In den zurückliegenden Jahren hat das Weltwirtschaftsforum in Davos immer wieder die zunehmende Zersplitterung der Welt thematisiert – sowohl innerhalb von Gesellschaften als auch zwischen Nationen. Gleichzeitig setzen viele Davos-Teilnehmer große Hoffnungen in Künstliche Intelligenz. Die Erwartung ist, dass sie auf vielen Gebieten bedeutende Fortschritte bringen wird.

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Gerade weil ich für ein Unternehmen arbeite, das die Vorteile von KI für Unternehmen und Gesellschaften nutzbar macht, bin ich überzeugt, dass diese Hoffnungen berechtigt sind. KI kann Volkswirtschaften produktiver und widerstandsfähiger machen, indem sie Prozesse effizienter macht und Unternehmen dabei unterstützt, Antworten auf disruptive Ereignissen wie globalen Handelskrisen, Naturkatastrophen oder regionale Konflikten zu finden. KI kann auch eine wichtige Rolle dabei spielen, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, den Klimawandel zu bekämpfen und dessen Auswirkungen zu mindern.

Die zunehmende Fragmentierung unserer Welt schränkt jedoch unsere Fähigkeit ein, die Möglichkeiten von KI voll auszuschöpfen. KI ist immer nur so gut, wie die Daten, auf die sie zugreifen und mit denen sie arbeiten kann. Je mehr Einschränkungen und politische Barrieren wir der KI auferlegen, desto weniger profitieren unsere Länder und Unternehmen von ihrem positiven Potenzial. Die Fragmentierung unserer Welt hindert uns also daran, den größtmöglichen Nutzen aus KI ziehen.

Um ein derart umfangreiches, komplexes und globales Problem zu lösen, müssen wir es in kleinere Herausforderungen aufteilen, die leichter zu bewältigen sind. Wie also können wir die Zersplitterung unserer Welt umkehren und KI Schritt für Schritt zu einem starken Motor für den Fortschritt machen?

1. Auf Unternehmensebene anfangen

Der Weg beginnt in unserem unmittelbaren Umfeld – im eigenen Unternehmen, der eigenen Organisation. Die Migration der Unternehmenssoftware in die Cloud ist ein essenzieller erster Schritt. Denn die Cloud ist notwendig, um Daten umfassend für KI zugänglich zu machen. Dank Cloudtechnologie können KI-Apps zudem einfach, kosteneffizient – sogar automatisch – auf dem neuesten Stand gehalten werden.

Darüber hinaus bietet integrierte Cloudsoftware eine standardisierte Umgebung für Daten und Prozesse. Das macht es für Unternehmen leichter, im gesamten Unternehmen strukturierte, fehlerfreie und konsistente Daten zu gewährleisten, die dann reibungslos auch für starke KI-Anwendungen genutzt werden können.

2. Branchenspezifische Ökosysteme aufbauen

Der zweite Schritt besteht darin, Unternehmen in Netzwerken zusammenzubringen. Denn damit Firmen produktiver, widerstandsfähiger und nachhaltiger werden, müssen sie intensiver als bisher Informationen mit Lieferanten, Kunden und Innovationspartnern austauschen – manchmal mit vielen Tausenden an der Zahl. Im Zeitalter von KI ist der Aufbau solcher intelligenter Geschäftsnetzwerke noch wichtiger als zuvor. Denn je weitreichender und umfassender Unternehmen Informationen teilen, desto besser und wirkungsvoller werden die KI-Anwendungen sein, die sie nutzen. Das gesamte Ökosystem steigert dann seine Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit.

3. Gemeinsame internationale Regeln schaffen

Der dritte Schritt besteht darin, gemeinsame internationale Regeln für den verantwortungsvollen Einsatz von KI zu schaffen. Regierungen und Regulierungsbehörden können unnötige Hindernisse für den Datenaustausch innerhalb und zwischen Ländern abbauen. Sie können außerdem dafür eintreten, Vorschriften rund um KI international so weit wie möglich anzugleichen und zu harmonisieren, insbesondere zwischen den großen Wirtschaftsräumen Nordamerika, China und Europa.

Gleichzeitig müssen wir auf internationaler Ebene wieder mehr gegenseitiges Vertrauen aufbauen. Mangelndes Vertrauen ist wohl die Hauptursache der gegenwärtigen globalen Zersplitterung – und das größte Hindernis für Zusammenarbeit.

Unternehmen können Vertrauen schaffen, indem sie sich über Grenzen hinweg auf einheitliche Regeln für Datennutzung, Datenschutz und verantwortungsvolle, ethische KI einigen. Solche „Vertrauensbündnisse“ sind für das Teilen von Daten förderlich.

Das KI-Puzzle zusammensetzen

Der Einsatz von Cloudtechnologie im Unternehmen, Geschäftsnetzwerke über Unternehmensgrenzen hinweg, und ein stärker harmonisiertes globales Umfeld, das von Vertrauen geprägt ist – all das reduziert Zersplitterung, fördert Zusammenarbeit und Austausch, und trägt dazu bei, dass wir in Zukunft noch größeren Nutzen aus KI ziehen können.

Wie bei einem Puzzle mit 10.000 Teilen ist der Anfang sicherlich schwierig. Doch wenn die ersten Puzzleteile erst einmal zusammengefügt sind, lässt sich das große Ganze erkennen und der Fortschritt beschleunigt sich.

Es liegt heute an uns, das KI-Puzzle zusammensetzen und die Zersplitterung unserer Welt zu reduzieren – Schritt für Schritt. Dann wird es uns auch gelingen, das Potenzial von KI voll auszuschöpfen – nicht nur zum Wohl einiger, sondern zum Wohl vieler.


Christian Klein ist CEO der SAP SE.

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Der Blog erschien im Original auf der World Economic Website.