eingeführte SAP HANA Cloud Vector Engine sorgt dafür, dass SAP Business AI Kunden und Partner große Sprachmodelle (LLMs) auf der multimodalen Datenbank SAP HANA Cloud wesentlich umfassender nutzen können. Im Fall von Etienne Lacroix war das LLM ChatGPT 3.5 Turbo.
„Technisch nutzt dieser Prototyp alles, was SAP derzeit in Bezug auf KI zu bieten hat“, sagt Sébastien Faure. „Die App verwendet SAP GenAI Hub und SAP HANA Cloud Vector Engine, um alle notwendigen Informationen abzurufen und das Etikett zu generieren.“
Die verbleibende Aufgabe für die Mitarbeitenden besteht darin, zu überprüfen, ob alles auf dem Etikett korrekt ist. „Das war die wichtigste Anforderung“, sagt Eric Marini. „Menschliche Intervention muss gewährleistet sein, wie bei allen KI-Anwendungsfällen.“
„Der generative Aspekt macht hier den Unterschied“, sagt Miliau Pape vom SAP Co-Innovation Lab. Das LLM schlägt vor, was auf dem spezifischen Etikett stehen sollte (z. B. Warnpiktogramme), basierend auf rechtlichen Vorschriften, historischen Kundenanforderungen, kulturellen Standards und so weiter. Die Retrieval Augmented Generation (RAG) versorgt das LLM mit Kontext und macht das Ergebnis relevant und zuverlässig. „Einfach ausgedrückt: Wenn die KI so kreativ wie möglich sein will, bietet die RAG Leitplanken, damit sie nicht kompletten Unsinn produziert.“
Für jede Sendung wird über einen Prompt das Ziel bezogen, die Versandroute, spezifische Kundendaten wie den Speicherort und die Sprache, die dieser Kunde beim letzten Mal anforderte, oder die Farben oder Zeichen, die anzeigen, dass die Sendung Gefahrgüter enthält und nur von Experten mit einer bestimmten Zertifizierung geöffnet werden darf.
„Mein erster Gedanke, als ich das sah, war – einfach ausgedrückt – WOW“, sagt Eric Marini. „Wow, sie haben es tatsächlich geschafft. Wow, das wird unser Leben einfacher machen. Dieser Anwendungsfall mit generativer KI mag im Moment noch ein Prototyp sein, aber es ist eine umsetzbare Idee, ein echter Anwendungsfall für ein echtes Problem in unserem Unternehmen.“
„Die Welt des Möglichen zeigen, die Grenzen der Technologie erweitern – das ist der Zweck der Übung“, sagt Miliau Pape.
Die Etienne Lacroix Group migriert derzeit auf S/4HANA. Da sich die Komponenten der App bereit auf der SAP Business Technology Platform befinden, ist der Go-Live für 2025 geplant.
„Unser ERP-System war veraltet und bei den Anwendern nicht mehr sehr beliebt“, sagt Eric Marini. „Die Migration auf S/4HANA verschafft uns Zugang zu den neuesten Technologien wie genAI. Das motiviert die Nutzer, wieder die Verantwortung für ihre IT-Lösungen zu übernehmen und bringt unser Geschäft und unsere IT zusammen. Insgesamt ermöglicht das unserem Unternehmen, das Potenzial unseres SAP-Systems voll auszuschöpfen.“
Er fügt hinzu: „Die genAI-Lösung für die Etikettierung von Sendungen ist ein greifbarer Beweis für die Leistungsfähigkeit von KI – ein echter Anwendungsfall, und wir haben ihn in unserem Unternehmen“, sagt Eric Marini. „Es ist ein sehr entscheidender erster Schritt auf unserem Weg, KI in unsere Prozessen einzubauen.“