Aufgrund der Mischung aus geopolitischen Spannungen, wirtschaftlicher Instabilität und deutlichen Lieferkettenverschiebungen hat die Beschaffung zunehmend an Bedeutung gewonnen. Während sie früher hauptsächlich auf Kostensenkungen abzielte, hat sie sich nun zu einer Abteilung entwickelt, die Wertschöpfung vorantreibt und globale Risiken steuert. Folglich sind Unternehmen heute gezwungen, ihre Arbeitsweisen zu überdenken und die Beschaffungsabteilung zu transformieren – von einer unterstützenden Abteilung im Hintergrund zu einem wichtigen strategischen Partner.
Eine von SAP gesponserte umfassende Studie des Think Tank Economist Impact unterstreicht, dass sich die Wahrnehmung der Beschaffung verändert und zeigt, dass das Vertrauen in die Fähigkeit der Abteilung, zum geschäftlichen Erfolg beizutragen, stetig wächst. Bereits das vierte Jahr in Folge haben SAP und Economist Impact gemeinsam an einer Studie gearbeitet. Die Umfrage beruht auf einer weltweiten Befragung von mehr als 2.000 Führungskräften der obersten Führungsebene.
In dem Bericht mit dem Titel „The Resilient Edge: Procurement in an Era of Polycrisis“ wird betont, dass die Beschaffungsabteilung immer mehr Einfluss hat, wenn es darum geht, den Einsatz von Künstlicher Intelligenz voranzutreiben und die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Der Bereich sieht sich jedoch weiterhin mit Hindernissen konfrontiert, wenn es um größere Einflussnahme geht, denn er muss bereit sein, neue Technologien zu nutzen und muss die Mitarbeitenden für die Zukunft rüsten.
Der allgemeine Trend ist nach wie vor klar: Da die Beschaffung einem grundlegenden Wandel unterzogen ist, spielt sie nun eine wichtige Rolle in der Unternehmensstrategie.
Wachsendes Vertrauen verhilft Beschaffung zu strategischem Wert
Unternehmen müssen sind heute mit mehreren Krisen konfrontiert, die gleichzeitig auftreten und sich gegenseitig beeinflussen. Die sogenannte „Polykrise“ umfasst Umweltschocks, Transportverzögerungen und immer umfangreichere regulatorische Auflagen. Zölle haben jüngst wirtschaftliche Störungen verursacht, die Unternehmen in allen Branchen dazu veranlasst haben, schnelle Lösungen zu finden, um Preiserhöhungen zu vermeiden.
Um den Umgang mit diesen Unsicherheiten zu meistern, müssen Führungskräfte in der Beschaffung höhere Risiken eingehen. Laut der Studie von Economist Impact ist das geopolitische Risiko die größte Sorge aller Führungskräfte in der Beschaffung. Für 64 Prozent der Befragten steht dieses Thema in den nächsten 12 bis 18 Monaten an erster Stelle. 2024 waren es gerade einmal 30 Prozent. Dieser Anstieg ist sowohl auf die wachsende Komplexität globaler Abläufe als auch den steigenden Einfluss der Beschaffung zurückzuführen.
Da die Risiken immer vielschichtiger und höher werden, übernehmen Beschaffungsexperten eine Rolle, die über die reine Kostensenkung bei der Materialbeschaffung hinausgeht. Stattdessen entwickeln sie robuste Strategien zur Identifizierung, Bewertung und Minderung dieser Risiken. Diese strategische Neuausrichtung spiegelt sich auch im wachsenden abteilungsübergreifenden Vertrauen wider. 78 Prozent der Befragten gaben an, dass sie auf die Fähigkeit der Beschaffungsabteilung, externe Risiken zu bewältigen, vertrauen – und signalisierten damit den steigenden Wert der Beschaffung als strategischer Partner.
KI ist von zentraler Bedeutung in der Beschaffung
Von der Verarbeitung von Nachfragesignalen über die Aktivierung der Szenarioplanung bis hin zur Automatisierung routinemäßiger Workflows – mit KI lassen sich die Möglichkeiten der Beschaffung deutlich ausbauen.
