Volkswagen, einer der führenden Automobilhersteller, treibt den Umstieg auf Elektrofahrzeuge voran. Für das Unternehmen mit Sitz in Wolfsburg kann dies nur gelingen, indem es die Wertschöpfungskette der Batterie vertikal integriert. Daher ergriff Volkswagen die Initiative und gründete 2022 das Batterieunternehmen PowerCo.

„PowerCo wird hochwertige Batteriezellen für den VW-Konzern entwickeln und damit in Serienproduktion gehen“, versicherte Andreas Eckle dem Publikum auf der Hannover Messe. Eckle ist CIO der PowerCo SE. „Die Gigafactories sind als Standardfabriken konzipiert.“ Dies stelle sicher, dass an allen Standorten dieselben Prozesse, dasselbe Equipment und dieselben Arbeitsabläufe verwendet würden, wie er erläuterte.

How Tech Standards Help Drive Growth for PowerCo

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How Tech Standards Help Drive Growth for PowerCo

Von null auf drei neue Gigafabriken

„Der Bau der ersten Standardfabrik in Salzgitter, nur etwa 70 Kilometer von Hannover entfernt, läuft auf Hochtouren. Nach ihrem Vorbild werden alle anderen PowerCo-Gigafabriken entworfen“, so Eckle. In Deutschland werden die ersten Zellen ab 2025 produziert; bald darauf wird es auch an den Standorten im spanischen Valencia und im kanadischen St. Thomas losgehen. Die jährliche Produktionskapazität des Werks in Salzgitter soll künftig bei bis zu 40 GWh liegen – genug für etwa 500.000 Elektrofahrzeuge. Die drei Gigafabriken in Europa und Nordamerika werden ein Gesamtvolumen von bis zu 200 GWh erreichen.

Eckle wies darauf hin, dass die Herstellung von Batteriezellen komplettes Neuland für Volkswagen sei. „Es geht nicht mehr um den Bau von Autos, sondern um Chemie. Wir durchlaufen den gesamten Prozess vom Rohstoffabbau über die fertige Zelle bis zu deren Recycling“, erklärte Eckle. Die Zellfertigung ist zugleich ein Nachhaltigkeitsthema, weshalb PowerCo sicherstellen muss, dass die gesamte Lieferkette die Nachhaltigkeitsstandards von Volkswagen einhält. Das Unternehmen wird neue Geschäftsmodelle zur Wiederverwendung alter Fahrzeugbatterien und zum Recycling der darin enthaltenen wertvollen Rohstoffe integrieren.

Bei der Batteriezellenherstellung fing man ganz von vorne an: Vor 24 Monaten musste nicht nur die Fabrik gebaut werden. Auch die Mitarbeitenden für das Start-up-Unternehmen galt es anzuwerben. Mittlerweile zählt PowerCo 1.500 Beschäftigte in verschiedenen Bereichen, von Forschung und Entwicklung bis zum Betrieb, und sie bilden die Grundlage für das Unternehmenswachstum. Dasselbe galt für die IT-Landschaft: Sie musste ebenfalls komplett neu eingerichtet werden.

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Schnellere Implementierung dank Standards

Eckle betonte: „Wir müssen eine sehr hohe Nachfrage nach Elektrofahrzeugen bedienen, und nach unserer Einschätzung funktioniert das nur mit den richtigen Standards.“ Stephan Fester, Global Battery Best Practice Lead bei SAP, der zusammen mit Eckle auf der Bühne stand, stimmte dem zu: „Ohne Standards verfügen Sie niemals über die notwendige Effizienz, um in so kurzer Zeit eine Fabrik dieser Größenordnung zu errichten.“ Fester beschrieb, wie SAP und PowerCo 2022 gemeinsam in nur zwei Tagen einen Projektumfang für die erste Phase festlegten.

2023 richtete das Projektteam ein System für SAP S/4HANA Cloud ein und führte drei Produktivstarts durch. Am Anfang standen die Prozesse, die Start-ups in der Regel sofort benötigen: „Die erste Aufgabe bestand darin, Gelder zu verwalten und auszugeben sowie Leute zu finden, einzustellen und zu managen“, erzählte Fester. Er berichtete dem Publikum, dass die Projektpartner irgendwann im März oder April von der großen Eröffnungsfeier erfuhren, die für den Produktivstart von PowerCo geplant war.

Angesichts dieser knappen Frist begannen sie mit dem beschleunigten Implementierungsservice für Recruiting, Onboarding und Workforce Management mit SAP-SuccessFactors-Lösungen. „Normalerweise dauert das zwölf Wochen“, erinnerte sich Fester „Das SAP-Team meinte, es würde in der Regel mindestens acht Wochen dauern, aber PowerCo gab uns gerade einmal fünf Wochen Zeit!“ Dies sei ein gutes Beispiel, erklärte er, wie ein Standard die Implementierung beschleunigen könne. Außerdem wurden die Anwendungen Materialbuchhaltung, Finanzabschluss und Lieferantenrechnungsverwaltung eingerichtet.

„Ein weiterer sehr wichtiger Erfolgsfaktor war, dass wir als SAP das Konzept nach unserem Verständnis der Anforderungen entwickelt haben. PowerCo hat es geprüft und bestätigt“, so Fester. „Was PowerCo wollte, haben wir damals nicht gefragt, denn zu dem Zeitpunkt konnte das Start-up noch nicht angeben, was es brauchte. Wir waren mit dem Geschäftsfeld vertraut und gestalteten und implementieren das Konzept auf Grundlage unserer Erfahrung.“

Aufeinander abgestimmte Geschäfts- und IT-Planung

Im Juni 2023 stellte das Projektteam die erste Version für das Logistikmanagement bereit. Fester erläuterte das Konzept: „Wir haben den Plan für die Errichtung der Fabrik mit dem IT-Plan synchronisiert. Wenn wir wissen, dass der erste LKW an einem bestimmten Tag in der Fabrik ankommen wird, bedeutet dies, dass die Funktionen zum Verwalten des LKWs und zur Abwicklung der Materialbewegungen vorab verfügbar sein müssen.“

Im November wurden erweiterte Logistikprozesse wie Lagerprozesse, Chargenverwaltung und Leihgutverwaltung implementiert. Anfang 2024 folgte der Produktivstart von SAP Integrated Business Planning und weitere Logistikprozesse wurden eingeführt. Die nächste Phase mit SAP Product Lifecycle Management und anderen Systemen ist bereits geplant und eingerichtet.

Voll betriebsbereit in sechs Monaten

„Wir haben in weniger als sechs Monaten ein Cloud-ERP-System eingerichtet, und zwar voll funktionsfähig“, betonte Fester. PowerCo-CIO Eckle fügte hinzu, dass dieser Zeitplan nur funktioniert habe, weil man kritische Fehler im Taskforce-Modus schnell und effektiv behoben habe. Der Erfolg des SAP-S/4HANA-Implementierungsprojekts wird auch durch den SAP Quality Award deutlich, den PowerCo 2024 verliehen bekam. „Wir sind stolz auf das, was wir erreicht haben“, schloss Eckle, „aber wir haben noch einen langen Weg vor uns. Die Eröffnung der Fabrik in Salzgitter stellt den ersten großen Meilenstein dar und es folgen noch zwei weitere Fabrikeröffnungen.“

PowerCo ist nun gut für die zukünftige Geschäftsentwicklung aufgestellt. Das aktuelle Cloud-ERP-System dient als zentrale Grundlage für die Zellproduktion. Es wird auch künftige Geschäftsmodelle unterstützen, wie das Batteriezellen-Recycling und das Geschäft mit Energiespeichersystemen.

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