Der Bericht von Economist Impact weist darauf hin, dass Unternehmen in den nächsten 12 bis 18 Monaten der KI-Kompetenz deutlich höhere Priorität einräumen werden als jeder anderen Qualifikation. Und diese Kompetenz umfasst auch die Durchführung vorausschauenden Analysen und Bedarfsprognosen und den Umgang mit Datenverzerrung (Data Bias) und Datenschutzbedenken. Für Beschaffungsteams sind diese Fähigkeiten unerlässlich, denn sie müssen schnell auf unerwartete Störungen reagieren.
Vor allem aber wird KI bei der kontinuierlichen Transformation in der Beschaffung von zentraler Bedeutung sein. Eine überwältigende Mehrheit von 89 Prozent der Befragten ist zuversichtlich, dass die Einführung und gezielte Nutzung von KI ihnen ermöglichen wird, sowohl die Effizienz als auch die Produktivität in ihrem Unternehmen zu steigern. Dieses Vertrauen beruht auf konkreten Vorteilen, die KI bieten kann. Dazu zählen unter anderem die frühzeitige Erkennung von Nachfragesignalen, die Optimierung der Lieferantenperformance sowie die Simulation verschiedener Risikoszenarien. Sie alle führen zu einer besseren Entscheidungsfindung.
Einfach ausgedrückt: KI ist nicht mehr nur eine Option, sondern entscheidend für die Bedeutung und den Erfolg des Beschaffungswesens.
Bessere Ergebnisse bei Umweltauswirkungen
Das Thema Nachhaltigkeit steht bei Unternehmen inzwischen ganz oben auf der Tagesordnung. Die Beschaffungsabteilungen spielen hierbei eine zentrale Rolle, da sie dafür verantwortlich sind, die Emissionen der Lieferanten zu kontrollieren und die Einhaltung ethischer Arbeitspraktiken zu gewährleisten. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Befragten nannten Nachhaltigkeit als oberste strategische Priorität für die kommenden 12 bis 18 Monate.
Eine abteilungsübergreifende Zusammenarbeit ist hier von zentraler Bedeutung. Durch sie gelingt es den Beschaffungsabteilungen, sich an den wichtigsten finanziellen und ökologischen Zielen des Unternehmens auszurichten. Tools wie ESG-Scorecards und Dekarbonisierungspläne für Lieferanten sind nun gängige Praxis und werden eingesetzt, um Umweltauswirkungen zu messen. Diese Innovationen helfen Unternehmen, steigende Erwartungen von Kunden, Aufsichtsbehörden und Aktionären zu erfüllen und gleichzeitig langfristige operative Risiken zu reduzieren.
Die geschilderten Entwicklungen zeigen, dass die Beschaffungsabteilungen Nachhaltigkeit nicht nur unterstützen, sondern auch vorantreiben.
Beschaffung am Wendepunkt: von Kosteneinsparungen zu strategischen Wertbeiträgen
Die Kostenkontrolle bleibt eine Kernaufgabe der Beschaffung, doch der Fokus heutiger Beschaffungsteams verschiebt sich gerade – von taktischen Maßnahmen zur Kostensenkung hin zu strategischen Wertbeiträgen, die helfen, die Flexibilität zu erhöhen, Innovationen zu fördern und die Reputation des Unternehmens zu stärken.
Um diese doppelten Anforderungen zu erfüllen, setzen Unternehmen auf Beschaffungstechnologien wie die Beschaffungslösungen von SAP Ariba. Diese ermöglichen es, wichtige Prioritäten umzusetzen und gleichzeitig Silos im gesamten Unternehmen abzubauen.
Am 26. Juni nahm Etosha Thurman, Chief Marketing Officer für Finance and Spend Management bei SAP, an einem Webinar von Economist Impact teil. In der Veranstaltung mit dem Titel „Measuring up: Balancing risks and goals for strategic procurement“ wurde erörtert, wie Unternehmen effektive Beschaffungsstrategien entwickeln können, die zu messbaren Ergebnissen führen. Darüber hinaus wurde in dem Webinar der Frage nachgegangen, wie es der Beschaffung gelingen kann, den Druck, unmittelbar Ergebnisse erzielen zu müssen, mit den langfristigen Zielsetzungen in Einklang zu bringen – ein Thema, das heute wichtiger denn je ist. Wenn Sie Interesse an dem Thema haben, schauen Sie hier das Video.
Gordon Donovan ist Global Vice President des Bereichs Research, Procurement, and External Workforce bei SAP.



